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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.

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Thomas Babington Macaulay
Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. / Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20

Neunzehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie

Wilhelm’s auswärtige Politik

Während England einestheils durch die Besorgniß einer Invasion, andrentheils durch die Freude über seine durch die Tapferkeit seiner Seeleute erwirkte Befreiung bewegt wurde, fanden wichtige Ereignisse auf dem Continent statt. Am 6. März war der König im Haag angekommen und hatte seine Anstalten für den bevorstehenden Feldzug zu treffen begonnen.1

Die vor ihm liegende Aussicht war trübe. Die Coalition, deren Schöpfer und Oberhaupt er war, schwebte seit einigen Monaten in steter Gefahr, sich aufzulösen. Durch welche unermüdliche Anstrengungen, durch welche sinnreiche Mittel und Wege, durch welche Schmeicheleien, durch welche Lockungen es ihm gelang, seine Verbündeten abzuhalten, sich einer nach dem andren Frankreich zu Füßen zu werfen, läßt sich nur unvollkommen ermitteln. Die vollständigste und authentischeste Aufzählung der Mühen und Opfer, durch welche er acht Jahre lang eine Schaar kleinmüthiger und verrätherischer, das gemeinsame Interesse nichtachtender und auf einander eifersüchtiger Potentaten zusammenhielt, findet sich in seiner Correspondenz mit Heinsius. In dieser Correspondenz ist Wilhelm ganz er selbst. Er hatte im Laufe seines ereignißvollen Lebens einige wichtige Aufgaben zu lösen, für die er nicht besonders befähigt war, und diese Aufgaben löste er unvollkommen. Als Souverain von England zeigte er Talente und Tugenden, die ihm zu einer ehrenvollen Erwähnung in der Geschichte berechtigen; allein er hatte auch große Mängel. Er war bis zum letzten Augenblick ein Fremder unter uns, kalt, zurückhaltend, niemals heiter, niemals sich wohl fühlend. Sein Königreich war ein Verbannungsort, seine schönsten Paläste waren Gefängnisse. Er zählte stets die Tage, welche noch vergehen sollten, ehe er sein Geburtsland, die beschnittenen Bäume, die Flügel zahlloser Windmühlen, die Storchsnester auf den hohen Giebeln und die langen Reihen bunter Landhäuser, die sich in den ruhigen Kanälen spiegeln, wiedersehen sollte. Er bemühte sich gar nicht, die Vorliebe zu verbergen, die er für seinen heimathlichen Boden und für seine Jugendfreunde empfand, und daher herrschte er nicht in unseren Herzen, obwohl er unsrem Vaterlande große Dienste leistete. Auch als General im Felde bewies er einen seltenen Muth und eine seltene Tüchtigkeit; aber als Taktiker stand er manchen seiner Zeitgenossen nach, die ihm in allgemeiner geistiger Befähigung weit nachstanden. Das Geschäft, für das er sich ganz vorzüglich eignete, war die Diplomatie im höchsten Sinne des Worts. Es darf bezweifelt werden, ob er in der Kunst große Unterhandlungen zu leiten, von denen das Wohl der Völkerrepublik abhängt, je übertroffen worden ist. Seine Geschicklichkeit in diesem Zweige der Politik wurde niemals strenger erprobt und glänzender bewiesen als während des letzten Theils des Jahres 1691 und des ersten Theils des Jahres 1692.

Die nordischen Mächte

Eine seiner Hauptschwierigkeiten wurde durch die finstre und drohende Haltung der nordischen Mächte hervorgerufen. Dänemark und Schweden hatten einmal geneigt geschienen, sich der Coalition anzuschließen, aber sie waren bald wieder kühl geworden und nahmen rasch eine immer feindseligere Haltung an. Von Frankreich glaubten sie wenig zu fürchten zu haben. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß seine Armeen über die Elbe gehen oder daß seine Flotten den Durchgang durch den Sund erzwingen würden. Aber die vereinte Seemacht England’s und Holland’s konnte wohl in Stockholm und Kopenhagen Besorgnisse erwecken. Bald entstanden unangenehme seerechtliche Fragen, Fragen, wie sie fast in jedem ausgedehnten Kriege der Neuzeit zwischen Kriegführenden und Neutralen aufgetaucht sind. Die skandinavischen Fürsten beschwerten sich darüber, daß der berechtigte Handel zwischen der Ostsee und Frankreich despotischerweise unterbrochen worden sei. Obwohl sie im allgemeinen nicht auf einem sehr freundschaftlichen Fuße miteinander gestanden, begannen sie doch jetzt sich eng an einander anzuschließen, intriguirten an jedem kleinen deutschen Hofe und versuchten das zu bilden was Wilhelm eine dritte Partei in Europa nannte. Der König von Schweden, der als Herzog von Pommern verpflichtet war, dreitausend Mann zur Vertheidigung des deutschen Reichs zu stellen, sandte anstatt ihrer den Rath, die Alliirten möchten unter den besten Bedingungen, die sie erlangen könnten, Frieden schließen.2 Der König von Dänemark nahm eine große Anzahl holländischer Kauffahrteischiffe weg und zog in Holstein eine Armee zusammen, die seinen Nachbarn keine geringe Besorgniß einflößte. „Ich fürchte,” schrieb Wilhelm in einem Augenblicke tiefer Niedergeschlagenheit an Heinsius, „ich fürchte, daß der Zweck dieser dritten Partei ein Friede ist, der die Knechtung Europa’s im Gefolge haben wird. Die Zeit wird kommen, wo Schweden und seine Verbündeten zu spät erfahren werden, welchen großen Fehler sie begangen haben. Sie stehen der Gefahr allerdings ferner als wir, und deshalb sind sie so eifrig bestrebt, unsren und ihren eignen Untergang herbeizuführen. Daß Frankreich jetzt auf billige Bedingungen eingehen wird, ist nicht zu erwarten, und es wäre besser, mit dem Schwerte in der Hand zu fallen, als sich Allem zu unterwerfen was es dictiren würde.”3

Der Papst

Während der König so durch die Haltung der nordischen Mächte beunruhigt wurde, begannen auf einer ganz andren Seite ominöse Anzeichen sichtbar zu werden. Es war von vornherein kein leichtes Ding gewesen, Souveraine, welche die protestantische Religion haßten und sie in ihren eigenen Landen verfolgten, zur Unterstützung der Revolution zu bewegen, welche diese Religion aus einer großen Gefahr errettet hatte. Glücklicherweise aber hatten das Beispiel und die Autorität des Vatikans ihre Bedenken gehoben. Innocenz XI. und Alexander VIII. hatten Wilhelm mit schlecht verhehlter Parteilichkeit betrachtet. Er war zwar nicht ihr Freund, aber er war ihres Feindes Feind, und Jakob war ihres Feindes Vasall und mußte es im Fall seiner Restauration wieder werden. Sie liehen daher dem ketzerischen Neffen ihren wirklichen Beistand, den rechtgläubigen Oheim aber speisten sie mit Complimenten und Segenswünschen ab. Doch Alexander VIII. hatte wenig über funfzehn Monate auf dem päpstlichen Throne gesessen. Sein Nachfolger Antonio Pignatelli, der den Namen Innocenz XII. annahm, verlangte ungeduldig danach sich mit Ludwig zu versöhnen. Ludwig sah jetzt ein, daß er einen großen Fehler begangen, indem er zu gleicher Zeit den Geist des Protestantismus und den Geist des Papismus gegen sich aufgeregt hatte. Er erlaubte den französischen Bischöfen, sich dem heiligen Stuhle zu unterwerfen. Der Streit, der einmal den Anschein gehabt hatte, als werde er mit einem großen gallikanischen Schisma enden, wurde beigelegt, und es war Grund zu der Annahme vorhanden, daß der Einfluß des Oberhauptes der Kirche dazu angewendet werden würde, die Bande zu lösen, welche so viele katholische Fürsten an den Calvinisten knüpften, der den britischen Thron usurpirt hatte.

Benehmen der Verbündeten

Mittlerweile war die Coalition, welche die dritte Partei auf der einen und der Papst auf der andren Seite aufzulösen versuchten, in nicht geringer Gefahr, aus bloßer Fäulniß zu zerfallen. Zwei von den verbündeten Mächten, und nur zwei waren der gemeinsamen Sache herzlich zugethan: England, das die anderen britischen Königreiche mit sich fortzog, und Holland, das die anderen batavischen Republiken mit sich fortzog. England und Holland waren zwar durch innere Parteispaltungen zerrissen und durch gegenseitige Eifersüchteleien und Antipathieen von einander getrennt, aber beide waren fest entschlossen, sich der französischen Oberherrschaft nicht zu unterwerfen, und beide waren bereit, ihren Theil, ja noch mehr als ihren Theil von den Lasten des Kampfes zu tragen. Die meisten Mitglieder des Bundes waren nicht Nationen, sondern Personen: ein Kaiser, ein König, Kurfürsten und Herzöge, und unter diesen gab es kaum Einen, der mit ganzer Seele bei dem Kampfe gewesen wäre, kaum Einen, der sich nicht gesträubt, der nicht eine Entschuldigung für die Nichterfüllung seiner Verpflichtungen gefunden, der nicht gehofft hätte, zur Vertheidigung seiner eigenen Rechte und Interessen gegen den gemeinsamen Feind gemiethet zu sein. Der Krieg aber war der Krieg des englischen Volks und des holländischen Volks. Wäre er dies nicht gewesen, so würde weder England noch Holland die Lasten, die er nöthig machte, nur ein einziges Jahr getragen haben. Als Wilhelm sagte, daß er lieber mit dem Schwerte in der Hand fallen als sich vor Frankreich demüthigen wolle, sprach er nicht nur seine eigene, sondern die Gesinnung zweier großer Staaten aus, deren erste Magistratsperson er war. Leider sympathisirten mit diesen beiden Staaten andere Staaten nur wenig. Sie wurden in der That von anderen Staaten so angesehen, wie reiche, ehrlichhandelnde, freigebige Tropfe von bedürftigen Gaunern angesehen werden. England und Holland waren reich und sie waren thätig. Ihr Reichthum erweckte die Habgier der ganzen Allianz und zu diesem Reichthum war ihre Thätigkeit der Schlüssel. Sie wurden mit schmutziger Zudringlichkeit von allen ihren Bundesgenossen verfolgt, vom Cäsar, der im stolzen Bewußtsein seiner einzigen Würde König Wilhelm nicht mit dem Titel Majestät beehren wollte, bis herab zu dem geringsten Markgrafen, der aus den zerbrochenen Fenstern des ärmlichen und verfallenen alten Hauses, das er seinen Palast nannte, sein ganzes Land übersehen konnte. Es war noch nicht genug, daß England und Holland viel mehr als ihre Contingente zum Landkriege stellten und die ganze Last des Seekriegs allein trugen. Sie waren auch noch von einem Schwarme vornehmer Bettler belagert, einige roh, andere demüthig, alle aber unermüdlich und unersättlich. Ein Fürst kam alljährlich mit einer kläglichen Darstellung seiner Noth zu ihnen betteln. Ein andrer trotzigerer Bettler drohte der dritten Partei beizutreten und einen Separatfrieden mit Frankreich zu schließen, wenn seine Forderungen nicht gewährt würden. Jeder Souverain hatte überdies seine Minister und Günstlinge, und diese Minister und Günstlinge gaben beständig zu verstehen, daß Frankreich bereit sei, sie zu bezahlen, wenn sie ihre Gebieter bewegen könnten, von der Coalition zurückzutreten, und daß England und Holland klug daran thun würden, Frankreich zu überbieten.

Die durch die Habgier der verbündeten Höfe verursachte Verlegenheit war jedoch kaum größer als die durch ihren Stolz und ihren Ehrgeiz herbeigeführte Verlegenheit. Der eine Fürst hatte sich auf eine kindische Auszeichnung, auf einen Titel oder einen Orden capricirt und wollte nicht eher etwas für die gemeinsame Sache thun als bis seine Wünsche erfüllt waren. Ein andrer geruhte sich einzubilden, daß er zurückgesetzt worden sei, und wollte sich nicht rühren, bis ihm Genugthuung verschafft worden. Der Herzog von Braunschweig-Lüneburg wollte kein Bataillon zur Vertheidigung Deutschland’s stellen, wenn er nicht zum Kurfürsten gemacht würde.4 Der Kurfürst von Brandenburg erklärte, er sei noch eben so feindselig gegen Frankreich gesinnt als je; aber die spanische Regierung habe ihn übel behandelt und er werde daher seine Soldaten nicht zur Vertheidigung der spanischen Niederlande verwenden lassen. Er sei zwar bereit, am Kriege Theil zu nehmen, aber nur in der ihm convenirenden Weise; er müsse das Commando einer besonderen Armee haben und seine Stellung zwischen dem Rhein und der Maas bekommen.5 Der Kurfürst von Sachsen beschwerte sich, daß seinen Truppen schlechte Winterquartiere angewiesen worden seien, und er rief sie daher gerade in dem Augenblicke zurück, wo sie hätten Anstalt treffen sollen, ins Feld zu rücken, erbot sich aber ganz kaltblütig sie wieder zu schicken, wenn England und Holland ihm vierhunderttausend Reichsthaler gäben.6

Der Kaiser

Man hätte erwarten sollen, daß wenigstens die beiden Häupter des Hauses Oesterreich in diesem Augenblicke ihre ganze Kraft gegen das rivalisirende Haus Bourbon aufbieten würden. Leider waren sie nicht zu bewegen, auch nur für ihre eigne Erhaltung energische Anstrengungen zu machen. Sie hatten ein großes Interesse daran, die Franzosen von Italien abzuhalten. Gleichwohl konnten sie nur mit Mühe dazu vermocht werden, dem Herzoge von Savoyen den geringsten Beistand zu leihen. Sie schienen zu glauben, daß es England’s und Holland’s Sache sei, die Pässe der Alpen zu vertheidigen und die Armeen Ludwig’s zu verhindern, die Lombardei zu überschwemmen. In den Augen des Kaisers war der Krieg gegen Frankreich in der That eine untergeordnete Aufgabe. Seine Hauptaufgabe war der Krieg gegen die Türkei. Er war beschränkt und bigott. Es beunruhigte ihn, daß der Krieg gegen Frankreich in gewissem Sinne ein Krieg gegen die katholische Religion war, und der Krieg gegen die Türkei war ein Kreuzzug. Sein neuerlicher Feldzug an der Donau war glücklich gewesen. Er hätte leicht einen ehrenvollen Frieden mit der Pforte schließen und seine Waffen gegen Westen richten können. Aber die Hoffnung war in ihm erwacht, seine Erblande auf Kosten der Ungläubigen vergrößern zu können. Visionen von einem triumphirenden Einzuge in Konstantinopel und von einem Te Deum in der Sophia-Moschee waren in seinem Kopfe aufgestiegen. Er beschäftigte nicht nur im Osten eine Truppenmacht, die mehr als ausreichend gewesen sein würde, Piemont zu vertheidigen und Lothringen wiederzuerobern, sondern er schien auch zu glauben, daß England und Holland verpflichtet seien, ihn für die Vernachlässigung ihrer Interessen und für die Wahrnehmung seiner eigenen glänzend zu belohnen.7

Spanien

Spanien war damals schon was es bis auf unsre Zeit geblieben ist. Von dem Spanien, das über Land und Meer, über die alte und neue Welt geherrscht, von dem Spanien, das in der kurzen Zeit von zwölf Jahren einen Papst und einen König von Frankreich, einen Souverain von Mexico und einen Souverain von Peru als Gefangene fortgeführt, von dem Spanien, das eine Armee unter die Mauern von Paris gesandt und eine gewaltige Flotte ausgerüstet hatte, um in England einzufallen, war nichts mehr übrig als eine Anmaßung, die einst Schrecken und Haß erweckt hatte, die aber jetzt nur noch ein geringschätzendes Lächeln hervorrufen konnte. An Umfang übertrafen zwar die Gebiete des katholischen Königs die Gebiete Rom’s, als Rom auf dem Gipfel der Macht stand. Aber die ungeheure Ländermasse lag erstarrt und hülflos da und konnte ungestraft beleidigt und beraubt werden. Die ganze Verwaltung, des Heeres und der Marine, der Finanzen und der Kolonien, war völlig desorganisirt. Karl war ein entsprechender Repräsentant seines Reichs, körperlich, geistig und moralisch impotent, in Unwissenheit, Sorglosigkeit und Aberglauben versunken, doch aber vom Gefühl seiner Würde aufgebläht und sehr bereit, sich Beleidigungen einzubilden und solche zu ahnden. Seine Erziehung war so erbärmlich gewesen, daß, als man ihm den Fall von Mons, der wichtigsten Festung seines großen Reichs mittheilte, er fragte, ob Mons in England liege.8 Unter den Ministern, welche durch seine krankhafte Laune erhoben und gestürzt wurden, war keiner befähigt, ein Heilmittel gegen die Gebrechen des Staats anzuwenden. Die Nerven dieses gelähmten Körpers neu zu stählen, würde allerdings selbst für einen Ximenes eine schwere Aufgabe gewesen sein. Kein Diener der spanischen Krone bekleidete einen wichtigeren Posten und keiner war unfähiger zur Bekleidung eines wichtigen Postens als der Marquis von Gastanaga. Er war Gouverneur der Niederlande und es war wahrscheinlich, daß in den Niederlanden das Schicksal der Christenheit entschieden werden würde. Er hatte sein Amt verwaltet, wie damals jedes öffentliche Amt in jedem Theile dieser großen Monarchie verwaltet wurde, von der man hochtrabend sagte, daß die Sonne nie darin untergehe. So fruchtbar und reich das Land war, das er verwaltete, wälzte er doch auf England und Holland die ganze Last, es zu vertheidigen. Er erwartete daß Alles, Waffen, Munition, Wagen und Lebensmittel, von den Ketzern geliefert würde. Es war ihm nie eingefallen, daß es seine und nicht ihre Sache sei, Mons in den Stand zu setzen, eine Belagerung aushalten zu können. Die öffentliche Stimme beschuldigte ihn ganz laut, diese berühmte Festung an Frankreich verkauft zu haben. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß man ihm nichts Schlimmeres zur Last legen konnte als die seiner Nation eigene hochmüthige Apathie und Trägheit.

Es gelingt Wilhelm, der Auflösung der Coalition vorzubeugen

In diesem Zustande befand sich die Coalition, deren Oberhaupt Wilhelm war. Es gab Momente, wo er sich überwältigt fühlte, wo ihm der Muth sank, wo seine Geduld erschöpft war und seine angeborne Reizbarkeit sich Luft machte. „Ich kann,” schrieb er, „keinen Vorschlag machen, ohne daß mir eine Subsidienforderung entgegengehalten wird.”9 „Ich habe rund abgeschlagen,” schrieb er ein andermal, als er dringend um Geld angegangen worden war, „denn es ist unmöglich, daß die Generalstaaten und England die Lasten der Armee am Rhein, der Armee in Piemont und der ganzen Vertheidigung von Flandern tragen können, der ungeheuren Kosten des Seekriegs gar nicht zu gedenken. Wenn unsere Alliirten nichts für sich thun können, dann ist es am besten, die Allianz löst sich je eher je lieber auf.”10 Aber nach jedem kurzen Anfall von Entmuthigung und Verstimmung raffte er wieder die ganze Energie seines Geistes zusammen und legte seinem Temperament einen starken Zügel an. So schwach, engherzig, falsch und selbstsüchtig nur zu viele seiner Verbündeten auch waren, nur unter ihrem Beistande konnte er durchführen, was er von Jugend auf als seine Mission betrachtet hatte. Wenn sie ihn verließen, so wurde Frankreich der unbestrittene Beherrscher Europa’s. Wie sehr sie auch bestraft zu werden verdienten, wollte er doch, um ihrer Bestrafung willen, nicht in die Unterjochung der ganzen civilisirten Welt willigen. Er nahm sich daher vor, einige Schwierigkeiten zu überwinden, und andere zu umgehen. Die skandinavischen Mächte gewann er, indem er, allerdings mit Widerstreben und nicht ohne schweren inneren Kampf, auf einige seiner Seerechte verzichtete.11 In Rom hielt sein Einfluß, obwohl nur indirect ausgeübt, dem des Papstes selbst die Wage. Ludwig und Jakob überzeugten sich, daß sie außer Innocenz keinen Freund im Vatikan hatten, und Innocenz, der von sanftem und unschlüssigem Character war, scheute sich, einen den Gesinnungen seiner ganzen Umgebung direct zuwiderlaufenden Weg einzuschlagen. In Privatunterredungen mit jakobitischen Agenten erklärte er sich dem Interesse des Hauses Stuart zugethan; in seinen öffentlichen Handlungen aber beobachtete er eine strenge Neutralität. Er schickte zwanzigtausend Kronen nach Saint-Germains; aber er entschuldigte sich bei den Gegnern Frankreich’s, indem er versicherte, daß dies keine Subsidie zu irgend einem politischen Zwecke, sondern lediglich ein unter arme britische Katholiken zu vertheilendes Almosen sein solle. Er gestattete die Verlesung von Gebeten für die gute Sache im englischen Collegium zu Rom; aber er bestand darauf, daß diese Gebete in allgemeine Ausdrücke gefaßt sein müßten und daß kein Name darin genannt werden dürfe. Umsonst beschworen ihn die Gesandten der Häuser Stuart und Bourbon ein entschiedeneres Verfahren zu beobachten. „Gott weiß,” rief er einmal aus, „daß ich mit Freuden mein Blut für die Wiedereinsetzung des Königs von England vergießen würde. Aber was kann ich thun? Wenn ich mich rühre, sagt man mir, daß ich die Franzosen begünstige und ihnen zur Aufrichtung einer Universalmonarchie behülflich sei. Ich bin nicht wie die früheren Päpste. Die Könige wollen nicht auf mich hören, wie sie auf meine Vorgänger hörten. Es giebt jetzt keine Religion, sondern nichts als gottlose, weltliche Politik. Der Prinz von Oranien ist der Gebieter. Er beherrscht uns Alle. Er hat eine solche Gewalt über den Kaiser und den König von Spanien gewonnen, daß keiner von Beiden es wagt, sein Mißfallen zu erregen. Gott helfe uns! Er allein kann uns helfen!” So sprechend schlug der alte Mann in einer Regung ohnmächtigen Zornes und Unwillens mit der Hand auf den Tisch.12

Die deutschen Fürsten standhaft zu erhalten, war keine leichte Aufgabe; aber sie wurde durchgeführt. Es wurde Geld unter sie vertheilt, zwar viel weniger als sie verlangt hatten, aber doch viel mehr als sie anständigerweise beanspruchen konnten. Mit dem Kurfürsten von Sachsen wurde ein Abkommen getroffen. Er hatte neben einem starken Gelüste nach Subsidien großes Verlangen danach, Mitglied der auserlesensten und höchsten Ritterorden zu werden. Wie es scheint, begnügte er sich anstatt der verlangten vierhunderttausend Reichsthaler mit hunderttausend und dem Hosenbandorden.13 Sein Premierminister Schöning, der habgierigste und treuloseste Mensch von der Welt, wurde durch eine Pension gewonnen.14 Dem Herzoge von Braunschweig-Lüneburg verschaffte Wilhelm nicht ohne Mühe den lange ersehnten Titel eines Kurfürsten von Hannover. Durch solche Mittel wurden die Risse, welche die Coalition zerklüftet hatten, so geschickt ausgebessert, daß sie dem Feinde noch immer eine feste Stirn bot.

Neue Arrangements für die Verwaltung der spanischen Niederlande

Wilhelm hatte sich bei der spanischen Regierung bitter über die Unfähigkeit und Trägheit Gastanaga’s beklagt, und die spanische Regierung konnte, so hülflos und schläfrig sie auch war, nicht ganz gleichgültig gegen die Gefahren sein, welche Flandern und Brabant drohten. Gastanaga wurde abberufen und Wilhelm ersucht, die Verwaltung der Niederlande mit Gewalten, welche denen eines Königs nicht nachstanden, selbst zu übernehmen. Philipp II. würde so leicht nicht geglaubt haben, daß innerhalb eines Jahrhunderts nach seinem Tode sein Urenkel den Urenkel Wilhelm’s des Schweigsamen bitten würde, in Brüssel die Autorität eines Souverains auszuüben.15

Der Antrag war in einer Hinsicht lockend; Wilhelm aber war zu klug, um ihn anzunehmen. Er wußte, daß die Bevölkerung der spanischen Niederlande der römischen Kirche fest anhing. Jede Maßregel eines protestantischen Regenten konnte sicher sein, von dem Klerus und der Bevölkerung dieses Landes mit Mißtrauen betrachtet zu werden. Gastanaga hatte bereits im Aerger über seine Entlassung den römischen Hof schriftlich benachrichtigt, daß man Veränderungen im Sinne habe, welche Gent und Antwerpen eben so ketzerisch machen würden wie Amsterdam und London.16 Ohne Zweifel hatte Wilhelm auch erwogen, daß, wenn es ihm auch durch eine milde und gerechte Regierung und durch Bezeigung einer geziemenden Achtung für die Gebräuche und Diener der katholischen Religion gelingen sollte, sich das Vertrauen der Belgier zu erwerben, er unvermeidlich auf unsrer Insel einen Sturm von Vorwürfen gegen sich heraufbeschwören würde. Er wußte aus Erfahrung was es hieß, zwei Nationen zu regieren, welche fest an zwei verschiedenen Kirchen hielten. Eine zahlreiche Partei unter den Episkopalen England’s konnte es ihm nicht vergeben, daß er in die Einführung der presbyterianischen Kirchenverfassung in Schottland gewilligt hatte. Eine zahlreiche Partei unter den Presbyterianern Schottland’s tadelte ihn, daß er die episkopale Kirchenverfassung in England aufrecht erhielt. Wenn er jetzt Messen, Processionen, geschnitzte Bilder, Mönchsklöster, Nonnenklöster und, was das Schlimmste von Allem war, Jesuitenkanzeln, Jesuitenbeichtstühle und Jesuitencollegien unter seinen Schutz nahm, was konnte er dann Andres erwarten, als daß England und Schottland einen einstimmigen Tadelsschrei erheben würden? Er weigerte sich daher, die Verwaltung der Niederlande zu übernehmen und schlug vor, sie dem Kurfürsten von Baiern zu übertragen. Der Kurfürst von Baiern war nach dem Kaiser der mächtigste katholische Potentat Deutschland’s. Er war jung, tapfer und lüstern nach militärischer Auszeichnung. Der spanische Hof war geneigt, ihn zu ernennen und er sehnte sich danach, ernannt zu werden; aber eine alberne Schwierigkeit verursachte eine lange Verzögerung. Der Kurfürst hielt es unter seiner Würde, das zu verlangen, was er so sehr wünschte, und die Formalisten des Cabinets von Madrid hielten es unter der Würde des katholischen Königs, etwas zu geben, um was nicht nachgesucht worden war. Eine Vermittelung war nothwendig, und sie führte endlich zum Ziele. Aber es war viel Zeit verloren worden, und das Frühjahr war schon weit vorgerückt, als der neue Gouverneur der Niederlande seine Functionen antrat.17

Ludwig rückt ins Feld

Wilhelm hatte die Coalition vor der Gefahr behütet, durch Uneinigkeit zu Grunde zu gehen. Aber durch keine Vorstellungen, durch keine Bitten, durch keine Bestechungen konnte er seine Verbündeten bewegen, bei Zeiten im Felde zu stehen. Sie hätten die harte Lection, die ihnen im vorhergehenden Jahre gegeben worden war, benutzen sollen. Doch abermals zauderte Jeder und wunderte sich warum die Anderen zauderten, und abermals erwies sich der Mann, der allein die ganze Macht Frankreich’s in seiner Hand hatte, wie seine stolze Devise sich dessen seit langer Zeit rühmte, einer Menge von Gegnern gewachsen.18 Während seine Feinde noch immer nicht schlagfertig waren, erfuhren sie mit Schrecken, daß er persönlich an der Spitze seines Adels ins Feld gerückt war. Noch bei keiner Gelegenheit war dieser tapfere Adel mit größerem Glanze in seinem Gefolge erschienen. Ein einziger Umstand mag genügen, um einen Begriff von der Pracht und dem Luxus seines Lagers zu geben. Unter den Musketieren seiner Haustruppen ritt zum ersten Male ein siebzehnjähriger Jüngling, der bald nachher den Titel eines Herzogs von Saint-Simon erbte und dem wir die unschätzbaren Memoiren verdanken, welche zur Unterhaltung und Belehrung vieler Länder und vieler Geschlechter das lebensvolle Gemälde eines längst entschwundenen Frankreich erhalten haben. Obgleich sich die Familie des Knaben damals in arger Geldverlegenheit befand, reiste er doch mit fünfunddreißig Pferden und Saumthieren. Die Prinzessinnen von Geblüt, jede von einer Gruppe vornehmer und anmuthiger Damen umgeben, begleiteten den König, und das Lächeln so vieler reizender Frauen beseelte den Schwarm der eitlen und üppigen, aber hochsinnigen Cavaliere mit einem mehr als gewöhnlichen Muthe. In der glänzenden Schaar, welche den französischen Augustus umgab, sah man auch den französischen Virgil, den eleganten, zarten, melodischen Racine. Er war, in Einklang mit der herrschenden Mode, fromm geworden, hatte das Schriftstellern für die Bühne aufgegeben, und da er sich entschlossen, den Pflichten, die ihm als Historiographen Frankreich’s oblagen, energisch nachzukommen, hatte er sich persönlich eingefunden, um die großen Ereignisse mit anzusehen, welche der Nachwelt zu erzählen sein Amt war.19 In der Nähe von Mons bereitete Ludwig den Damen das Schauspiel der prächtigsten Revue, die man im modernen Europa je gesehen hatte. Hundertzwanzigtausend Mann der schönsten Truppen der Welt waren in einer acht Meilen langen Linie aufgestellt. Es steht zu bezweifeln, ob eine solche Armee jemals unter den römischen Adlern vereinigt gewesen war. Das Schauspiel begann früh am Morgen und war noch nicht vorüber, als der lange Sommertag sich zu Ende neigte. Racine verließ den Platz erstaunt, betäubt, geblendet und todtmüde. In einem vertrauten Briefe wagte er es, einen liebenswürdigen Wunsch zu äußern, den er im Hofzirkel auszusprechen sich wahrscheinlich gehütet haben würde: „Wollte Gott, daß alle diese braven Burschen wieder in ihren Hütten, bei ihren Frauen und ihren Kleinen wären.”20

Belagerung von Namur

Nach diesem prächtigen Schauspiele kündigte Ludwig seine Absicht an, Namur anzugreifen. In fünf Tagen war er an der Spitze von dreißigtausend Mann unter den Mauern dieser Stadt. Zwanzigtausend Landleute, die man in den von den Franzosen besetzten Theilen der Niederlande gepreßt hatte, mußten als Schanzgräber dienen. Luxemburg hatte mit achtzigtausend Mann eine feste Stellung auf der Straße zwischen Namur und Brüssel inne und war bereit, jeder Truppenmacht, die es versuchen sollte, die Belagerung aufzuheben, eine Schlacht zu liefern.21 Diese Theilung der Aufgaben nahm Niemanden Wunder. Es war längst bekannt, daß der große Monarch ein Freund von Belagerungen, nicht aber von Schlachten war. Er sprach die Ansicht aus, daß eine Belagerung der wahre Prüfstein militärischer Tüchtigkeit sei. Der Ausgang eines Zusammenstoßes zwischen zwei Armeen im offenen Felde wurde seiner Meinung nach oft durch einen Zufall entschieden; aber Ravelins und Bastionen, welche die Wissenschaft erbaut, konnte nur die Wissenschaft bewältigen. Seine Verleumder nannten es spöttelnd ein Glück, daß der Zweig der Kriegskunst, den Se. Majestät für den edelsten halte, ein solcher sei, der ihn selten nöthigte, ein seinem Volke unschätzbares Leben ernster Gefahr auszusetzen.

Namur, am Zusammenflusse der Sambre und der Maas gelegen, war eine der großen Festungen Europa’s. Die Stadt lag in einer Ebene und besaß keine andre Stärke als die durch die Kunst hervorgerufene. Aber Kunst und Natur hatten sich vereinigt, um die berühmte Citadelle zu befestigen, die vom Scheitel eines hohen Felsens auf eine von zwei schönen Flüssen bewässerte unabsehbare Fläche von Kornfeldern, Waldungen und Wiesen herniedersieht. Die Bevölkerung der Stadt und Umgegend war stolz auf ihr uneinnehmbares Kastell. Sie bildete sich etwas darauf ein, daß in allen Kriegen, welche die Niederlande verwüstet, Geschicklichkeit oder Tapferkeit nie im Stande gewesen waren, durch diese Mauern zu dringen. Die benachbarten Festungen, in der ganzen Welt wegen ihrer Stärke berühmt, Antwerpen und Ostende, Ypern, Lille und Tournay, Mons und Valenciennes, Cambray und Charleroi, Limburg und Luxemburg, hatten ihre Thore den Siegern geöffnet, noch niemals aber war von den Zinnen Namur’s die Fahne herabgenommen worden. Damit nichts fehlte, um die Belagerung interessant zu machen, standen die beiden Großmeister der Befestigungskunst einander gegenüber. Vauban war viele Jahre hindurch als der erste Ingenieur betrachtet worden; aber ein gefährlicher Nebenbuhler war seit Kurzem aufgetaucht: Menno, Baron von Cohorn, der geschickteste Offizier im Dienste der Generalstaaten. Die Vertheidigungswerke von Namur waren unlängst unter Cohorn’s Oberleitung verstärkt und ausgebessert worden, und er befand sich jetzt innerhalb der Mauern. Vauban war im Lager Ludwig’s. Es ließ sich demnach erwarten, daß Angriff wie Vertheidigung mit ausgezeichneter Geschicklichkeit geleitet werden würden.

Die verbündeten Armeen hatten sich inzwischen versammelt, aber es war zu spät.22 Wilhelm eilte nach Namur. Er bedrohte die französischen Werke zuerst von Westen, dann von Norden, dann von Osten. Aber zwischen ihm und den Circumvallationslinien stand die Armee Luxemburg’s, allen seinen Bewegungen folgend und stets in so starker Position, daß es die größte Unklugheit gewesen wäre, ihn anzugreifen. Mittlerweile machten die Belagerer unter Vauban’s geschickter Leitung und durch Ludwig’s Anwesenheit angefeuert rasche Fortschritte. Es waren allerdings viele Schwierigkeiten zu überwinden und große Beschwerden zu ertragen. Das Wetter war stürmisch, und am 8. Juni, dem Tage des heiligen Medardus, der im französischen Kalender die nämliche unheildrohende Stelle einnimmt, die in unsrem Kalender dem heiligen Swithin gebührt, regnete es in Strömen. Die Sambre stieg und überschwemmte viele mit reifenden Ernten bedeckte Quadratmeilen. Die Mehaigne führte ihre Brücken mit sich fort in die Maas. Alle Straßen wurden in Moräste verwandelt. In den Laufgräben standen Wasser und Schlamm so hoch, daß man drei Tage zu thun hatte, um eine Kanone von einer Batterie zur andren zu schaffen. Die sechstausend Wagen, welche die französische Armee begleitet hatten, waren nutzlos. Schießpulver, Kanonenkugeln, Korn und Heu mußten auf dem Rücken der Kriegsrosse von Ort zu Ort transportirt werden. Nur die Autorität Ludwig’s konnte unter solchen Umständen die Ordnung aufrecht erhalten und Freudigkeit erwecken. Seine Soldaten bezeigten ihm in der That eine größere Ehrerbietung als dem Heiligsten ihrer Religion. Sie verwünschten den heiligen Medardus aus dem Grunde des Herzens und zerschlugen oder verbrannten jedes Bild von ihm, dessen sie habhaft werden konnten. Aber es gab nichts, was sie nicht bereitwillig für ihren König gethan und ertragen haben würden. Trotz aller Hindernisse machten sie unaufhaltsame Fortschritte. Cohorn wurde schwer verwundet, während er mit verzweifelter Tapferkeit ein von ihm selbst erbautes Fort vertheidigte, auf das er stolz war. Seine Stelle war nicht zu ersetzen. Der Gouverneur war ein schwacher Mann, den Gastanaga ernannt und dessen Versetzung Wilhelm kürzlich dem Kurfürsten von Baiern angerathen hatte. Der Muth der Besatzung schwand, und die Stadt übergab sich am achten Tage der Belagerung, die Citadelle etwa drei Wochen später.23

Die Geschichte des Falles von Namur im Jahre 1692 ist der Geschichte des Falles von Mons im Jahre 1691 sehr ähnlich. Sowohl 1691 wie 1692 konnte Ludwig, der einzige und unumschränkte Gebieter über die Hülfsquellen des Landes, den Feldzug eröffnen, bevor Wilhelm, der Feldherr einer Coalition, seine zerstreuten Streitkräfte zusammengebracht hatte. In beiden Jahren entschied der Vortheil des ersten Zuges den Ausgang der Partie. Bei Namur sowohl wie bei Mons leitete Ludwig unter Vauban’s Beistand die Belagerung; Luxemburg deckte sie, Wilhelm versuchte vergebens sie aufzuheben und mußte zu seinem tiefen Schmerze dem Siege seines Gegners als Zuschauer beiwohnen.

In einer Hinsicht war jedoch das Schicksal der beiden Festungen ein ganz verschiedenes. Mons wurde von seinen eigenen Einwohnern übergeben. Namur hätte vielleicht gerettet werden können, wenn die Besatzung eben so begeistert und entschlossen gewesen wäre wie die Einwohnerschaft. Merkwürdigerweise herrschte in dieser so lange einer fremden Herrschaft unterworfenen Stadt ein Patriotismus ähnlich dem der kleinen griechischen Republiken. Man hat keinen Grund zu glauben, daß die Bürger sich um das Gleichgewicht der Macht kümmerten oder eine Vorliebe für Jakob oder für Wilhelm, für den Allerchristlichsten König oder für den Allerkatholischsten König hatten. Aber jeder Bürger glaubte seine eigene Ehre mit der Ehre der jungfräulichen Festung verknüpft. Die Franzosen mißbrauchten zwar ihren Sieg nicht. Es wurden keine Gewaltthätigkeiten verübt, die Privilegien der Municipalität wurden geachtet, die Behörden nicht gewechselt. Dennoch aber konnte das Volk einen Sieger nicht ohne Thränen der Wuth und Scham in das bis dahin unbezwungene Schloß einziehen sehen. Selbst die barfüßigen Carmeliter, die allen Genüssen, allem Eigenthum, allem geselligen Umgang, allen häuslichen Zuneigungen entsagt hatten, deren Tage lauter Fasttage waren, die einen Monat nach dem andren verlebten, ohne ein Wort zu sprechen, waren heftig ergriffen. Umsonst bemühte sich Ludwig, sie durch Beweise von Achtung und fürstlicher Freigebigkeit zu beschwichtigen. So oft sie einer französischen Uniform begegneten, wendeten sie sich mit einer Miene ab, welche bewies, daß ein Leben des Gebets, der Enthaltsamkeit und des Schweigens ein irdisches Gefühl in ihnen nicht zu ersticken vermocht hatte.24

Dies war vielleicht der Augenblick, wo Ludwig’s Arroganz den höchsten Grad erreichte. Er hatte die letzte und glänzendste Kriegsthat seines Lebens vollbracht. Seine verbündeten Feinde, Engländer und Deutsche, hatten gegen ihren Willen seinen Triumph erhöht und waren Zeugen des Ruhmes gewesen, der ihnen das Herz brach. Seine Freude war grenzenlos. Die Umschriften auf den Denkmünzen, die er zur Verewigung seines Sieges schlagen ließ, die Schreiben, durch welche er den Prälaten seines Königreichs befahl, das Te Deum zu singen, waren prahlerisch und sarkastisch. Sein Volk, ein Volk, zu dessen vielen edlen Eigenschaften Mäßigung im Glück nicht gerechnet werden kann, schien eine Zeit lang trunken von Stolz. Selbst Boileau, durch die herrschende Begeisterung mit fortgerissen, vergaß die Gelassenheit und den guten Geschmack, denen er seinen Ruf verdankte. Er bildete sich ein, ein lyrischer Dichter zu sein und machte seinen Gefühlen in hundertsechzig Strophen geistlosen Bombastes über Alcibiades, Mars, Bacchus und Ceres, die Leier des Orpheus, die tracischen Eichen und die permessianischen Nymphen, Luft. Er sagte, er möchte wohl wissen, ob Namur, wie Troja, von Apollo und Neptun erbaut worden sei. Er fragte, welche Macht eine Stadt bezwingen könne, welche stärker sei als die, vor der die Griechen zehn Jahre lagen, und er gab sich selbst die Antwort darauf, daß ein solches Wunder nur durch Jupiter oder durch Ludwig bewerkstelligt werden könne. Die Feder am Hute Ludwig’s war der Leitstern des Sieges. Vor Ludwig müsse sich Alles beugen, Fürsten, Nationen, Winde und Wasser. Zum Schluß wendete sich der Dichter an die verbündeten Feinde Frankreich’s und ersuchte sie höhnisch, die Nachricht mit nach Hause zu nehmen, daß Namur vor ihren Augen gefallen sei. Doch es waren noch nicht viele Monate verstrichen, als der prahlerische König und der prahlerische Dichter belehrt wurden, daß es eben so klug als anständig ist, in der Stunde des Sieges bescheiden zu sein.

Eine Kränkung hatte Ludwig selbst inmitten seines Glückes erfahren. Während er vor Namur lag, hörte er Töne des Jubels im fernen Lager der Alliirten. Ein dreifacher Donner aus hundertvierzig Geschützen wurde von drei Salven aus sechzigtausend Flinten beantwortet. Man erfuhr bald, daß diese Salven wegen der Schlacht von La Hogue abgefeuert wurden. Der König von Frankreich bemühte sich heiter zu erscheinen. „Sie machen einen entsetzlichen Lärm um das Verbrennen einiger Schiffe,” sagte er. In der That aber war er sehr besorgt, dies um so mehr, als die Nachricht nach den Niederlanden gelangt war, daß ein Seetreffen stattgefunden und daß seine Flotte geschlagen worden sei. Seine gute Laune wurde jedoch bald wieder hergestellt durch den glänzenden Erfolg der Operationen, die unter seiner unmittelbaren Leitung vor sich gingen.

Ludwig kehrt nach Versailles zurück

Als die Belagerung vorüber war, übertrug er Luxemburg das Obercommando der Armee und kehrte nach Versailles zurück. Bald fand sich der unglückliche Tourville daselbst ein und wurde freundlich empfangen. Sobald er in dem Zirkel erschien, begrüßte ihn der König mit lauter Stimme. „Ich bin vollkommen zufrieden mit Ihnen und mit meinen Seeleuten. Wir sind zwar geschlagen worden, aber Ihre Ehre und die der Nation sind unbefleckt.”25

Obgleich Ludwig die Niederlande verlassen hatte, waren doch die Blicke von ganz Europa noch immer auf diese Gegend gerichtet. Die daselbst stehenden Armeen waren durch von verschiedenen Seiten herangezogene Verstärkungen vermehrt worden. Ueberall anderwärts waren die militärischen Operationen des Jahres unbedeutend und ohne Interesse. Der Großvezir und Ludwig von Baden thaten wenig mehr, als daß sie einander an der Donau beobachteten. Der Marschall Noailles und der Herzog von Medina Sidonia thaten wenig mehr, als daß sie einander in den Pyrenäen beobachteten. Am Oberrhein und längs der Grenze, welche Frankreich von Piemont scheidet, wurde ein unentschiedener Raubkrieg geführt, durch den die Soldaten wenig, die Landleute aber sehr viel litten. Jedermann aber blickte in gespannter Erwartung eines großen Ereignisses nach der Grenze von Brabant, wo Wilhelm und Luxemburg einander gegenüberstanden.

Luxemburg

Luxemburg, der jetzt in seinem sechsundsechzigsten Jahre stand, war allmälig und durch den Tod mehrerer großer Männer zum ersten Platze unter den Generälen seiner Zeit emporgestiegen. Er stammte aus dem edlen Hause Montmorency, das viele mythische und viele historische Ansprüche auf Ruhm in sich vereinigte, das sich rühmte, dem ersten Franken, der im fünften Jahrhundert auf den Namen Christi getauft wurde, entsprossen zu sein, und das seit dem 11. Jahrhunderte Frankreich eine lange und glänzende Reihe von Connetables und Marschällen gegeben hatte. In Bezug auf Tapferkeit und Talente stand Luxemburg keinem seines erlauchten Geschlechts nach. Aber trotz vornehmer Herkunft und hoher Begabung hatte er nur mit Mühe die Hindernisse bewältigt, die sich ihm auf dem Ruhmeswege entgegenstellten. Wenn er der Freigebigkeit der Natur und der Glücksgöttin viel verdankte, so hatte er doch noch weit mehr unter ihrer Ungunst gelitten. Sein Gesicht war abschreckend häßlich, seine Gestalt klein, und ein hoher, spitzer Höcker erhob sich auf seinem Rücken. Seine Constitution war schwach und kränklich. Gegen seinen sittlichen Wandel waren schwere Beschuldigungen erhoben worden. Er war des Verkehrs mit Zauberern und Giftmischern beschuldigt worden, hatte lange in einem Kerker geschmachtet und hatte endlich seine Freiheit wiedererlangt, ohne seine Ehre völlig wiederzuerlangen.26 Sowohl Louvois als Ludwig hatten ihn nie leiden können. Doch der Krieg gegen die europäische Coalition hatte noch nicht lange gedauert, als der Minister und der König einsahen, daß der Staat den ihnen persönlich verhaßten General nöthig brauchte. Condé und Turenne waren nicht mehr, und Luxemburg war ohne Widerrede der ausgezeichnetste Soldat, den Frankreich noch besaß. An Wachsamkeit, Fleiß und Beharrlichkeit fehlte es ihm. Er schien seine großen Eigenschaften für große Ereignisse aufzusparen. Auf dem offenen Schlachtfelde war er ganz er selbst. Er besaß einen raschen und sicheren Blick. Sein Urtheil war dann am klarsten und treffendsten, wenn die schwerste Verantwortlichkeit auf ihm lastete und wenn die Schwierigkeiten sich massenhaft um ihn her aufthürmten. Seiner Geschicklichkeit, Energie und Geistesgegenwart verdankte sein Vaterland einige ruhmvolle Tage. Aber obwohl in Schlachten außerordentlich glücklich, war er nicht besonders glücklich in Feldzügen. Er erwarb sich auf Wilhelm’s Unkosten einen glänzenden Ruf, und doch gaben die beiden Feldherren in Sachen des Kriegs einander wenig nach. Luxemburg war zu wiederholten Malen siegreich, aber er verstand die Kunst nicht, einen Sieg zu benutzen. Wilhelm wurde zu wiederholten Malen geschlagen; aber von allen Feldherren verstand er es am besten, eine Niederlage wieder gut zu machen.

Im Monat Juli befand sich Wilhelm’s Hauptquartier in Lambeque. Ungefähr sechs Meilen davon, bei Steenkerke, lag Luxemburg mit dem Gros seiner Armee, und noch etwa sechs Meilen weiter lag ein starkes Corps unter den Befehlen des Marquis von Boufflers, eines der besten Offiziere in Ludwig’s Diensten.

Die Gegend zwischen Lambeque und Steenkerke war von unzähligen Hecken und Gräben durchschnitten, und keine der beiden Armeen konnte sich der andren nähern, ohne mehrere lange und schmale Defilés zu passiren. Luxemburg hatte daher wenig Grund zu befürchten, daß er in seinen Verschanzungen angegriffen werden würde, und er war überzeugt, daß er in Zeiten erfahren würde, wenn ein Angriff im Werke war; denn es war ihm gelungen, einen Abenteurer, Namens Millevoix zu bestechen, welcher erster Musiker und Privatsekretär des Kurfürsten von Baiern war. Dieser Mann sandte regelmäßig authentische Nachrichten über die Pläne der Alliirten in das französische Hauptquartier.

Im festen Vertrauen auf die Stärke seiner Position und auf die Genauigkeit seiner Nachrichten, lebte der Marschall in seinem Zelte, wie er in seinem pariser Hotel zu leben gewohnt war. Er war zu gleicher Zeit ein Schwächling und ein Wüstling und in beiden Eigenschaften liebte er die Bequemlichkeit. Er bestieg fast nie sein Pferd. Leichte Conversation und Kartenspiel füllten den größten Theil seiner Zeit aus. Seine Tafel war luxuriös, und wenn er einmal bei Tische saß, war es gefährlich, ihn zu stören. Einige Spötter sagten, daß er sich bei seinen militärischen Dispositionen nicht ausschließlich durch militärische Gründe leiten lasse, daß er sich gewöhnlich an einem Orte verschanze, wo das Kalbfleisch und Geflügel besonders gut seien, und daß er stets darauf Bedacht nehme, sich diejenige Communication mit dem Meere frei zu halten, die ihm vom September bis zum April eine regelmäßige Zufuhr von Sandwich-Austern sicherte. Wenn es in der Nähe seines Lagers hübsche Frauen gab, so waren sie in der Regel bei seinen Gastmählern zu finden. Man kann leicht denken, daß unter einem solchen Befehlshaber die jungen Prinzen und Edelleute Frankreich’s in Glanz und Galanterie mit einander wetteiferten.27

Schlacht von Steenkerke

Während er sich so auf seine gewohnte Art amüsirte, kamen die verbündeten Fürsten dahinter, daß ihre Beschlüsse verrathen wurden. Ein Landmann fand einen Brief, der verloren worden war, und brachte ihn dem Kurfürsten von Baiern. Dieser Brief enthielt klare Beweise von Millevoix’ Schuld. Wilhelm hegte die Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, seine Feinde in der Schlinge zu fangen, die sie ihm gelegt hatten. Der treulose Sekretär wurde vor den König citirt und wegen seines Verbrechens zur Rede gesetzt. Man gab ihm eine Feder in die Hand, hielt ihm ein Pistol auf die Brust und befahl ihm bei Strafe des augenblicklichen Todes zu schreiben. Sein von Wilhelm dictirter Brief wurde sodann ins französische Lager gesandt. Luxemburg wurde darin benachrichtigt, daß die Alliirten am folgenden Tage ein starkes Fouragirungscorps zu entsenden gedächten. Um dieses Detachement vor Belästigung zu schützen, würden in der Nacht einige Bataillone Infanterie, von Artillerie begleitet, ausrücken, um die zwischen den beiden Armeen gelegenen Defilés zu besetzen. Der Marschall las, glaubte und begab sich zur Ruhe, während Wilhelm eifrig seine Vorkehrungen zu einem allgemeinen Angriff auf die französischen Linien betrieb.

Die ganze verbündete Armee stand unter Waffen, als es noch dunkel war. Mit dem Grauen des Morgens wurde Luxemburg durch Kundschafter geweckt, die ihm die Nachricht brachten, daß der Feind in bedeutender Stärke anrücke. Er nahm die Mittheilung anfangs sehr leicht. Sein Correspondent schien, wie gewöhnlich, umsichtig und exact gewesen zu sein. Der Prinz von Oranien hatte ein Detachement zum Schutze seiner Fourageurs entsendet, und der Schrecken hatte dieses Detachement zu einer gewaltigen Armee vergrößert. Doch eine beunruhigende Nachricht folgte der andren auf dem Fuße. Alle Pässe, hieß es, wimmelten von Massen von Infanterie, Cavallerie und Artillerie unter den Bannern England’s, Spanien’s, der Vereinigten Provinzen und des deutschen Reichs, und jede Colonne bewege sich gegen Steenkerke. Jetzt stand der Marschall endlich auf, stieg zu Pferde und ritt aus, um zu sehen was vorging.

Inzwischen war die Vorhut der Alliirten bis dicht an seine Vorposten herangekommen. Etwa eine halbe Meile von seiner Armee lagerte eine Brigade, welche den Namen der Provinz Bourbonnais führte. Diese Truppen hatten den ersten Anprall auszuhalten. Erstaunt und von panischem Schrecken ergriffen, wurden sie in einem Augenblicke geworfen und suchten ihr Heil in der Flucht, ihre Zelte und sieben Kanonen dem Feinde überlassend.

Soweit waren Wilhelm’s Pläne mit vollständigem Erfolge gekrönt worden; jetzt aber begann das Glück sich gegen ihn zu wenden. Er war über die Beschaffenheit des zwischen der Stellung der Brigade Bourbonnais und dem Hauptlager des Feindes liegenden Terrains falsch berichtet worden. Er hatte erwartet, daß er im Stande sein würde, ohne allen Aufenthalt vorwärts zu dringen, daß er die französische Armee in einem Zustande wilder Verwirrung finden und daß sein Sieg leicht und vollständig sein würde. Aber er wurde durch mehrere Hecken und Gräben in seinem Vorrücken gehemmt, es entstand ein kurzer Aufenthalt, und dieser kurze Aufenthalt reichte hin, sein Vorhaben zu vereiteln. Luxemburg war ganz der Mann für einen solchen Fall. Er hatte große Fehler begangen, er hatte sorglose Wacht gehalten, er hatte Nachrichten, die sich als falsch erwiesen, blind geglaubt, er hatte Nachrichten, die sich als wahr erwiesen, nicht beachtet, eine seiner Divisionen war in wilder Flucht begriffen, die anderen Divisionen waren nicht kampfbereit. Eine solche Krisis würde die Geisteskräfte eines gewöhnlichen Feldherrn gelähmt haben; die Geisteskräfte Luxemburg’s wurden dadurch nur gestählt und zu erhöhter Thätigkeit angeregt. Sein Geist, ja auch sein kränklicher und verwachsener Körper schienen aus Mißgeschick und Schrecken Gesundheit und Kraft zu schöpfen. In kurzer Zeit hatte er Alles angeordnet. Die französische Armee stand in Schlachtordnung. Unter dieser großen Armee zeichneten sich besonders die Haustruppen Ludwig’s, das berühmteste Corps streitbarer Männer in Europa aus, und an ihrer Spitze erschien, strahlend von eilig übergeworfenen Tressen und Stickereien, ein Schwarm junger Prinzen und Cavaliere, die eben erst durch die Trompeten von ihren Lagern oder ihren Banketten aufgeschreckt worden waren, und die sich beeilt hatten, dem Tode mit der heiteren und festlichen Unerschrockenheit ins Angesicht zu schauen, welche dem französischen Gentleman eigen ist. Am höchsten im Range unter diesen vornehmen Kriegern stand ein sechzehnjähriger Jüngling, Philipp, Herzog von Chartres, Sohn des Herzogs von Orleans und Neffe des Königs von Frankreich. Nur mit Mühe und durch dringendes Bitten hatte der tapfere Knabe Luxemburg die Erlaubniß entrissen, sich dahin begeben zu dürfen, wo das Feuer am heißesten war. Zwei andere Jünglinge von königlichem Geblüt, Ludwig, Herzog von Bourbon, und Armand, Prinz von Condé, bewiesen einen ihrer Ahnherren würdigen Muth. Neben ihnen kämpfte ein Abkömmling der Bastarde Heinrich’s IV., Ludwig, Herzog von Vendome, ein in Trägheit und in die niedrigsten Laster versunkener Mensch, der aber dennoch fähig war, bei einer großen Gelegenheit die Eigenschaften eines großen Soldaten zu entfalten. Auch Berwick war darunter, der sich einen ehrenvollen Namen in den Waffen zu erwerben begann, und an seiner Seite ritt Sarsfield, der sich durch seinen Muth und sein Talent an diesem Tage die Achtung der ganzen französischen Armee verdiente. Unterdessen hatte Luxemburg einen Eilboten abgesandt, um Boufflers herbeizurufen. Aber die Botschaft war überflüssig. Boufflers hatte das Feuer gehört, und als ein tapferer und intelligenter Heerführer eilte er bereits dem Punkte zu, von woher das Geräusch kam.

Obgleich die Angreifenden den ganzen Vortheil eines Ueberfalles verloren hatten, rückten sie doch beherzt heran. Im Vordertreffen marschirten die Briten unter den Befehlen des Grafen Solms. Mackay’s Division sollte vorangehen, und ihn sollte nach Wilhelm’s Plan ein starkes Corps Infanterie und Cavallerie unterstützen. Obwohl die meisten von Mackay’s Leuten noch nie im Feuer gestanden hatten, versprach ihr Benehmen doch an Blenheim und Ramilies zu erinnern. Sie stießen zuerst auf die Schweizer, welche in der französischen Armee eine ausgezeichnete Stelle einnahmen. Der Kampf war so dicht Mann gegen Mann und so verzweifelt, daß die Mündungen der Gewehre sich kreuzten. Die Schweizer wurden unter einem furchtbaren Blutbade zurückgeworfen. Mehr als achtzehnhundert Mann von ihnen wurden nach den französischen Listen getödtet oder verwundet. Luxemburg äußerte nachher, daß er nie in seinem Leben einen so wüthenden Kampf gesehen habe. Er holte eiligst die Ansichten der ihn umgebenden Generäle ein. Alle waren der Meinung, die Lage der Dinge sei eine solche, gegen die gewöhnliche Mittel nicht ausreichten. Die königlichen Haustruppen mußten die Engländer angreifen. Der Marschall gab die Parole, und die Haustruppen, geführt von den Prinzen von Geblüt, rückten mit geschultertem Gewehr heran. „Das Schwert zur Hand!” erscholl es durch alle Reihen dieser furchtbaren Brigade; „das Schwert zur Hand! kein Feuern! Schlagt sie mit dem kalten Stahl zu Boden!” Nach langer und verzweifelter Gegenwehr wurden die Engländer geworfen. Sie hörten nie auf zu wiederholen, daß, wenn Solms seine Schuldigkeit gegen sie gethan hätte, sie selbst die Haustruppen geschlagen haben würden. Aber Solms gewährte ihnen keine wirksame Unterstützung. Er ließ einige Cavallerie vorgehen, die aber in Folge der Bodenbeschaffenheit wenig oder nichts thun konnte. Seine Infanterie ließ er nicht von der Stelle. Sie könne nichts nützen, sagte er, und er habe nicht Lust, sie zur Schlachtbank zu schicken. Ormond wäre sehr gern zur Unterstützung seiner Landsleute herbeigeeilt, aber er durfte nicht. Mackay sandte einen Eilboten und ließ sagen, daß er und seine Leute dem sicheren Untergange preisgegeben seien; aber es war Alles vergebens. „Nun wohl, Gottes Wille geschehe,” sagte der tapfere Veteran. Er starb wie er gelebt hatte: als ein guter Christ und ein guter Soldat. Mit ihm fielen Douglas und Lanier, zwei unter den Besiegern Irland’s ausgezeichnete Generäle. Auch Mountjoy war unter den Gefallenen. Nachdem er drei Jahre in der Bastille geschmachtet, war er gegen Richard Hamilton ausgewechselt worden, und, durch erfahrene Unbilden, die mächtiger waren als alle Argumente Locke’s und Sidney’s, zum Whiggismus bekehrt, war er unverzüglich als Freiwilliger in Wilhelm’s Lager geeilt. Fünf schöne Regimenter wurden völlig zusammengehauen. Es würde vielleicht kein Mann von dieser opferfreudigen Schaar davongekommen sein ohne den Muth und das Benehmen Auverquerque’s, der im Augenblicke der höchsten Bedrängniß mit zwei frischen Bataillonen zur Hülfe herbeieilte. Noch lange erinnerte man sich an den britischen Wachfeuern mit dankbarer Bewunderung der Tapferkeit, mit der er die Ueberreste von Mackay’s Division befreite. Der Boden, auf dem der Kampf gewüthet, war mit Haufen von Leichen bedeckt, und Die, welche die Erschlagenen begruben, bemerkten, daß fast alle Wunden vom Säbel oder Bajonnet herrührten.

Man erzählte sich, Wilhelm habe seine gewohnte stoische Ruhe soweit vergessen, daß er eine heftige Aeußerung that über die Art und Weise der Hinopferung der englischen Regimenter. Bald jedoch erlangte er seinen Gleichmuth wieder und beschloß den Rückzug anzutreten. Es war hohe Zeit, denn die französische Armee verstärkte sich mit jedem Augenblicke, da die von Boufflers befehligten Regimenter in rascher Aufeinanderfolge herbeikamen. Die alliirte Armee zog sich in guter Ordnung und ohne verfolgt zu werden, auf Lambeque zurück.28

Die Franzosen gestanden ein, daß sie ungefähr siebentausend Todte und Verwundete hatten. Der Verlust der Alliirten war nur sehr wenig größer, wenn er überhaupt größer war. Die relative Stärke der beiden Armeen war die nämliche wie am vergangenen Tage, und sie blieben in ihren bisherigen Stellungen. Aber der moralische Eindruck der Schlacht war groß. Der Stern von Wilhelm’s Ruhm begann zu erbleichen. Selbst seine Bewunderer mußten zugeben, daß er im Felde Luxemburg nicht gewachsen sei. In Frankreich wurde die Nachricht mit maßlosem Jubel und Stolze aufgenommen. Der Hof, die Hauptstadt, selbst das Landvolk der entlegensten Provinzen freute sich über die ungestüme Tapferkeit, die so viele Jünglinge, die Erben berühmter Namen, an den Tag gelegt hatten. Man erzählte sich mit Freude und Rührung im ganzen Lande, daß der junge Herzog von Chartres durch keine Vorstellungen sich von der Gefahr habe zurückhalten lassen, daß eine Kugel seinen Mantel durchlöchert habe und daß er an der Schulter verwundet worden sei. Das Volk versammelte sich längs der Straßen, um die von Steenkerke zurückkehrenden Prinzen und Cavaliere zu sehen. Die Juweliere verfertigten Schnallen à la Steenkerke, die Parfümeriehändler verkauften Pulver à la Steenkerke. Besonders aber wurde der Name des Schlachtfeldes einer neuen Art Halsbinde gegeben. Die Modeherren trugen damals Spitzenhalstücher, die sie mit großer Sorgfalt zu knüpfen pflegten. In dem schreckensvollen Augenblicke aber als die Brigade Bourbonnais vor dem Angriffe der Alliirten floh, war keine Zeit, sich zu putzen, und die elegantesten Herren vom Hofe kamen mit ungeordneten Cravatten vor die Front der Schlachtlinie gesprengt. Es wurde daher bei der Pariser schönen Welt Mode, Tücher von den feinsten Spitzen in gesuchter Unordnung um den Hals zu tragen, und diese Tücher hießen Steenkerkes.29

Im Lager der Alliirten herrschte allgemeine Uneinigkeit und Unzufriedenheit. Nationale Eifersüchteleien und Animositäten wütheten rückhaltlos und unverhohlen. Die Entrüstung der Engländer äußerte sich laut. Solms war, obgleich Diejenigen, die ihn genau kannten, ihm einige schätzenswerthe Eigenschaften nicht absprachen, nicht der Mann, Soldaten für sich zu gewinnen, die gegen ihn als Ausländer eingenommen waren. Sein Benehmen war anmaßend, sein Character unbiegsam. Schon vor der unglücklichen Schlacht von Steenkerke verkehrten die englischen Offiziere nicht gern mit ihm, und die gemeinen Soldaten murrten über sein barsches Wesen. Nach der Schlacht aber wurde das Geschrei gegen ihn wüthend. Er wurde, vielleicht mit Unrecht, beschuldigt, während des verzweifelten Kampfes der englischen Regimenter gegen eine große Uebermacht mit gefühlloser Leichtfertigkeit geäußert zu haben, daß er neugierig sei, wie die Bulldoggen sich herausbeißen würden. Würde jetzt noch, fragte man, Jemand behaupten, daß er seiner hervorragenden Geschicklichkeit und Erfahrung wegen über so viele englische Offiziere gestellt worden sei? Es sei gebräuchlich zu sagen, daß diese Offiziere noch niemals Krieg in großem Maßstabe gesehen hätten. Aber sicherlich sei auch der unerfahrenste Neuling befähigt das zu thun was Solms gethan habe: Befehle falsch zu verstehen, Cavallerie zu Diensten zu verwenden, die nur Infanterie verrichten könne, und aus sicherer Entfernung zuzusehen, während tapfere Männer in Stücke gehauen würden. Es sei zuviel, zu gleicher Zeit beschimpft und aufgeopfert, von den Ehren des Kriegs ausgeschlossen und doch den ärgsten Gefahren desselben entgegengeworfen, als ungeschickte Rekruten verhöhnt und dann ohne Beistand dem Kampfe mit dem schönsten Corps Veteranen von der Welt überlassen zu werden. So lauteten die Klagen der englischen Armee, und sie fanden bei der englischen Nation Wiederhall.

Zum Glück wurde um diese Zeit eine Entdeckung gemacht, welche dem Lager von Lambeque wie den Kaffeehäusern London’s einen Unterhaltungsstoff lieferte, der den Jakobiten viel weniger angenehm war als die Niederlage von Steenkerke.

Verschwörung Grandval’s

Seit einigen Monaten war im französischen Kriegsministerium ein Complot gegen das Leben Wilhelm’s geschmiedet worden. Wie es scheint, hatte Louvois ursprünglich den Plan entworfen und ihn, in rohen Umrissen, seinem Sohne und Nachfolger Barbesieux hinterlassen. Barbesieux brachte die Idee zur Reife. Die Ausführung wurde einem Offizier, Namens Grandval, übertragen. Grandval war ohne Widerrede tapfer und voll Begeisterung für sein Vaterland und seine Religion. Er war zwar ein Fanatiker und nicht ganz bei Verstande, aber deshalb nicht minder gefährlich. Ein fanatischer und halb verrückter Mensch ist in der That gerade dasjenige Werkzeug, das schlaue Politiker in der Regel vorziehen, wenn etwas besonders Gefährliches auszuführen ist. Kein vorsichtig berechnender Kopf würde sich für noch so hohen Lohn dem Schicksale eines Chatel, eines Ravaillac oder eines Gerarts ausgesetzt haben.30

Grandval hatte sich, wie er wenigstens glaubte, den Beistand zweier Abenteurer, Dumont’s, eines Wallonen, und Leefdale’s, eines Holländers, gesichert. Im April, kurz nach Wilhelm’s Ankunft in den Niederlanden, erhielten die Mörder Befehl, sich auf ihren Posten zu begeben. Dumont war damals in Westphalen, Grandval und Leefdale in Paris. Uden war als der Ort bestimmt, wo die Drei zusammentreffen und von wo sie sich in das Hauptquartier der Alliirten begeben sollten. Ehe Grandval Paris verließ, stattete er noch einen Besuch in Saint-Germains ab und wurde Jakob und Marien von Modena vorgestellt. „Ich bin von Ihrem Vorhaben unterrichtet,” sagte Jakob. „Wenn Sie und Ihre Begleiter mir diesen Dienst erzeigen, soll es Ihnen nie an etwas fehlen.”

Nach dieser Audienz trat Grandval seine Reise an. Er hatte nicht die leiseste Ahnung davon, daß er sowohl von dem Complicen, der ihn begleitete, als auch von dem Complicen, mit dem er noch zusammentreffen sollte, verrathen war. Dumont und Leefdale waren keine Fanatiker; die Restauration Jakob’s, die Größe Ludwig’s und das Uebergewicht der römischen Kirche waren ihnen sehr gleichgültig. Jeder Verständige mußte einsehen, daß, mochte der Plan gelingen oder nicht, der Lohn der Mörder wahrscheinlich darin bestehen werde, daß sie von den Höfen von Versailles und Saint-Germains mit erheucheltem Abscheu desavouirt, und mit glühenden Zangen gezwickt, mit geschmolzenem Blei begossen und von vier Pferden zerrissen wurden. Für gewöhnliche Menschen hatte die Aussicht auf ein solches Märtyrerthum nichts Anziehendes. Jene beiden Männer hatten daher fast zu gleicher Zeit, wenn auch wie es scheint ohne vorgängige Verabredung, Wilhelm auf verschiedenen Wegen die Warnung zukommen lassen, daß sein Leben in Gefahr sei. Dumont hatte Alles dem Herzog von Celle, einem der verbündeten Fürsten, mitgetheilt, und Leefdale hatte durch seine in Holland wohnenden Verwandten ausführliche Nachrichten gegeben. Mittlerweile hatte Morel, ein schweizerischer Protestant von großer Gelehrsamkeit, der sich damals in Frankreich aufhielt, Burnet schriftlich mitgetheilt, daß man den schwachen und überspannten Grandval prahlend von einem Ereignisse habe sprechen hören, welches die Welt in Erstaunen setzen werde, und daß er mit großer Zuversicht prophezeit habe, der Prinz von Oranien werde das Ende des nächsten Monats nicht erleben.

Diese warnenden Winke wurden nicht unbeachtet gelassen. Von dem Augenblicke an wo Grandval die Niederlande betrat, war er von Fallstricken umgeben. Alle seine Bewegungen und Reden wurden beobachtet; er wurde festgenommen, verhört, mit seinen Complicen confrontirt und in das Lager der Alliirten geschickt. Ungefähr acht Tage nach der Schlacht von Steenkerke wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt. Ginkell, der für seine großen Dienste in Irland mit dem Titel eines Earl von Athlone belohnt worden war, führte den Vorsitz, und Talmash befand sich unter den Richtern. Mackay und Lanier waren ebenfalls zu Mitgliedern des Tribunals ernannt worden; aber sie waren nicht mehr, und ihre Plätze wurden daher durch jüngere Offiziere ausgefüllt.

Die Aufgabe des Kriegsgerichts war sehr einfach, denn der Gefangene machte gar keinen Versuch sich zu vertheidigen. Sein Gewissen schien plötzlich erwacht zu sein. Er gab mit Ausdrücken der Reue die Wahrheit aller Beschuldigungen zu, legte ein ausführliches und anscheinend aufrichtiges Geständniß ab und erkannte an, daß er den Tod verdient habe. Er wurde verurtheilt, gehängt, geschleift und geviertheilt zu werden, und erlitt seine Strafe mit großer Standhaftigkeit und einem Anschein von Frömmigkeit. Er hinterließ einige Zeilen, in denen er erklärte, daß er im Begriff stehe sein Leben zu verlieren, weil er den Befehlen Barbesieux’ zu gewissenhaft nachgekommen sei.

Sein Bekenntniß erschien alsbald gedruckt in mehreren Sprachen und wurde mit sehr verschiedenen und sehr heftigen Empfindungen gelesen. Daß es ächt war, konnte nicht bezweifelt werden, denn es war durch die Unterschriften einiger der ausgezeichnetsten lebenden Militärs verbürgt. Daß es von der Hoffnung auf Begnadigung eingegeben sein sollte, war kaum anzunehmen, denn Wilhelm hatte dafür gesorgt, jede derartige Hoffnung niederzuschlagen. Noch weniger konnte man annehmen, daß der Gefangene Unwahrheiten ausgesagt habe, um der Tortur zu entgehen, denn obgleich es in den Niederlanden allgemein gebräuchlich war, überführte Mörder auf die Folter zu spannen, um ihnen die Namen ihrer Auftraggeber und Mitschuldigen abzupressen, so hatte doch Wilhelm anbefohlen, bei dieser Gelegenheit die Folter weder anzuwenden noch auch nur zu nennen. Es muß hinzugesetzt werden, daß der Gerichtshof gar kein strenges Verhör mit dem Gefangenen anstellte, sondern ihm seine Geschichte nach seiner Weise erzählen ließ. Man darf daher wohl annehmen, daß seine Erzählung im Wesentlichen wahr ist, und kein Theil derselben trägt unverkennbarer den Stempel der Wahrheit als sein Bericht von der Audienz, mit der Jakob ihn in Saint-Germains beehrt hatte.

Auf unsrer Insel machte die Nachricht großes Aufsehen. Die Whigs nannten ganz offen Jakob sowohl als Ludwig Meuchelmörder. Wie, fragte man, sei es, ohne dem gesunden Menschenverstande Hohn zu sprechen, möglich, den Worten, welche Grandval aus dem Munde des verbannten Königs von England gehört zu haben erklärte, einen unschuldigen Sinn beizulegen? Und welcher Mensch, der den Hof von Versailles kenne, werde glauben, daß Barbesieux, ein bloßer Anfänger in der Politik und mehr Sekretär als Minister, gewagt haben würde, das was er gethan, ohne Bewilligung seines Gebieters zu thun? Sehr menschenfreundliche und sehr unwissende Personen könnten sich vielleicht der Hoffnung hingeben, daß Ludwig vor vollendeter Thatsache noch nicht Theilnehmer gewesen sei. Daß er aber nach vollendeter Thatsache Mitschuldiger gewesen sei, könne kein Mensch bezweifeln. Er müsse nothwendig das Verfahren des Kriegsgerichts, das Zeugenverhör und das Geständniß gesehen haben. Wenn er also wirklich den Meuchelmord verabscheute, wie jeder Ehrenmann ihn verabscheute, würde dann nicht Barbesieux mit Schimpf und Schande aus seiner Anwesenheit verbannt und in die Bastille geworfen worden sein? Barbesieux sei jedoch noch immer im Kriegsministerium, und Niemand behaupte, daß er nur mit einem Worte oder mit einem ungehaltenen Blicke bestraft worden sei. Es sei demnach klar, daß beide Könige an Grandval’s Verbrechen Theil hätten. Und wenn man frage, wie zwei Fürsten, die eine große Religiosität zur Schau trügen, eine solche Schändlichkeit hätten begehen können, so laute die Antwort darauf, daß sie ihre Religion von den Jesuiten gelernt hätten. Die englischen Jakobiten erwiederten sehr wenig auf diese Vorwürfe, und die französische Regierung erwiederte gar nichts darauf.31

Wilhelm’s Rückkehr nach England

Der Feldzug in den Niederlanden endete ohne ein weiteres Ereigniß, das erwähnt zu werden verdiente. Am 18. October traf Wilhelm wieder in England ein. Spät am Abend des 20. erreichte er Kensington, nachdem er durch die Hauptstadt in ihrer ganzen Länge gefahren war. Sein Empfang war herzlich, eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, die ihn mit lauten Zurufen begrüßte, und alle Fenster auf seinem Wege, von Aldgate bis Piccadilly, waren erleuchtet.32

Schlechte Marineverwaltung

Trotz dieser günstigen Symptome aber war die Nation verstimmt und unzufrieden. Zu Lande war der Krieg unglücklich gewesen. Zur See war ein großer Vortheil errungen, aber nicht benutzt worden. Man hatte allgemein erwartet, daß dem Siege vom Mai eine Landung an der französischen Küste folgen, daß Saint-Malo bombardirt, daß die letzten Ueberreste von Tourville’s Geschwader vernichtet und daß die Arsenale von Brest und Rochefort in Trümmer geschossen werden würden. Diese Erwartung war allerdings unvernünftig. Daraus, daß Rooke und seine Seeleute die in aller Eile von Bellefonds errichteten Batterien zum Schweigen gebracht hatten, folgte noch nicht, daß es rathsam war, Schiffe dem Feuer ordentlicher Festungen auszusetzen. Die Regierung war jedoch nicht weniger sanguinisch als die Nation. Es wurden großartige Anstalten getroffen. Nachdem die verbündete Flotte in Portsmouth eiligst wieder in Stand gesetzt worden war, stach sie aufs neue in See. Rooke wurde abgesandt, um die Wassertiefe und die Strömungen längs der Küste der Bretagne zu untersuchen.33 Bei Saint-Helens wurden Transportschiffe versammelt. Vierzehntausend Mann Truppen lagen bei Portsdown unter dem Commando Meinhart Schomberg’s, der für die Dienste seines Vaters und für seine eigenen mit dem höchsten irischen Peersrange belohnt worden und jetzt Herzog von Leinster war. Unter ihm dienten Ruvigny, der für seine trefflichen Dienste bei Aghrim zum Earl von Galway creirt worden war, La Melloniere und Cambon mit ihren tapferen Refugiés und Argyle mit dem Regimente, das seinen Namen führte und das, wie man sich zu erzählen begann, im vergangenen Winter in einer noch von keinem Engländer erforschten wilden Gebirgs- und Schneegegend etwas Sonderbares und Entsetzliches gethan haben sollte.

Am 26. Juli waren sämmtliche Truppen an Bord. Die Transportschiffe segelten ab und vereinigten sich nach wenigen Stunden in der Nähe von Portland mit der Kriegsflotte. Am 28. wurde ein allgemeiner Kriegsrath gehalten. Sämmtliche Schiffcommandeurs, mit Russell an der Spitze, erklärten, daß es Wahnsinn sein würde, ihre Schiffe in den Bereich der Kanonen von Saint-Malo zu bringen, und daß die Stadt erst zu Lande bedrängt werden müsse, ehe die im Hafen liegenden Kriegsschiffe mit der geringsten Aussicht auf Erfolg von der See her angegriffen werden könnten. Die Militärs erklärten mit gleicher Einstimmigkeit, daß die Landtruppen ohne gleichzeitige Mitwirkung der Flotte nichts gegen die Stadt auszurichten vermöchten. Man überlegte nun, ob es rathsam sei, einen Angriff auf Brest oder Rochefort zu unternehmen. Russell und die übrigen Flaggenoffiziere, darunter Rooke, Shovel, Almonde und Evertsen, erklärten, der Sommer sei für beide Unternehmungen zu weit vorgerückt.34 Wir müssen glauben, daß eine Ansicht, in der so viele ausgezeichnete englische und holländische Admirale übereinstimmten, mag sie uns auch noch so auffallend erscheinen, den damals feststehenden Prinzipien der Seekriegskunst angemessen war. Warum aber alle diese Fragen nicht acht Tage früher erschöpfend berathen, warum vierzehntausend Mann Truppen eingeschifft und aufs Meer geschickt worden waren, ehe man erwogen hatte, was sie thun sollten oder ob sie überhaupt etwas würden thun können, darüber dürfen wir uns mit Recht wundern. Die Flotte kehrte zum Erstaunen und Unwillen der ganzen Nation nach Saint-Helens zurück.35 Die Minister tadelten die Commandeurs, die Commandeurs tadelten die Minister. Ganz besonders laut und heftig waren die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen Nottingham und Russell. Der rechtschaffene und fleißige, in den Civilgeschäften wohlbewanderte und in der parlamentarischen Debatte beredtsame Nottingham entbehrte der Eigenschaften eines Kriegsministers und war sich seiner Mangelhaftigkeit in dieser Beziehung keineswegs bewußt. Zwischen ihm und dem ganzen Stande der Seeleute von Profession herrschte eine schon seit langer Zeit währende Fehde. Er war einige Zeit vor der Revolution einer der Lords der Admiralität gewesen und glaubte sich damals eine gründliche Kenntniß der Marineangelegenheiten erworben zu haben. Diese Ansicht theilten jedoch nur sehr Wenige. Männer, welche die Hälfte ihres Lebens auf dem Wasser zugebracht und Schlachten, Stürme und Schiffbrüche gesehen hatten, ärgerten sich über seine etwas pomphaften Sermone und Verweise und erklärten ihn für einen bloßen Pedanten, der mit aller seiner Büchergelehrsamkeit Dinge nicht verstehe, die jeder Kajütenjunge wisse. Russell war stets eigensinnig, anmaßend und widerspenstig gewesen, und jetzt entwickelten Glück und Ruhm seine Fehler zu voller Stärke. Der Regierung gegenüber, die er gerettet hatte, nahm er sich alle Freiheiten eines insolenten Dieners heraus, der sich für unentbehrlich hält, behandelte die Befehle seiner Vorgesetzten mit geringschätzender Leichtfertigkeit, nahm jeden auch noch so milden Tadel für eine Beleidigung, lieferte keinen eigenen Plan und zeigte doch eine unmuthige Entschlossenheit, keinen von irgend einem Andren vorgeschlagenen Plan auszuführen. Gegen Nottingham empfand er eine starke und sehr natürliche Antipathie. Sie waren in der That ein schlecht zusammenpassendes Paar. Nottingham war ein Tory, Russell ein Whig. Nottingham war ein spekulativer Seemann, der auf seine Theorien pochte, Russell ein praktischer Seemann, der auf seine Thaten stolz war. Nottingham’s Stärke war die Rede, Russell’s Stärke war das Handeln. Nottingham’s Benehmen war anständig bis zur Förmlichkeit; Russell war heftig und barsch. Schließlich war Nottingham ein braver Mann, Russell ein Schurke. Sie wurden jetzt Todfeinde. Der Admiral machte sich über die Unwissenheit des Sekretärs in Marineangelegenheiten lustig; der Secretär beschuldigte den Admiral, daß er die Interessen des Staats bloßen eigensinnigen Launen aufopfere, und Beide hatten Recht.36

Während sie mit einander haderten, erhoben die Kaufleute aller Hafenplätze des Königreichs ein lautes Geschrei über die Marineverwaltung. Den Sieg, auf den die Nation so stolz war, erklärte man in der City für ein positives Unglück. Während einiger Monate vor der Schlacht war die ganze Seemacht des Feindes in zwei großen Massen concentrirt gewesen, die eine im mittelländischen, die andre im atlantischen Meere. In Folge dessen hatte es wenig Kaperei gegeben, und die Reise nach Neuengland oder nach Jamaika war fast eben so gefahrlos gewesen wie in Friedenszeiten. Seit der Schlacht aber waren die Ueberreste der vor kurzem unter Tourville versammelt gewesenen Flotte über den Ocean zerstreut. Selbst die Ueberfahrt von England nach Irland war unsicher. Jede Woche wurde angekündigt, daß zwanzig, dreißig, fünfzig Schiffe, welche London oder Bristol gehörten, von den Franzosen weggenommen worden seien. Mehr als hundert Prisen waren diesen Herbst allein nach Saint-Malo gebracht worden. Nach der Meinung der Schiffseigner und der Assecuradeurs würde es weit besser gewesen sein, wenn der Soleil Royal mit seinen tausend streitbaren Männern noch auf hoher See geschwommen wäre, anstatt daß er wie ein Aschenhaufen am Strande bei Cherbourg lag, während seine Mannschaft, auf zwanzig Brigantinen vertheilt, in den Gewässern zwischen Cap Finisterre und Cap Clear nach Beute umherkreuzte.37

Die Kaper von Dünkirchen waren schon seit langer Zeit berühmt, und unter ihnen nahm Jean Bart, von niederer Herkunft und kaum im Stande seinen Namen zu schreiben, aber ausgezeichnet tapfer und rührig, unbestritten den ersten Rang ein. In dem Vaterlande Anson’s und Hawke’s, Howe’s und Rodney’s, Duncan’s, Saint-Vincent’s und Nelson’s würde der Name des verwegensten und geschicktesten Corsaren wenig Aussicht gehabt haben, in der Erinnerung fortzuleben. Frankreich aber, unter dessen vielen unbestrittenen Ruhmestiteln nur sehr wenige dem Seekriege angehören, zählt Jean Bart noch immer zu seinen großen Männern. Im Herbste des Jahres 1692 war dieser unternehmende Freibeuter der Schrecken aller mit der Ostsee Handel treibenden englischen und holländischen Kaufleute. Er nahm und zerstörte Schiffe dicht an der Ostküste unsrer Insel. Ja, er wagte es sogar in Northumberland zu landen, und verbrannte viele Häuser, ehe die Milizen zusammengezogen werden konnten, um ihm auf den Leib zu rücken. Der Werth der Prisen, die er in seinen heimathlichen Hafen führte, wurde auf ungefähr hunderttausend Pfund Sterling geschätzt.38 Um die nämliche Zeit wurde einem jüngeren Abenteurer, der bestimmt war, Bart zu erreichen oder noch zu übertreffen, Du Guay Trouin, das Commando eines kleinen bewaffneten Fahrzeugs übertragen. Der unerschrockene Knabe – denn er war noch nicht zwanzig Jahr alt – fuhr in die Mündung des Shannon, plünderte ein Haus in der Grafschaft Clare und schiffte sich nicht eher wieder ein, als bis ein Detachement der Garnison von Limerick gegen ihn ausrückte.39

Erdbeben in Port Royal

Während durch diese Seeräuber unser Handel gestört und unsere Küsten bedroht wurden, vermehrten einige andere Calamitäten, die keine menschliche Vorsicht hätte abwenden können, die öffentliche Verstimmung. Ein Erdbeben von furchtbarer Heftigkeit zerstörte binnen weniger als drei Minuten die blühende Colonie Jamaika. Ganze Pflanzungen veränderten ihre Lage, ganze Dörfer wurden verschlungen. Port Royal, die schönste und reichste Stadt, welche die Engländer bis dahin in der neuen Welt erbaut hatten, berühmt wegen ihrer Quais, ihrer Waarenmagazine und ihrer prächtigen Straßen, die mit Cheapside gewetteifert haben sollen, wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Funfzehnhundert Einwohner wurden unter ihren eigenen Häusern begraben. Die Folgen dieses Unglücks wurden von vielen großen Handlungshäusern London’s und Bristol’s schwer empfunden.40

Noth in England

Ein noch größeres Unglück war das Mißrathen der Ernte. Der Sommer war im ganzen westlichen Europa naß gewesen. Die starken Regengüsse, welche die Arbeiten der französischen Pioniere in den Laufgräben von Namur erschwert hatten, waren auch den Feldfrüchten verderblich gewesen. Alte Leute erinnerten sich seit 1648 keines solchen Jahres. Keine Frucht wurde reif. Der Preis des Quarters Weizen verdoppelte sich. Das Uebel wurde noch verschlimmert durch den Zustand der Silbermünzen, die in einem solchen Umfange beschnitten worden waren, daß die Worte Pfund und Schilling gar keine bestimmte Bedeutung mehr hatten. Verglichen mit Frankreich konnte England sich indeß noch glücklich schätzen. Hier waren die öffentlichen Lasten schwer, dort waren sie erdrückend. Hier mußte der Arbeiter mit seinem groben Gerstenbrot haushälterisch umgehen; dort geschah es nicht selten, daß der unglückliche Landmann mit halbgekautem Grase im Munde todt gefunden wurde. Unsere Vorfahren fanden einigen Trost in dem Gedanken, daß sie nach und nach die Stärke ihres furchtbaren Feindes erschöpften und daß seine Hülfsquellen wahrscheinlich eher versiegen würden als die ihrigen. Doch die Leiden und die Unzufriedenheit waren immerhin groß. In einigen Grafschaften griff der Pöbel die Getreidespeicher an. Die Nothwendigkeit sich einzuschränken wurde von Familien jeden Standes erkannt. Ein müßiger Schöngeist und Genußmensch, der schwerlich daran gedacht hat, daß seine Scherze je citirt werden würden, um die Geschichte seiner Zeit zu characterisiren, beklagt sich, daß in diesem Jahre der Wein von vielen Tafeln, auf denen man ihn zu sehen gewohnt war, verschwunden gewesen und durch Punsch ersetzt worden sei.41

Zunahme der Verbrechen

Ein weit beunruhigenderes Symptom des allgemeinen Nothstandes als die Substituirung des Clarets durch Branntwein und Citronen war die Vermehrung der Verbrechen. Während des Herbstes von 1692 und des darauffolgenden Winters wurde die Hauptstadt durch Einbruchdiebstähle in beständiger Angst erhalten. Eine dreizehn Mann starke Diebesbande drang in den Palast des Herzogs von Ormond in Saint-James’ Square und es wäre ihr fast gelungen sein prächtiges Silbergeschirr und seine Juwelen zu entwenden. Eine andre Bande versuchte einen Einbruch in Lambeth Palace.42 Wenn herrschaftliche, von zahlreichen Dienern bewachte Wohnungen in solcher Gefahr schwebten, so wird man leicht glauben, daß keines Krämers Kasse und Waarenlager sicher war. Von Bow bis Hydepark, von Thames Street bis Blomsbury war kein Kirchspiel, in welchem nicht eine ruhige Wohnung durch nächtliche Diebe geplündert worden wäre.43 Zu gleicher Zeit waren die Heerstraßen wegen der Freibeuter, die sich in stärkere Truppen formirten, als man sie bis dahin gekannt hatte, kaum noch zu passiren. Es existirte ein geschworner Bund von zwanzig Straßenräubern zu Fuß, die in einem Alehause in Southwark ihre Zusammenkünfte hielten.44 Die gefürchtetste Räuberbande aber bestand aus zweiundzwanzig Berittenen.45 Eine Reise von fünfzig Meilen durch die reichsten und bevölkertsten Grafschaften England’s scheint damals eben so gefährlich gewesen zu sein, wie eine Wanderung durch die Wüsten Arabien’s. Die Diligence von Oxford wurde am hellen Tage nach einem blutigen Kampfe ausgeplündert.46 Ein mit funfzehntausend Pfund Sterling Staatsgeldern befrachteter Wagen wurde angehalten und ausgeraubt. Da diese Operation einige Zeit erforderte, so wurden alle Reisenden, die während der Arbeit der Diebe zur Stelle kamen, festgenommen und bewacht. Als die Beute in Sicherheit gebracht war, durften die Gefangenen zu Fuß ihren Weg fortsetzen; aber ihre Pferde, sechzehn bis achtzehn an der Zahl, wurden todtgeschossen oder ihnen die Knieflechsen zerschnitten, um jede Verfolgung zu verhindern.47 Der Postwagen von Portsmouth wurde in einer Woche zweimal durch wohlbewaffnete und berittene Männer beraubt.48 Einige joviale Squires aus Essex wurden auf einer Hasenjagd ihrerseits von neun Jägern ganz andrer Art gehetzt und eingeholt und waren herzlich froh, als sie, wenn auch mit leeren Taschen, wieder zu Hause anlangten.49

Die Freunde der Regierung behaupteten, die Räuber seien lauter Jakobiten, und gewisse Anzeichen gaben dieser Behauptung in der That einen Schein von Begründung. Es wurden zum Beispiel funfzehn Metzger, welche an einem Markttage nach Thame gingen, um Vieh einzukaufen, von einer starken Bande angehalten und zuerst gezwungen ihre Geldkatzen herzugeben und dann Branntwein auf das Wohl König Jakob’s zu trinken.50 Man muß jedoch den Räubern und Dieben die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie bei Ausübung ihres Handwerks keine bestimmte Vorliebe für irgend eine politische Partei zeigten. Einige von ihnen begegneten in der Nähe von Saint-Albans Marlborough und zwangen ihn, ungeachtet seiner bekannten Feindseligkeit gegen den Hof und seiner kürzlichen Haft, fünfhundert Guineen herauszugeben, deren Verlust er wahrscheinlich bis zum letzten Augenblicke seiner langen Laufbahn des Glücks und Ruhms nicht aufhörte zu beklagen.51

Als Wilhelm bei seiner Zurückkunft vom Continent erfuhr, in welcher Ausdehnung dieses Unwesen getrieben wurde, äußerte er eine tiefe Entrüstung und kündigte seinen Entschluß an, die Uebelthäter mit starker Hand zu unterdrücken. Ein alter ausgedienter Räuber wurde bewogen, den Angeber zu machen und dem Könige eine lange Liste der bedeutendsten Straßenräuber und einen vollständigen Nachweis über ihre Gewohnheiten und ihre Lieblingsaufenthaltsorte vorzulegen. Diese Liste soll nicht weniger als achtzig Namen enthalten haben.52 Es wurden starke Reitertrupps zum Schutze der Landstraßen ausgesandt, und diese Maßregel, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen lautes Murren hervorgerufen haben würde, scheint allgemein gebilligt worden zu sein. Ein schönes Regiment, gegenwärtig das zweite Gardedragonerregiment genannt, das sich in Irland durch Thätigkeit und Glück im unregelmäßigen Kriege gegen die Rapparees ausgezeichnet hatte, wurde dazu auserwählt, mehrere von den großen Zugängen zur Hauptstadt zu bewachen. Blackheath, Barnet, Hounslow wurden Waffenplätze.53 Nach wenigen Wochen waren die Straßen wieder so sicher wie sonst. Es fanden zahlreiche Hinrichtungen statt, denn bis das Uebel vollständig unterdrückt war, weigerte sich der König standhaft, irgend einem Gnadengesuche Gehör zu geben.54 Unter den Hingerichteten befand sich auch Jakob Whitney, der berüchtigtste Räuberhauptmann im ganzen Königreiche. Er war einige Monate lang der Schrecken aller von London nordwärts oder westwärts Reisenden gewesen und wurde endlich mit Mühe nach einem verzweifelten Kampfe, in welchem ein Soldat getödtet und mehrere andere verwundet wurden, gefangen genommen.55 Die London Gazette zeigte die Gefangennehmung dieses berüchtigten Straßenräubers an und forderte alle Diejenigen, welche von ihm beraubt worden waren, auf, sich in Newgate einzufinden und zu sehen, ob sie ihn wiedererkennten. Seine Identität festzustellen, konnte nicht schwer sein, denn er hatte eine Wunde im Gesicht und einen Daumen verloren.56 Aber er verwendete in der Hoffnung, die Belastungszeugen irre zu führen, hundert Pfund Sterling darauf, sich bis zum Tage der Gerichtsverhandlungen einen kostbaren gestickten Anzug zu verschaffen. Dieser sinnreiche Einfall wurde jedoch durch seine hartherzigen Hüter vereitelt. Er kam in seinen gewöhnlichen Kleidern vor die Schranke und wurde überführt und zum Tode verurtheilt.57 Er hatte vorher noch den Versuch gemacht, sich durch das Anerbieten loszukaufen, eine aus lauter Straßenräubern bestehende Reitertruppe für den Dienst in Flandern zu errichten; aber sein Anerbieten war abgelehnt worden.58 Jetzt blieb ihm noch ein möglicher Ausweg. Er erklärte, daß er um ein hochverrätherisches Complot wisse. Einige jakobitische Lords hätten ihm eine große Belohnung versprochen, wenn er an der Spitze seiner Bande den König auf einer Hirschjagd im Walde von Windsor überfallen wolle. Whitney’s Geschichte hatte durchaus keine innere Unwahrscheinlichkeit. Es wurde sogar ein ganz ähnlicher Plan, wie der, dessen er die Mißvergnügten beschuldigte, nur drei Jahre später von einigen von ihnen wirklich entworfen und beinahe zur Ausführung gebracht. Aber es war viel besser, daß einige wenige schlechte Menschen unbestraft blieben, als daß alle rechtschaffenen Leute in beständiger Angst lebten, von zum Galgen verurtheilten Verbrechern fälschlich angeklagt zu werden. Der Oberrichter Holt rieth dem Könige, der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen, und Wilhelm, der nie besonders geneigt war, Verschwörungsgeschichten Glauben zu schenken, gab seine Zustimmung. Der Kapitain, wie man ihn nannte, wurde in Smithfield gehängt und ging sehr reumüthig aus der Welt.59

Zusammentritt des Parlaments

Unterdessen hatte inmitten der Mißstimmung, Noth und Unordnung eine ganz besonders ereignißvolle Parlamentssession begonnen, eine Session, von der eine neue Aera in der Geschichte der englischen Finanzen datirt, eine Session, in welcher einige wichtige Verfassungsfragen, die noch heute nicht vollständig erledigt sind, zum ersten Male berathen wurden.

Stand der Parteien

Es ist sehr zu bedauern, daß jeder Bericht von dieser Session, der sich aus den uns jetzt noch zu Gebote stehenden spärlichen und zerstreuten Materialien zusammenstellen läßt, Vieles im Dunklen lassen muß. Die gegenseitigen Beziehungen der parlamentarischen Parteien waren dieses Jahr in einem äußerst verwickelten Zustande. Jedes der beiden Häuser wurde durch mehrere Scheidelinien in Abtheilungen und Unterabtheilungen zerfällt. Unwichtigerer Unterscheidungen nicht zu gedenken, war zuerst die große Scheidelinie, welche die Whigpartei von der Torypartei trennte; dann die große Scheidelinie, welche die Staatsmänner mit ihren Freunden und ihren Anhängern, zuweilen die Hofpartei genannt, von Denen trennte, denen man bald den Spottnamen der Murrköpfe (Grumbletonians) gab, bald mit der Benennung der Vaterlandspartei beehrte. Und diese beiden großen Linien durchschnitten sich wieder. Denn von den Dienern der Krone und ihren Anhängern waren ungefähr die Hälfte Whigs; die andere Hälfte Tories. Auch muß daran erinnert werden, daß völlig getrennt von der Fehde zwischen Whigs und Tories, völlig getrennt auch von der Fehde zwischen den Staatsdienern und Nichtstaatsdienern, eine Fehde zwischen den Lords als Lords und den Gemeinen als Gemeinen herrschte. Der Geist der erblichen Kammer und der Wahlkammer war in der vorigen Session durch den Streit über den Gerichtshof des Lord High Steward gründlich aufgestachelt worden und sie kamen jetzt in kampflustiger Stimmung zusammen.

Die Thronrede

Die Rede, welche der König bei Eröffnung der Session hielt, war geschickt zu dem Zwecke abgefaßt, die Häuser zu versöhnen. Er komme, sagte er zu ihnen, ihren Rath und Beistand zu erbitten. Er gratulirte ihnen zu dem Siege von La Hogue. Er gestand mit großem Bedauern, daß die Operationen der Verbündeten zu Lande weniger glücklich gewesen waren als zur See, erklärte aber mit Feuer, daß die Tapferkeit seiner englischen Unterthanen zu Lande wie zur See ganz vorzüglich gewesen sei. Die Noth seines Volks, sagte er, sei auch die seinige, sein Interesse sei von dem des Volks unzertrennlich; es sei ihm schmerzlich, Opfer von ihm zu verlangen, aber Opfer, welche zum Heile der englischen Nation und des protestantischen Glaubens nothwendig seien, werde kein guter Engländer und kein guter Protestant scheuen.60

Privilegienfrage, von den Lords zur Sprache gebracht

Die Gemeinen dankten dem Könige in herzlichen Ausdrücken für seine huldvolle Rede.61 Die Lords aber waren in schlechter Stimmung. Zwei der Ihrigen, Marlborough und Huntingdon, waren während der Ferien, als man stündlich eine Invasion und einen Aufstand erwartete, in den Tower geschickt worden und standen noch unter der schriftlichen Verpflichtung, sich auf Verlangen vor Gericht zu stellen. Wäre ein Landgentleman oder ein Kaufmann in einer so beunruhigenden Krisis selbst auf noch geringfügigere Gründe hin zur Bürgschaftsstellung angehalten worden, so würden die Lords sich gewiß nicht eingemischt haben. Aber durch Alles was wie eine ihrem Stande angethane Schmach aussah, wurden sie leicht in Zorn gebracht. Sie unterwarfen nicht nur den Prokurator des Schatzamts, Aaron Smith, dem sein Character allerdings wenig Anspruch auf Nachsicht gab, einem strengen Verhör, sondern faßten auch mit fünfunddreißig gegen achtundzwanzig Stimmen einen Beschluß, der einen Tadel gegen die Richter der Kings Bench aussprach, Männer, die an Rechtschaffenheit sicherlich keinem Peer des Reichs nachstanden und an juristischen Kenntnissen jeden derselben weit übertrafen. Der König hielt es für gerathen, den verletzten Stolz des hohen Adels dadurch zu beschwichtigen, daß er die Bürgschaftsleistungen zu cassiren befahl, und durch diese Concession war das Haus zufriedengestellt, zum großen Aerger der Jakobiten, welche gehofft hatten, daß der Streit bis zu einem unheilvollen Ausgange getrieben werden würde, und die, als sie sich in dieser Erwartung getäuscht sahen, ihrem Unmuthe durch Schmähungen gegen die Unterwürfigkeit der entarteten Barone England’s Luft machten.62

Debatten über die Lage der Nation

Beide Häuser hielten lange und ernste Berathungen über die Lage der Nation. Als der König sie um ihren Rath ersuchte, hatte er wahrscheinlich nicht vorausgesehen, daß seine Worte als eine Aufforderung gedeutet werden würden, jeden Theil der Verwaltung zu untersuchen und über Angelegenheiten, welche die Parlamente in der Regel gänzlich der Krone zu überlassen für zweckmäßig hielten, Vorschläge zu machen. Einige der unzufriedenen Peers schlugen vor, daß ein zum Theil von den Lords, zum Theil von den Gemeinen gewählter Ausschuß ermächtigt werden sollte, die ganze Leitung der öffentlichen Angelegenheiten zu untersuchen. Man fürchtete jedoch allgemein, daß ein solcher Ausschuß ein zweiter und mächtigerer, von der Krone unabhängiger und der Verfassung unbekannter Staatsrath werden würde. Der Antrag wurde deshalb mit achtundvierzig gegen sechsunddreißig Stimmen verworfen. Bei dieser Gelegenheit stimmten die Minister mit kaum einer Ausnahme mit der Majorität. Achtzehn von der Minorität, unter denen sich die heftigsten Whigs und die heftigsten Tories der ganzen Pairie befanden, unterzeichneten einen Protest.63

Jedes der beiden Häuser untersuchte demnach für sich allein die Ursachen der Calamitäten des Staats. Die Gemeinen constituirten sich zu einem Großen Ausschusse, um den dem Könige zu ertheilenden Rath zu erwägen. Aus den gedrängten Auszügen und Bruchstücken, die auf uns gekommen sind, scheint hervorzugehen, daß in diesem Ausschusse, der viele Tage Sitzung hielt, die Debatten sich auf einem weitumfassenden Gebiete bewegten. Ein Mitglied sprach von dem Ueberhandnehmen des Straßenraubes, ein andres beklagte das Zerwürfniß zwischen der Königin und der Prinzessin und schlug vor, daß einige Gentlemen abgeordnet werden sollten, um bei Ihrer Majestät die Schlichtung der Sache zu versuchen. Ein drittes schilderte die Machinationen der Jakobiten im vergangenen Frühjahre. Es sei notorisch, sagte er, daß Vorbereitungen zu einem Aufstande getroffen und Waffen und Pferde angeschafft worden seien; aber nicht ein einziger Hochverräther sei zur Untersuchung gezogen worden.64

Der Ausgang des Kriegs zu Lande und zur See lieferte Stoff zu mehreren lebhaften Debatten. Viele Mitglieder beschwerten sich über die Bevorzugung der Fremden vor den Engländern. Die ganze Schlacht von Steenkerke wurde noch einmal durchgefochten und es fielen harte Aeußerungen über Solms. „Englische Soldaten dürfen nur durch englische Generäle commandirt werden,” war der fast einstimmige Ruf. Seymour, der sich sonst durch seinen Haß gegen die Ausländer ausgezeichnet, der aber, seitdem er sich im Schatzamte befand, seine Ansichten noch einmal erwogen hatte, fragte, wo englische Generäle zu finden seien. „Ich liebe die Ausländer als solche nicht; aber wir haben keine Wahl. Der Mensch wird nicht als General geboren; ja, es kann Jemand ein sehr schätzbarer Hauptmann oder Major und doch der Führung einer Armee nicht gewachsen sein. Nur die Erfahrung bildet große Befehlshaber. Von unseren Landsleuten besitzen sehr wenige diese Erfahrung, und deshalb müssen wir für jetzt Ausländer verwenden.” Lowther sprach hierauf in dem nämlichen Sinne. „Wir haben einen langen Frieden gehabt und in Folge dessen besitzen wir keine genügende Anzahl von Offizieren, die sich zu hohen Commandos eignen. Die Parks und das Lager von Hounslow waren sehr armselige Kriegsschulen im Vergleich zu den Schlachtfeldern und den Schanzwerken, auf denen die großen Commandeurs der festländischen Nationen ihre Kunst erlernt haben.” In Erwiederung auf diese Argumente war ein Redner für die entgegengesetzte Meinung so albern zu erklären, daß er zehn Engländer nennen könne, die, wenn sie in französischen Diensten ständen, zu Marschällen ernannt werden würden. Vier oder fünf Obersten, welche bei Steenkerke gewesen waren, betheiligten sich bei der Debatte. Man sagte von ihnen, daß sie eben so viel Bescheidenheit in ihren Reden zeigten, als sie im Kampfe Muth bewiesen hätten, und selbst nach dem sehr unvollständigen Bericht, der auf uns gekommen ist, scheint dieses Compliment nicht unverdient gewesen zu sein. Sie stimmten nicht in das allgemeine Geschrei gegen die Holländer ein. Sie sprachen sich über die fremden Offiziere im Allgemeinen lobend aus und ließen der Tapferkeit und Haltung, womit Auverquerque die versprengten Ueberreste von Mackay’s Division der anscheinend unvermeidlichen Vernichtung entrissen hatte, volle Gerechtigkeit widerfahren. Zur Vertheidigung Solms’ aber wurde nicht ein Wort gesagt. Seine Strenge, sein übermüthiges Benehmen und vor Allem die Gleichgültigkeit, mit der er zugesehen hatte, wie die von einer großen Uebermacht geworfenen Engländer Mann gegen Mann mit den französischen Haustruppen kämpften, hatten ihn so verhaßt gemacht, daß viele Mitglieder bereit waren für eine Adresse zu stimmen, welche auf seine Entlassung und seine Ersetzung durch Talmash antrüge, der seit Marlborough’s Demission allgemein als der beste Offizier in der Armee anerkannt wurde. Aber Talmash’s Freunde traten sehr taktvoll dazwischen. „Ich hege,” sagte einer von ihnen, „eine hohe Achtung vor diesem Gentleman, und ich bitte Sie dringend, ihm nicht, mit der Absicht ihm eine Aufmerksamkeit zu erzeigen, zu schaden. Bedenken Sie, daß Sie Sich etwas anmaßen, was ganz speciell die Prärogative des Königs ist. Sie wollen Offiziere entlassen und Offiziere anstellen.” Die Debatte endete ohne ein Tadelsvotum gegen Solms. Doch es wurde in nicht sehr parlamentarischer Sprache die Hoffnung ausgedrückt, daß die im Comité gesprochenen Worte dem Könige mitgetheilt werden und daß Se. Majestät den allgemeinen Wunsch der Vertreter seines Volks nicht unberücksichtigt lassen würde.65

Die Gemeinen gingen nun zunächst zur Untersuchung der Marineverwaltung über, und sie kamen sehr bald zu einem Streite mit den Lords über diesen Gegenstand. Daß hier und da Verwaltungssünden vorgekommen waren, lag nur zu klar am Tage. Es war kaum möglich, Russell und Nottingham freizusprechen, und jedes der beiden Häuser nahm sich seines Mitgliedes an. Die Gemeinen hatten bei Eröffnung der Session Russell für sein Benehmen bei La Hogue einstimmig ein Dankvotum bewilligt. Jetzt zogen sie im Großen Ausschusse die verkehrten Maßregeln, welche auf die Schlacht gefolgt waren, in Erwägung. Es wurde ein in so unbestimmte Ausdrücke gefaßter Antrag gestellt, daß man kaum sagen konnte, er bedeute etwas. Er wurde jedoch so verstanden, als enthalte er einen Tadel gegen Nottingham, und dessen Freunde widersetzten sich demselben daher energisch. Bei der Abstimmung ergaben sich hundertfünfundsechzig bejahende und hundertvierundsechzig verneinende Stimmen.66

Sogleich am folgenden Tage appellirte Nottingham an die Lords. Er erzählte seine Geschichte mit der ganzen Geschicklichkeit eines geübten Redners und mit der ganzen Autorität makelloser Rechtschaffenheit. Dann legte er eine große Menge Papiere auf den Tisch des Hauses und ersuchte das Haus, dieselben zu lesen und zu prüfen. Die Peers scheinen diese Papiere auch genau und sorgfältig geprüft zu haben, und das Ergebniß der Untersuchung war für Russell durchaus nicht günstig. Man hielt es indeß für eine Ungerechtigkeit, ihn ungehört zu verurtheilen; nur war es schwer, einen Weg ausfindig zu machen, auf dem Ihre Lordschaften ihn anhören konnten. Endlich beschloß man, die Papiere dem Unterhause zuzuschicken mit einer Botschaft des Inhalts, daß nach der Ansicht des Oberhauses gegen den Admiral etwas vorliege, wegen dessen er zu einer Erklärung aufgefordert werden müsse. Zugleich mit den Papieren wurde ein Auszug ihres Inhalts übergeben.67

Die Botschaft wurde nicht sehr ehrerbietig aufgenommen. Russell besaß zur Zeit eine Popularität, die er wenig verdiente, die uns aber nicht Wunder nehmen kann, wenn wir erwägen, daß das Publikum seine Verräthereien nicht kannte, wohl aber wußte, daß er der einzige lebende Engländer war, der eine große Schlacht gewonnen hatte. Der Schriftführer las den Auszug aus den Papieren vor. Dann sprach Russell unter großem Beifall, und seine Freunde drangen auf sofortige Entscheidung. Sir Christoph Musgrave bemerkte sehr richtig, daß es unmöglich sei, über einen solchen Haufen von Depeschen ein Urtheil zu fällen ohne sie durchgelesen zu haben; aber dieser Einwand wurde verworfen. Die Whigs betrachteten das angeklagte Mitglied als einen der Ihrigen, viele von den Tories waren vom Glanze seines kürzlichen Sieges geblendet, und weder Whigs noch Tories waren geneigt, die geringste Ehrerbietung vor der Autorität der Peers zu zeigen. Das Haus faßte, ohne die Papiere zu lesen, einen einstimmigen Beschluß, der die entschiedene Billigung des ganzen Benehmens Russell’s ausdrückte. Die Stimmung der Versammlung war von der Art, daß einige eifrige Whigs es jetzt wagen zu dürfen glaubten, ein Tadelsvotum gegen Nottingham zu beantragen. Allein der Versuch scheiterte. „Ich bin bereit,” sagte Lowther, und er sprach unzweifelhaft die Gesinnung Vieler aus, – „ich bin bereit jeden Antrag zu unterstützen, der dem Admiral zur Ehre gereicht; aber ich kann mich nicht bei einem Angriffe auf den Staatssekretär betheiligen. Denn meines Wissens haben Ihre Majestäten keinen eifrigeren, fleißigeren und treueren Diener als Mylord Nottingham.” Finch bot seine ganze blühende Beredtsamkeit zur Vertheidigung seines Bruders auf und gab, ohne der vorherrschenden Ansicht direct entgegenzutreten, zu verstehen, daß Russell’s Benehmen nicht fehlerfrei gewesen sei. Das Tadelsvotum gegen Nottingham wurde nicht betrieben; das Votum, welches Russell’s Verhalten für durchaus lobenswerth erklärte, wurde den Lords mitgetheilt, und die Papiere, welche sie den Gemeinen zugesandt hatten, wurden in sehr unceremoniöser Weise zurückgegeben.68 Die schwer gekränkten Lords verlangten eine freie Conferenz. Sie wurde bewilligt, und die Wortführer der beiden Häuser versammelten sich im gemalten Zimmer. Rochester sprach im Namen seiner Collegen den Wunsch aus, die Gründe zu erfahren, auf welche hin der Admiral für vorwurfsfrei erklärt worden sei. Auf diese Aufforderung erwiederten die auf der andren Seite des Tisches stehenden Gentlemen nur, daß sie nicht autorisirt worden seien, eine Erklärung zu geben, daß sie aber Denen, die sie hergeschickt hätten, das Gesagte mittheilen würden.69

Inzwischen waren die Gemeinen der Untersuchung über die Führung des Kriegs herzlich müde geworden. Die Mitglieder hatten sich der Verstimmung, die sie von ihren Landsitzen mitgebracht, zum großen Theile einfach dadurch entledigt, daß sie ihrem Herzen Luft gemacht hatten. Burnet giebt zu verstehen, daß die Kunstgriffe, in denen Caermarthen und Trevor große Meister waren, dazu angewendet wurden, Beschlüssen vorzubeugen, welche der Regierung ernste Verlegenheiten bereitet haben würden. Aber obgleich es nicht unwahrscheinlich ist, daß einige lärmende vermeintliche Patrioten durch Beutel voll Guineen zum Schweigen gebracht wurden, so würde es doch ungereimt sein, wollte man annehmen, daß das Haus im allgemeinen auf diese Art influirt worden sei. Wer solche Versammlungen gesehen hat, weiß, daß der Eifer, mit dem sie an langwierige Untersuchungen gehen, sehr bald erkaltet und daß ihr Unmuth, wenn er nicht durch unvernünftige Opposition lebendig erhalten wird, schnell verraucht. In kurzer Zeit war Jedermann des Großen Ausschusses zur Rathertheilung müde. Die Debatten waren langweilig und weitschweifig gewesen, und die gefaßten Beschlüsse waren größtentheils rein kindisch. Es sollte dem Könige unterthänigst gerathen werden, geschickte und rechtschaffene Männer anzustellen. Es sollte ihm unterthänigst gerathen werden, Männer anzustellen, welche treu zu ihm gegen Jakob stehen würden. Die Geduld des Hauses war erschöpft durch lange Discussionen, welche auf die pomphafte Verkündigung derartiger Gemeinplätze hinausliefen. Endlich erfolgte die Explosion. Einer der Mißvergnügten lenkte die Aufmerksamkeit des Großen Ausschusses auf das beunruhigende Factum, daß beim Feldzeugmeisteramte zwei Holländer angestellt seien, und trug darauf an, dem Könige solle unterthänigst gerathen werden, sie zu entlassen. Der Antrag wurde mit geringschätzendem Spotte aufgenommen. Man bemerkte, daß gerade die Militärs ihre Verachtung am lautesten äußerten. „Denken wir im Ernst daran, zum Könige zu gehen und ihm zu sagen, daß, weil er geruht habe, in dieser hochwichtigen Krisis unsren Rath zu verlangen, wir ihm unterthänigst riethen, einen holländischen Magazinaufseher aus dem Tower zu entfernen? Wahrhaftig, wenn wir keinen wichtigeren Vorschlag vor den Thron zu bringen haben, so können wir eben so gut zu Tische gehen.” Die Mitglieder waren im Ganzen der nämlichen Ansicht. Der Präsident wurde vom Stuhle wegvotirt und nicht aufgefordert, um Erlaubniß zu bitten, denselben wieder einnehmen zu dürfen. Der Große Ausschuß existirte nicht mehr. Die gefaßten Beschlüsse wurden in aller Form dem Hause mitgetheilt. Einer derselben wurde verworfen, die anderen wurden fallen gelassen, und nachdem die Gemeinen mehrere Wochen lang erwogen hatten, welchen Rath sie dem Könige geben sollten, gaben sie ihm schließlich gar keinen.70

Die Stimmung der Lords war eine ganz andre. Aus vielen Umständen geht hervor, daß die Holländer damals nirgends so sehr gehaßt wurden wie im Oberhause. Das Mißfallen, mit dem ein Engländer des Mittelstandes die ausländischen Freunde des Königs betrachtete, war bloß national. Aber die Abneigung, mit der ein englischer Edelmann sie betrachtete, war persönlich. Sie standen zwischen ihm und der Majestät, sie entzogen ihm die Strahlen der königlichen Gunst. Der ihnen gegebene Vorzug verletzte ihn sowohl in seinen Interessen wie auch in seinem Stolze. Seine Aussicht auf den Hosenbandorden war bedeutend geringer, seitdem sie seine Concurrenten geworden waren. Er hätte Oberstallmeister sein können, wenn Auverquerque nicht gewesen wäre, Oberkammerherr, wenn Zulestein, Obergarderobier, wenn Bentinck nicht gewesen wäre.71 Die üble Laune des Adels wurde durch Marlborough genährt, der damals die Rolle eines Patrioten spielte, welcher verfolgt wurde, weil er sich zur Vertheidigung der Interessen seines Vaterlandes gegen die Holländer erhoben, und der nicht voraussah, daß ein Tag kommen werde, wo er angeklagt werden sollte, die Interessen seines Vaterlandes den Holländern zu Gefallen aufzuopfern. Die Peers beschlossen, Wilhelm eine Adresse zu überreichen, in der sie ihn ersuchten, seine englischen Truppen nicht unter das Commando eines holländischen Generals zu stellen. Sie nahmen die Frage, welche das Haus der Gemeinen zum Lachen gereizt, ganz ernsthaft auf und riethen ihrem Souverain feierlich, keine Ausländer in seinen Magazinen anzustellen. Auf Marlborough’s Vorschlag drangen sie in den König, darauf zu bestehen, daß der jüngste englische General den Vorrang vor dem ältesten General im Dienste der Generalstaaten haben solle. Es beeinträchtige, sagten sie, das Ansehen der Krone, wenn ein Offizier, der sein Patent von Sr. Majestät habe, von einem Offizier commandirt würde, der ein ähnliches Patent von einer Republik habe. Auf diesem offenbar durch einen unedlen Groll gegen Holland eingegebenen Rath gab Wilhelm, der sich wenig um Beschlüsse des Oberhauses kümmerte, die nicht vom Unterhause unterstützt wurden, wie sich erwarten ließ, eine sehr kurze und trockne Antwort.72

Bill zur Regulirung des Prozeßverfahrens in Hochverrathsfällen

Während die Untersuchung über die Führung des Kriegs schwebte, nahmen die Gemeinen die Berathung eines wichtigen Gegenstandes wieder auf, der schon im vergangenen Jahre ihre Aufmerksamkeit sehr beschäftigt hatte. Die Bill zur Regulirung des Verfahrens in Hochverrathsfällen wurde aufs Neue eingebracht, stieß aber auf nachdrückliche Opposition seitens der Staatsbeamten, Whigs sowohl als Tories. Somers, der jetzt Generalfiskal war, empfahl dringend Aufschub. Daß das Gesetz in seiner gegenwärtigen Fassung gewichtige Einwürfe zulasse, wurde nicht in Abrede gestellt, wohl aber behauptet, daß die vorgeschlagene Abänderung in diesem Augenblicke mehr schaden als nützen werde. Niemand werde behaupten, daß unter der bevorstehenden Regierung das Leben harmloser Unterthanen irgendwie gefährdet sei. Niemand werde hingegen leugnen, daß die Regierung selbst in großer Gefahr sei. Sei es weise gehandelt, die Gefahr dessen, was bereits in ernster Gefahr schwebe, noch zu vergrößern, um dem, was schon vollkommen sicher sei, noch größere Sicherheit zu verleihen? Denen, welche so sprachen, warf man ihre Inconsequenz vor und fragte sie, warum sie nicht den Muth gehabt hätten, sich in der vorigen Session der Bill zu widersetzen. Sie antworteten sehr plausibel, daß die während der Parlamentsferien stattgefundenen Ereignisse Allen die noch etwas lernen wollten, eine wichtige Lehre gegeben habe. Das Land sei gleichzeitig von einer Invasion und von einem Aufstande bedroht gewesen. Kein Verständiger zweifle daran, daß viele Verräther Vorkehrungen zum Anschluß an die Franzosen getroffen und zu dem Ende Waffen, Munition und Pferde angesammelt hätten. Obgleich man jedoch mehr als genügende moralische Beweise gegen diese Feinde ihres Vaterlandes gehabt habe, sei es doch nicht möglich gewesen, gegen einen Einzigen von ihnen juristische Beweise zu finden. Das Hochverrathsgesetz möge in der Theorie hart sein und sei allerdings in früherer Zeit gröblich gemißbraucht worden. Aber ein Staatsmann, der sich weniger um die Theorie als um die Praxis und weniger um die Vergangenheit als um die Gegenwart kümmerte, werde jenes Gesetz nicht für zu streng, sondern für zu lax erklären und werde, so lange der Staat in der größten Gefahr sei, jeder weiteren Milderung seine Zustimmung versagen. Doch trotz aller Opposition wurde die Bill im Prinzip von hunderteinundsiebzig gegen hundertzweiundfunfzig Stimmen gebilligt. Im Ausschusse aber wurde beantragt und angenommen, daß die neuen Procedurvorschriften erst nach Beendigung des Kriegs mit Frankreich in Kraft treten sollten. Als der Bericht erstattet wurde, stimmte das Haus über dieses Amendement ab und bestätigte es mit hundertfünfundvierzig gegen hundertfünfundzwanzig Stimmen. In Folge dessen wurde die Bill fallen gelassen.73 Wäre sie vor die Peers gekommen, so würde sie aller Wahrscheinlichkeit nach verloren gewesen sein, nachdem sie einen neuen Streit zwischen den beiden Häusern veranlaßt hätte. Denn die Peers hatten sich fest vorgenommen, keine solche Bill durchgehen zu lassen, wenn sie nicht eine Klausel enthielte, welche die Einrichtung des Gerichtshofes des Lord High Steward änderte, und eine die Einrichtung des Gerichtshofes des Lord High Steward ändernde Klausel würde weniger Aussicht gehabt haben als je, von den Gemeinen günstig aufgenommen zu werden. Denn im Laufe dieser Session trat ein Ereigniß ein, welches bewies, daß die Großen durch das Gesetz in seiner gegenwärtig bestehenden Form nur zu wohl geschützt waren, und das mit Recht verdient als ein schlagender Beleg für den Zustand der Sitten und der Moralität der damaligen Zeit berichtet zu werden.

Der Prozeß Lord Mohun’s

Von allen Schauspielern der damaligen englischen Bühne war Wilhelm Mountford der liebenswürdigste. Er besaß alle physischen Eigenschaften für seinen Beruf: eine edle Gestalt, ein hübsches Gesicht und ein klangvolles Organ. Es war schwer zu sagen, ob er besser in Heldenrollen oder in komischen Rollen reussirte. Er war anerkanntermaßen der beste Alexander und der beste Sir Courtly Nice, der je auf den Brettern gestanden. Die Königin Marie, deren Kenntnisse sehr oberflächlich waren, die aber von Natur einen treffenden Blick für alles Ausgezeichnete in der Kunst besaß, bewunderte ihn in hohem Grade. Er war überdies nicht nur Schauspieler, sondern auch dramatischer Dichter und hat uns ein Lustspiel hinterlassen, das nicht zu verachten ist.74

Die beliebteste Schauspielerin jener Zeit war Anna Bracegirdle. Es gab wohl beim Theater manche Frau von tadelloserer Schönheit, aber keine, deren Gesichtszüge und Haltung die Sinne und die Herzen der Männer so zu bezaubern vermocht hätten. Der Anblick ihrer glänzend schwarzen Augen und ihrer frischen bräunlichen Wangen reichte hin, auch das unruhigste Publikum in heitere Laune zu versetzen. Man sagte von ihr, daß sie in einem gefüllten Hause eben so viele Anbeter hatte als männliche Zuschauer anwesend waren. Doch kein auch noch so reicher oder noch so vornehmer Anbeter hatte sie dahin zu bringen vermocht, seine Geliebte zu werden. Wer die Rollen, die sie zu spielen pflegte, und die Epiloge, deren Vortrag ihr specielles Amt war, näher kennt, wird ihr so leicht kein ungewöhnliches Maß von Tugend oder Zartgefühl zutrauen. Sie scheint eine kalte, eitle und eigennützige Kokette gewesen zu sein, die sich vollkommen bewußt war, wie sehr die Macht ihrer Reize durch den Ruf einer ihr keine Ueberwindung kostenden Unerbittlichkeit erhöht wurde, und die es wagen konnte, mit einer Reihenfolge von Anbetern zu spielen, in der begründeten Ueberzeugung, daß keine Flamme, die sie in ihnen entzündete, ihr eignes Eis aufthauen werde.75 Zu Denen, die sie mit wahnsinniger Begierde verfolgten, gehörte ein lasterhafter Hauptmann von der Armee, Namens Hill. Mit Hill war ein junger Edelmann, Lord Karl Mohun, dessen ganzes Leben nichts als eine lange Schwelgerei und Rauferei war, in einem Bunde der Ausschweifung und Gewaltthätigkeit verbrüdert. Als Hill sah, daß die schöne Brünette unbesiegbar war, setzte er es sich in den Kopf, daß er um eines begünstigteren Nebenbuhlers willen verschmäht werde und daß dieser Nebenbuhler der glänzende Mountford sei. Der eifersüchtige Liebhaber gelobte in einem Wirthshause bei der Flasche, daß er den Schurken erstechen werde. „Und ich,” sagte Mohun, „werde meinem Freunde beistehen.” Aus dem Wirthshause ging das Paar, begleitet von einigen Soldaten, deren Dienste Hill erkauft hatte, nach Drury Lane, wo die Dame wohnte. Hier legten sie sich eine Weile auf die Lauer. Sobald sie auf der Straße erschien, wurde sie ergriffen und zu einem Wagen geschleppt. Sie rief um Hülfe, ihre Mutter umklammerte sie, die ganze Nachbarschaft gerieth in Aufruhr, und sie wurde befreit. Hill und Mohun gingen Rache gelobend fort. Noch zwei Stunden bramarbasirten sie mit dem Degen in der Hand in den Straßen bei Mountford’s Wohnung umher. Die Wache forderte sie auf, ihre Waffen in die Scheide zu stecken. Als aber der junge Lord sagte, daß er ein Peer sei, und die Constabler herausforderte ihn anzurühren, wenn sie den Muth dazu hätten, ließen sie ihn gehen. So stark war damals das Privilegium und so schwach das Gesetz. Es wurden Boten an Mountford gesandt, um ihn vor der ihm drohenden Gefahr zu warnen; unglücklicherweise aber trafen sie ihn nicht an. Er kam. Es entspann sich ein kurzer Wortwechsel zwischen ihm und Mohun, und während sie sich mit einander stritten, rannte Hill dem unglücklichen Schauspieler den Degen durch den Leib und entfloh.

Die große Jury von Middlesex, welche aus angesehenen Gentlemen bestand, fand Grund zu einer Anklage auf Mord gegen Hill und Mohun. Hill entkam; Mohun aber wurde ergriffen. Seine Mutter that einen Fußfall beim Könige; aber vergebens. „Es war eine schändliche That,” sagte Wilhelm, „ich werde sie dem Laufe des Gesetzes überlassen.” Der Prozeß kam vor den Gerichtshof des Lord High Steward zur Verhandlung, und da das Parlament gerade versammelt war, so hatte der Angeklagte den Vortheil, von der gesammten Pairie gerichtet zu werden. Es befand sich damals kein Jurist im Oberhause, und daher wurde es zum ersten Male seitdem Buckhurst das Urtel über Essex und Southampton gesprochen, nothwendig, daß ein Peer, der niemals die Rechtswissenschaft zu seinem speciellen Studium gemacht hatte, in diesem hohen Tribunale den Vorsitz führte. Caermarthen, der als Lord Präsident über dem ganzen Adel stand, wurde zum Lord High Steward ernannt. Es ist ein vollständiger Bericht über die Prozeßverhandlungen auf uns gekommen. Wer diesen aufmerksam liest und das Gutachten prüft, welches die Richter in Beantwortung einer von Nottingham aufgeworfenen Frage abgaben, und in welchem die durch den Zeugenbeweis festgestellten Thatsachen mit vollkommener Unparteilichkeit dargelegt sind, der kann nicht zweifeln, daß der Gefangene des Verbrechens des Mordes vollständig überwiesen war. Dies war die Ansicht des Königs, der den Verhandlungen beiwohnte, und dies war die fast einstimmige Ansicht des Publikums. Wäre die Untersuchung durch Holt und durch zwölf schlichte Männer vor der Old Bailey geführt worden, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das Verdict auf Schuldig gelautet haben würde. Die Peers aber sprachen ihren angeklagten Standesgenossen mit neunundsechzig gegen vierzehn Stimmen frei. Ein vornehmer Edelmann war brutal und einfältig genug zu sagen: „Am Ende war der Mensch doch weiter nichts als ein Schauspieler, und die Schauspieler sind Gesindel.” Alle Zeitungen, alle Kaffeehausredner beklagten sich bitter, daß das Blut des Armen ungestraft durch den Großen vergossen werden dürfe. Witzlinge bemerkten, daß das einzige Schöne76 an dem Prozesse die auf den Gallerien versammelten Damen gewesen seien. Es existiren noch Briefe und Tagebücher, in denen Männer jeder politischen Farbe, Whigs, Tories und Eidverweigerer, die Parteilichkeit des Tribunals verdammen. So lange die Erinnerung an diesen Scandal beim Volke noch frisch war, ließ sich nicht erwarten, daß die Gemeinen bewogen werden könnten, angeklagten Peers irgend einen neuen Vortheil einzuräumen.77

Debatten über den indischen Handel

Inzwischen hatten die Gemeinen die Erwägung noch eines andren hochwichtigen Gegenstandes, der Zustände des Handels mit Indien, wieder aufgenommen. Sie hatten gegen den Schluß der vorigen Session den König ersucht, die alte Compagnie aufzulösen und eine neue Compagnie unter ihm zweckmäßig scheinenden Bedingungen zu errichten, und er hatte versprochen, ihr Gesuch in ernste Erwägung zu ziehen. Jetzt ließ er ihnen die Mittheilung zukommen, daß es nicht in seiner Macht stehe, ihrem Verlangen zu entsprechen. Er habe den Freibrief der alten Compagnie den Richtern vorgelegt und die Richter hätten erklärt, die alte Compagnie könne nach den Bestimmungen dieses Freibriefs nur nach vorhergegangener dreijähriger Kündigung aufgelöst werden und müsse daher noch drei Jahre das ausschließliche Privilegium zum Handel mit Ostindien behalten. Da es sein aufrichtiger Wunsch sei, setzte er hinzu, den Gemeinen zu willfahren, er dies aber in der von ihnen angegebenen Weise nicht könne, so habe er die alte Compagnie zu einem Vergleiche zu bewegen versucht; die Gesellschaft habe aber hartnäckig auf ihren äußersten Rechten bestanden und seine Versuche seien daher gescheitert.78

Diese Botschaft rührte die ganze Frage wieder auf. Die beiden Parteien, in die sich die City theilte, waren sofort in neuer Thätigkeit, es gab lange und heiße Debatten im Unterhause. Petitionen gegen die alte Compagnie wurden auf den Tisch gelegt, satyrische Flugblätter gegen die neue wurden in der Vorhalle vertheilt. Nach langer Discussion wurde endlich beschlossen, dem Könige eine Adresse zu überreichen, worin er ersucht wurde, die von den Richtern für nothwendig erklärte Kündigung erfolgen zu lassen. Er versprach, die Sache im Auge zu behalten und nach besten Kräften das Wohl des Landes zu fördern. Mit dieser Antwort war das Haus zufrieden und der Gegenstand wurde bis zur nächsten Session nicht wieder erwähnt.79

Geldbewilligungen

Die Debatten der Gemeinen über die Führung des Kriegs, über das Hochverrathsgesetz und über den Handel mit Indien kosteten viel Zeit und hatten kein erhebliches Resultat. Inzwischen aber wurde im Ausschuß für Geldbewilligungen und im Ausschuß für die Mittel und Wege Reelleres zu Stande gebracht. Im Ausschuß für Geldbewilligungen wurden die veranschlagten Summen rasch angenommen. Einige wenige Mitglieder erklärten sich dahin, daß England seine Truppen vom Continent zurückziehen, den Krieg zur See mit Energie betreiben und nur eine solche Armee unterhalten solle, welche hinreichte, um jeden Eindringenden, der der Wachsamkeit der Flotte entgehen sollte, abzuwehren. Dieser Doctrin, welche bald die Parole einer der großen Parteien im Staate wurde und es lange blieb, huldigte jedoch zur Zeit nur eine kleine Minorität, die auf eine Abstimmung nicht anzutragen wagte.80

Mittel und Wege; Grundsteuer

Im Ausschusse für die Mittel und Wege wurde beschlossen, daß ein großer Theil der Bedürfnisse des Jahres durch eine Steuer gedeckt werden solle, die zwar an sich schon alt, der Form nach aber neu war. Von einer sehr frühen Periode an bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hatten unsere Parlamente die außerordentlichen Bedürfnisse der Regierung hauptsächlich durch Bewilligung von Subsidien bestritten. Eine Subsidie wurde aufgebracht, indem man die Bevölkerung des Landes mit einer nach ihrem angenommenen Vermögen bemessenen Abgabe belastete. Das Grundeigenthum war der Hauptgegenstand der Besteuerung und wurde nominell mit vier Schilling vom Pfunde des Ertrags belegt. Aber die Besteuerung erfolgte in der Weise, daß sie nicht nur im Verhältniß zu dem Steigen des Bodenwerthes oder zu dem Sinken des Werthes der edlen Metalle nicht stieg, sondern sogar fortwährend sank, bis endlich die Abgabe thatsächlich weniger als anderthalb Pence vom Pfunde betrug. Zu den Zeiten Karl’s I. würde eine wirkliche Steuer von vier Schilling auf das Pfund wahrscheinlich nahe an anderthalb Millionen ergeben haben; aber eine Subsidie betrug wenig über funfzigtausend Pfund.81

Die Finanzmänner des Langen Parlaments machten ein wirksameres System der Güterbesteuerung ausfindig. Die zu erhebende Summe wurde festgestellt. Dann wurde sie auf die Grafschaften nach Verhältniß ihres angenommenen Wohlstandes vertheilt und in jeder Grafschaft nach einem Tarife erhoben. Die durch diese Besteuerungen zur Zeit der Republik erlangte Revenue variirte zwischen fünfunddreißigtausend und hundertzwanzigtausend Pfund monatlich.

Nach der Restauration schien die Legislatur eine Zeit lang geneigt, im Finanzwesen wie in anderen Dingen zu der alten Methode zurückzukehren. Karl II. wurden ein- oder zweimal Subsidien bewilligt. Allein es zeigte sich bald, daß das alte System bei weitem nicht so zweckmäßig war als das neue. Die Cavaliere ließen sich herab, in der Besteuerungskunst von den Rundköpfen eine Lehre anzunehmen, und in der Zeit zwischen der Restauration und der Revolution wurden die außerordentlichen Bedürfnisse gelegentlich durch Auflagen bestritten, ähnlich denen der Republik. Nach der Restauration machte der Krieg mit Frankreich es nothwendig, alljährlich zu dieser reichen Einnahmequelle zu greifen. In den Jahren 1689, 1690 und 1691 waren große Summen vom Grundbesitz erhoben worden. Endlich im Jahre 1692 wurde beschlossen, das Grundeigenthum höher als je zu besteuern. Die Gemeinen resolvirten, daß eine neue und genauere Abschätzung der Güter im ganzen Reiche vorgenommen und daß von dem dadurch ermittelten Rentenbetrage eine Pfundsteuer an die Regierung entrichtet werden solle.

Dies war der Ursprung der bestehenden Grundsteuer. Die im Jahre 1692 vorgenommene Abschätzung ist bis auf unsre Zeit unverändert geblieben. Nach dieser Schätzung ergab eine Besteuerung des Pfundes Rente mit einem Schilling in runder Summe eine halbe Million. Hundertsechs Jahre lang wurde alljährlich dem Parlamente eine Grundsteuerbill vorgelegt und angenommen, wenn auch nicht immer ohne Murren seitens der Landgentlemen. In Kriegszeiten betrug die Steuer vier Schilling vom Pfunde. In Friedenszeiten, vor der Regierung Georg’s III., wurden gewöhnlich nur zwei oder drei Schilling bewilligt, und während eines kurzen Abschnitts der umsichtigen und milden Verwaltung Walpole’s verlangte die Regierung nur einen Schilling. Nach dem unheilvollen Jahre aber, in welchem England das Schwert gegen die amerikanischen Kolonien zog, betrug die Steuer nie weniger als vier Schilling. Endlich im Jahre 1798 enthob sich das Parlament der Mühe, jedes Frühjahr eine neue Acte zu erlassen. Die Grundsteuer wurde mit vier Schilling vom Pfunde permanent gemacht und wer derselben unterworfen war, konnte sie ablösen. Ein großer Theil ist abgelöst worden, und gegenwärtig wird wenig mehr als ein Fünfzigstel von dem in Friedenszeiten benöthigten ordentlichen Einkommen durch diese Steuer aufgebracht, welche einst als die ergiebigste aller Hülfsquellen des Staats betrachtet wurde.82

Die Grundsteuer wurde für das Jahr 1693 auf vier Schilling vom Pfunde festgesetzt und brachte somit ungefähr zwei Millionen in den Staatsschatz. So klein diese Summe einer Generation erscheinen muß, die in zwölf Monaten hundertzwanzig Millionen gebraucht hat, so war eine solche doch noch niemals im Jahre durch directe Besteuerung erhoben worden. Sie kam Engländern wie Ausländern ungeheuer vor. Ludwig, der es fast unmöglich fand, durch rücksichtslose Erpressungen dem verarmten französischen Landvolke die Mittel zur Erhaltung der größten Armee und des prächtigsten Hofes, welche seit dem Untergange des römischen Reichs in Europa existirt hatten, auszupressen, soll in einen Ausruf zornigen Erstaunens ausgebrochen sein, als er erfuhr, daß die Gemeinen England’s aus Furcht und Haß gegen seine Macht einstimmig beschlossen hatten, sich in einem Jahre des Mangels und der Handelsstockung eine Abgabenlast aufzubürden, wie sie weder sie noch ihre Vorfahren jemals getragen hatten. „Mein kleiner Vetter von Oranien scheint fest im Sattel zu sitzen,” sagte er. Nachher setzte er hinzu: „Thut nichts, das letzte Goldstück wird gewinnen.” Dies war jedoch eine Betrachtung, aus der er nicht viel Trost geschöpft haben würde, wenn er über die Hülfsquellen England’s gut unterrichtet gewesen wäre. Kensington war allerdings im Vergleich zu seinem prächtigen Versailles eine bloße Hütte. Die ihn täglich umgebende Pracht der Juwelen, Federn und Spitzen, Pferde und vergoldeten Kutschen überstrahlte bei weitem den Glanz, den unsere Fürsten selbst bei feierlichen Gelegenheiten zu entfalten pflegten. Aber die Lage der Mehrheit des englischen Volks war ohne allen Zweifel so, daß die Mehrheit des französischen Volks sie wohl beneidet haben würde. In der That, was bei uns harter Nothstand genannt wurde, würde dort beispiellose Blüthe genannt worden sein.

Die Grundsteuer wurde nicht ohne einen Streit zwischen den beiden Häusern ausgeschrieben. Die Gemeinen ernannten Commissare zur Feststellung der Steuerbeträge. Es waren die vornehmsten Gentlemen jeder Grafschaft und sie waren in der Bill genannt. Die Lords hielten dieses Arrangement für unverträglich mit der Würde der Pairie, und sie schalteten daher eine Klausel ein, welche bestimmte, daß ihre Güter durch zwanzig Mitglieder ihres eigenen Standes abgeschätzt werden sollten. Das Unterhaus verwarf dieses Amendement mit Entrüstung und verlangte eine augenblickliche Conferenz. Nach einigem Zögern, das die Mißstimmung der Gemeinen vermehrte, fand die Conferenz statt. Die Bill wurde den Peers mit dem sehr kurzen und trotzigen Bedeuten zurückgegeben, daß sie sich nicht anmaßen sollten, Finanzgesetze abzuändern. Eine starke Partei unter den Lords war obstinat. Mulgrave sprach ein Langes und Breites über die Prätensionen der Plebejer. Er sagte seinen Collegen, daß, wenn sie nachgäben, sie sich der Autorität entäußern würden, welche die Barone England’s stets seit Gründung der Monarchie besessen hätten, und daß ihnen von ihrer alten Größe nichts übrig bleiben würde als ihre Adelskronen und ihr Hermelin. Burnet sagt, diese Rede sei die schönste gewesen, die er je im Parlamente gehört habe, und Burnet war unzweifelhaft ein competenter Richter in Sachen der Beredtsamkeit und weder für Mulgrave eingenommen, noch den Privilegien der Aristokratie hold. Aber obwohl der Redner seine Zuhörer entzückte, gelang es ihm doch nicht, sie zu überzeugen. Die meisten von ihnen scheuten einen Kampf, in welchem die Gemeinen wie ein Mann und auch der König ihnen gegenübergestanden haben würden, der nöthigenfalls gewiß lieber funfzig Peers creirt als die Grundsteuerbill hätte fallen lassen. Zwei nachdrückliche Proteste jedoch, der erste von siebenundzwanzig, der andre von einundzwanzig Andersdenkenden unterzeichnet, bewiesen, wie hartnäckig viele Edelleute bereit waren, bis aufs Aeußerste für das Ansehen ihres Standes zu kämpfen. Es wurde eine zweite Conferenz gehalten und Rochester kündigte an, daß die Lords im Interesse des Gemeinwohls von dem, was sie gleichwohl als ihr klares Recht behaupten müßten, absehen und nicht auf ihrem Amendement bestehen wollten.83 Die Bill wurde angenommen und ihr folgten andere Bills zur Auflegung von Zusatzzöllen auf Einfuhrartikel und zur Besteuerung der Dividenden von Actiengesellschaften.

Die veranschlagten Revenuen deckten indessen immer noch nicht die veranschlagten Ausgaben. Das Jahr 1692 hatte dem Jahre 1693 ein starkes Deficit hinterlassen und es war wahrscheinlich, daß die Anforderungen des Jahres 1693 die des Jahres 1692 um etwa fünfhunderttausend Pfund übersteigen würden. Ueber zwei Millionen waren für die Armee und das Geschützwesen, nahe an zwei Millionen für die Flotte bewilligt worden.84 Noch vor acht Jahren hatten vierzehnhunderttausend Pfund zur Bestreitung des gesammten jährlichen Regierungsaufwandes genügt. Jetzt wurde mehr als das Vierfache dieser Summe erfordert. Die Steuern, die directen sowohl wie die indirecten, waren auf eine noch nie dagewesene Höhe gesteigert und doch blieb das Staatseinkommen um etwa eine Million hinter den Ausgaben zurück. Man mußte auf eine neue Hülfsquelle sinnen. Es wurde eine gefunden, eine Hülfsquelle, deren Folgen bis auf den heutigen Tag in allen Theilen des Erdballs empfunden werden.

Das Auskunftsmittel, zu welchem die Regierung ihre Zuflucht nahm, hatte eigentlich nichts Seltsames oder Mysteriöses. Es war ein Mittel, das die Financiers des Continents seit zwei Jahrhunderten kannten und auf das jeder englische Staatsmann fast nothwendig kommen mußte, wenn er die Leere in der Schatzkammer mit dem Ueberflusse auf dem Geldmarkte verglich.

Ursprung der Nationalschuld

Während des Zeitraums zwischen der Restauration und der Revolution hatte der Reichthum der Nation rasch zugenommen. Tausende von geschäftsthätigen Leuten fanden jede Weihnachten, daß, nachdem die Ausgaben des Jahreshaushalts von dem Jahreseinkommen bestritten waren, ein Ueberschuß blieb, und wie sie diesen Ueberschuß anlegen sollten, war eine ziemlich schwer zu beantwortende Frage. In unsrer Zeit ist es die Sache einiger Minuten, einen solchen Ueberschuß zu etwas mehr als drei Procent gegen die beste Sicherheit, die die Welt je gekannt hat, unterzubringen. Im 17. Jahrhundert aber war ein Advokat, ein Arzt oder ein vom Geschäft zurückgetretener Kaufmann, der sich einige Tausende erspart hatte und sie sicher und nutzbar anlegen wollte, oft in großer Verlegenheit. Drei Generationen früher kaufte Jemand, der sich im Geschäft Vermögen erworben hatte, in der Regel Grundeigenthum oder lieh seine Ersparnisse auf Hypothek aus. Aber die Anzahl der Acker Landes im Königreiche war die nämliche geblieben und der Werth des Bodens war zwar beträchtlich gestiegen, aber doch keineswegs in so rascher Progression als die Masse des auf Verwendung harrenden Kapitals zugenommen hatte. Viele wünschten auch ihr Geld so anzulegen, daß sie jeden Augenblick darüber verfügen konnten, und sie sahen sich nach einer Gattung Eigenthum um, das sich leichter cediren ließ als ein Haus oder ein Stück Feld. Ein Kapitalist konnte zwar auf Bodmerei oder auf persönliche Sicherheit ausleihen, aber wenn er dies that, lief er stets große Gefahr, Zinsen und Kapital zu verlieren. Es gab ein paar Actiengesellschaften, unter denen die Ostindische Compagnie die erste Stelle einnahm; aber die Nachfrage nach den Papieren dieser Compagnie war bei weitem größer als das Angebot. Das Verlangen nach einer neuen Ostindischen Compagnie ging in der That hauptsächlich von Leuten aus, denen es schwer geworden war, ihre Ersparnisse gegen gute Sicherheit zinsbar anzulegen. Diese Schwierigkeit war so groß, daß die Gewohnheit, baares Geld aufzusammeln, allgemein war. Es wird uns erzählt, daß der Vater des Dichters Pope, der sich zur Zeit der Revolution von seinem Geschäft in der City zurückzog, auf seinen Landsitz eine Geldkasse mitnahm, welche nahe an zwanzigtausend Pfund enthielt, und daß er von Zeit zu Zeit herausnahm, was er zur Bestreitung seiner häuslichen Bedürfnisse brauchte, und es ist sehr wahrscheinlich, daß dies kein vereinzelter Fall war. Gegenwärtig ist die Quantität des von Privatpersonen aufgesammelten gemünzten Geldes so unbedeutend, daß es, wenn es in den Verkehr käme, keine merkliche Vermehrung der Geldcirculation hervorrufen würde. Zu Anfang der Regierung Wilhelm’s III. aber waren alle renommirten Schriftsteller über den Geldumlauf der Meinung, daß eine sehr beträchtliche Masse Gold und Silber in geheimen Schubkästen und hinter Wandgetäfel verborgen sei.

Die natürliche Folge dieses Standes der Dinge war, daß eine Menge Projectenmacher, geistreiche und alberne, rechtschaffene und betrügerische, sich damit beschäftigten, neue Pläne zur Anlegung des überflüssigen Kapitals zu ersinnen. Es war im Jahre 1688, daß man das Wort Stockjobber zum ersten Male in London hörte. In dem kurzen Zeitraume von vier Jahren entstanden eine Masse Compagnien, deren jede den Actienzeichnern zuversichtlich die Hoffnung auf enormen Gewinn eröffnete: die Versicherungscompagnie, die Papiercompagnie, die Darmsaitencompagnie, die Perlenfischereicompagnie, die Glasflaschencompagnie, die Alauncompagnie, die Kohlenblendecompagnie, die Degenklingencompagnie. Es gab eine Tapetencompagnie, welche bald hübsche Wandbekleidungen für die Besuchszimmer der mittleren Stände und für die Schlafzimmer der höheren liefern wollte. Es gab eine Kupfercompagnie, welche die Minen England’s auszubeuten gedachte und die Hoffnung aussprach, daß sich dieselben nicht minder werthvoll erweisen würden als die von Potosi. Es gab eine Tauchercompagnie, die sich anheischig machte, werthvolle Gegenstände von untergegangenen Schiffen zu Tage zu fördern, und welche verkündigte, daß sie einen Vorrath wunderbarer Maschinen angeschafft habe, welche vollständigen Rüstungen glichen. Vorn am Helme befand sich ein großes Glasauge, gleich dem eines Cyclopen, und von der Helmspitze ging eine Röhre aus, durch welche die Luft eingelassen wurde. Der ganze Prozeß wurde auf der Themse öffentlich gezeigt. Elegante Herren und Damen wurden zu dem Schauspiele eingeladen, gastlich bewirthet und durch den Anblick erfreut, wie die Taucher in ihrer Rüstung in den Fluß hinabstiegen und mit altem Eisen und Schiffsgeräth wieder heraufkamen. Es gab eine Grönlandsfischereicompagnie, welche unfehlbar die holländischen Wallfischjäger und Heringsbüsen aus den nordischen Meeren verdrängen mußte. Es gab eine Gerbereicompagnie, welche Leder zu liefern versprach, das vorzüglicher sein sollte als das beste türkische und russische. Es gab eine Gesellschaft, die es auf sich nahm, jungen Gentlemen unter billigen Bedingungen eine liberale Ausbildung angedeihen zu lassen und die sich den hochtrabenden Namen Royal Academies Company beilegte. In einer pomphaften Ankündigung wurde bekannt gemacht, daß die Directoren der „Königlichen Academiencompagnie” die besten Lehrer in jedem Zweige des Wissens engagirt hätten und auf dem Punkte ständen zwanzigtausend Loose zu zwanzig Schilling auszugeben. Es sollte eine Lotterie sein mit zweitausend Gewinnen und die glücklichen Treffer der Gewinne sollten auf Kosten der Gesellschaft Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Spanisch, die Kegelschnittlehre, Trigonometrie, Heraldik, Lackirkunst, Befestigungskunst, Buchhaltung und die Kunst, auf der Theorba zu spielen, erlernen. Einige von diesen Gesellschaften mietheten große Gebäude und druckten ihre Ankündigungen in goldenen Lettern. Andere bescheidenere begnügten sich mit Tinte und versammelten sich in Kaffeehäusern in der Nähe der Börse. Bei Jonathan und Garraway wimmelte es beständig von Mäklern, Käufern und Verkäufern, von sich versammelnden Directoren und Actionären. Bald kamen die Zeitkäufe in die Mode. Es wurden ausgedehnte Combinationen aufgestellt und monströse Fabeln in Umlauf gebracht, um den Preis der Actien hinaufzutreiben oder herunterzudrücken. Unser Vaterland war zum ersten Male Zeuge der Erscheinungen, mit denen eine lange Erfahrung uns vertraut gemacht hat. Eine Manie, deren Symptome im Wesentlichen dieselben waren, wie die der Manie von 1720, der Manie von 1825 und der Manie von 1845, ergriff das Publikum. Eine Sucht, schnell reich zu werden, eine Geringschätzung des kleinen aber sicheren Gewinns, welche der gebührende Lohn der Betriebsamkeit, der Ausdauer und der Sparsamkeit sind, verbreiteten sich durch die ganze Gesellschaft. Der Geist der betrügerischen Würfelspieler von Whitefriars bemächtigte sich der ernsten Senatoren der City, der Gildenvorsteher, der Deputies und Aldermen. Es war viel leichter und viel einträglicher, einen lügenhaften Prospectus auszugeben, der ein neues Actienunternehmen ankündigte, unwissende Leute zu überreden, daß die Dividenden nicht unter zwanzig Procent betragen könnten und fünftausend Pfund dieses imaginären Gewinns für zehntausend Stück solide Guineen hinzugeben, als ein Schiff mit einer gutgewählten Ladung für Virginien oder die Levante zu befrachten. Jeden Tag trat eine neue Blase ans Licht, stieg lustig empor, schimmerte glänzend, zerplatzte und war vergessen.85

Die neue Form, welche die Gewinnsucht angenommen hatte, lieferte den humoristischen Dichtern und Satyrikern einen vortrefflichen Stoff, und dieser Stoff war ihnen um so willkommener, weil einige der gewissenlosesten und glücklichsten von dieser neuen Gattung von Spielern Männer in schwarzen Röcken und mit schlichten Haaren waren, Männer, welche die Spielkarten Bücher des Teufels nannten, Männer, die es für eine Sünde und Schande hielten, einige Pence am Triktrakbret zu gewinnen oder zu verlieren. In Shadwell’s letztem Drama wurde die Heuchelei und Schurkerei dieser Spekulanten zum ersten Male dem öffentlichen Spotte preisgegeben. Er starb im November 1692 kurz vor der ersten Aufführung seiner „Stockjobbers,” und der Epilog wurde von einem Schauspieler in Trauerkleidern gesprochen. Die beste Scene ist die, in welcher vier oder fünf starre Nonconformisten in vollständigem puritanischen Costüm, nachdem sie die Prospecte der Mausefallencompagnie und der Flohtödtungscompagnie discutirt haben, die Frage besprechen, ob die Gottseligen gesetzmäßigerweise Actien einer Compagnie zur Herbeischaffung chinesischer Seiltänzer haben dürften. „Angesehene Leute haben Actien,” sagt ein ernster Mann mit kurzgeschorenen Haaren und mit Bäffchen; „aber ich bin wahrhaftig in Zweifel, ob es erlaubt ist oder nicht.” Diese Zweifel werden durch einen trotzigen alten Rundkopfobersten gehoben, der bei Marston Moor gefochten hat und der seinen schwächeren Bruder daran erinnert, daß die Heiligen für ihre Person den Seiltanz nicht anzusehen brauchten und daß aller Wahrscheinlichkeit nach überhaupt gar kein Seiltanz zu sehen sein werde. „Die Sache scheint Anklang zu finden,” sagt er, „die Actien werden sich gut verkaufen lassen, und dann kann es uns gleichgültig sein, ob die Tänzer kommen oder nicht.” Es ist wichtig, zu bemerken, daß diese Scene dargestellt und applaudirt wurde, bevor noch ein Farthing von der Nationalschuld contrahirt war. So schlecht waren die zahlreichen Schriftsteller unterrichtet, die zu einer späteren Zeit der Nationalschuld das Entstehen des Börsenspiels und aller damit verbundenen Unmoralitäten zuschrieben. Das Wahre ist, daß die Gesellschaft in ihrem natürlichen Entwicklungsgange einen Punkt erreicht hatte, auf welchem das Börsenspiel, mochte es eine Nationalschuld geben oder nicht, eben so unvermeidlich war als das Vorhandensein einer Nationalschuld, wenn ein langer und kostspieliger Krieg geführt wurde.

Wie wäre es in der That möglich gewesen, keine Schuld zu contrahiren, wenn der eine Theil durch die stärksten Beweggründe zum Entlehnen, der andre Theil durch eben so starke Beweggründe zum Darleihen angetrieben wurde? Der Augenblick war gekommen, wo sich die Regierung in die Unmöglichkeit versetzt sah, ohne die bedenklichste Unzufriedenheit zu erregen, durch Besteuerung die zur Vertheidigung der Freiheit und Unabhängigkeit der Nation erforderlichen Geldmittel zu beschaffen, und gerade in diesem Augenblicke sahen sich zahlreiche Kapitalisten vergebens nach einer guten Art und Weise der Anlegung ihrer Ersparnisse um und behielten in Ermangelung einer solchen ihr Geld im Kasten oder verschwendeten es an unsinnige Projecte. Reichthümer, welche hingereicht haben würden, eine Flotte auszurüsten, die den deutschen und den atlantischen Ocean von den französischen Kapern hätte säubern können, Reichthümer, welche hingereicht haben würden, eine Armee zu unterhalten, die Namur hätte wiedernehmen und die Niederlage von Steenkerke rächen können, lagen müßig oder gingen aus den Händen ihrer Besitzer in die Hände von Gaunern über. Ein Staatsmann konnte wohl auf den Gedanken kommen, daß ein Theil des Geldes, das täglich vergraben oder vergeudet wurde, mit Vortheil für den Eigenthümer, für den Steuerzahlenden und für den Staat in den Schatz gezogen werden könne. Warum den außerordentlichen Aufwand eines Kriegsjahres dadurch bestreiten, daß man fleißigen Familien Stühle, Tische und Betten wegnahm, daß man den einen Landgentleman nöthigte, seine Bäume zu schlagen, bevor sie für die Art reif waren, einen andren die Landhäuser auf seinem Gute verfallen zu lassen, einen dritten, seinen hoffnungsvollen Sohn von der Universität zu nehmen, während es um die Börse herum von Leuten wimmelte, die nicht wußten was sie mit ihrem Gelde anfangen sollten, und die in Jedermann drangen, es ihnen abzuborgen?

Es wurde späterhin von Tories, welche unter allen Dingen die Nationalschuld und unter allen Menschen Burnet am meisten haßten, oft behauptet, Burnet sei Derjenige gewesen, der der Regierung zuerst gerathen habe, eine Nationalschuld zu contrahiren. Allein diese Behauptung wird durch keinen glaubwürdigen Beweis bestätigt und scheint durch das Stillschweigen des Bischofs widerlegt zu werden. Er war unter allen Menschen derjenige, von dem am wenigsten anzunehmen war, daß er die Thatsache verschweigen würde, daß eine wichtige fiskalische Revolution sein Werk gewesen. Auch war das damalige Schatzcollegium kein solches, das die Rathschläge eines Geistlichen nöthig gebraucht, oder von dem man hätte annehmen können, daß es dieselben sonderlich beachten würde. In diesem Collegium saß Godolphin, der klügste und erfahrenste, und Montague, der waghalsigste und erfinderischste aller Financiers. Es konnte keinem dieser beiden ausgezeichneten Männer unbekannt sein, daß es in den Nachbarstaaten schon längst Gebrauch war, die durch ein Kriegsjahr nöthig gemachte übermäßige Besteuerung auf mehrere Friedensjahre zu vertheilen. In Italien bestand dieser Gebrauch seit mehreren Generationen. Frankreich hätte während des Kriegs, welcher 1672 begann und 1679 endigte, nicht weniger als dreißig Millionen nach unsrem Gelde geborgt. Sir Wilhelm Temple hatte in seinem interessanten Werke über die Batavische Föderation seinen Landsleuten erzählt, daß zu der Zeit als er Gesandter im Haag war, die damals von dem sparsamen und klugen De Witt verwaltete Provinz Holland allein ungefähr fünf Millionen Pfund Sterling schuldete, für welche die Zinsen zu vier Procent stets auf den Tag bereit waren, und daß, wenn ein Theil des Kapitals zurückgezahlt wurde, der Staatsgläubiger sein Geld mit Thränen in Empfang nahm, wohl wissend, daß er keine Anlage von gleicher Sicherheit finden konnte. Das Wunder ist nicht, daß England endlich das Beispiel seiner Feinde wie seiner Verbündeten nachahmte, sondern daß bereits das vierte Jahr seines schweren und erschöpfenden Kampfes gegen Ludwig zu Ende ging, ehe es zu einem so nahe liegenden Aushülfsmittel griff.

Am 15. December 1692 erklärte sich das Haus der Gemeinen zu einem Ausschusse für Feststellung der Mittel und Wege. Somers nahm den Präsidentenstuhl ein. Montague schlug vor, eine Million auf dem Wege der Anleihe zu erheben; der Vorschlag fand Beifall und es wurde angeordnet, daß eine Bill eingebracht werden solle. Die Details des Planes wurden ausführlich besprochen und vielfach modificirt; das Prinzip aber scheint allen Parteien gefallen zu haben. Die Geldmänner waren froh, daß sie eine gute Gelegenheit hatten, ihre aufgehäuften Kapitalien zinsbar anzulegen, und die durch die Steuerlast hart gedrückten Grundbesitzer waren bereit, um momentaner Erleichterung willen Alles zu genehmigen. Kein Mitglied wagte das Haus abstimmen zu lassen. Am 20. Januar wurde die Bill zum dritten Male gelesen, durch Somers den Lords überreicht und von ihnen ohne Amendement angenommen.86

Durch dieses denkwürdige Gesetz wurden neue Abgaben auf das Bier und andere geistige Getränke gelegt. Diese Abgaben sollten im Schatze von allen übrigen Einnahmen gesondert bleiben und einen Fond bilden, auf dessen Garantie hin eine Million gegen Leibrenten aufgenommen werden sollten. Nach dem Absterben der Renteninhaber sollten ihre Annuitäten unter die Ueberlebenden vertheilt werden, bis die Zahl der Ueberlebenden auf sieben zusammengeschmolzen war. Was nach dieser Zeit zurückfiel, sollte dem Staate zu Gute kommen. Es war demnach ausgemacht, daß das 18. Jahrhundert weit vorgerückt sein würde, ehe die Schuld getilgt war. Der Zinsfuß sollte bis zum Jahre 1700 zehn Procent, und nach diesem Jahre sieben Procent sein. Die dem Staatsgläubiger durch diesen Plan gebotenen Vortheile mögen groß scheinen, waren aber nur eben hinreichend, um ihn für sein Risico zu entschädigen. Es war nicht unmöglich, daß eine Contrerevolution ausbrach, und wenn eine solche stattfand, war es gewiß, daß Die, welche Wilhelm Geld geliehen hatten, sowohl Zinsen als Kapital verloren.

Dies war der Ursprung der Schuld, die seitdem das größte Wunder geworden ist, das jemals den Scharfsinn der Staatsmänner und Philosophen in Verlegenheit gesetzt und ihren Stolz beschämt hat. Bei jeder neuen Vermehrung dieser Schuld hat die Nation stets das nämliche Geschrei der Angst und Verzweiflung erhoben. Bei jeder neuen Vermehrung dieser Schuld haben einsichtsvolle Männer allen Ernstes behauptet, daß Bankerott und Ruin bevorständen. Und doch wuchs die Schuld fortwährend, und Bankerott und Ruin waren so fern als je. Als der große Kampf mit Ludwig schließlich durch den Frieden von Utrecht beendigt wurde, schuldete die Nation ungefähr funfzig Millionen, und diese Schuld wurde, nicht bloß von dem ungebildeten großen Haufen, nicht blos von fuchsjagenden Squires und Kaffeehausrednern, sondern von scharfen und tiefen Denkern als eine Last betrachtet, welche den Staatskörper fortwährend lähmen würde. Gleichwohl blühte der Handel, der Wohlstand nahm zu, die Nation wurde reicher und reicher. Dann kam der österreichische Erbfolgekrieg, und die Schuld stieg auf achtzig Millionen. Tagesschriftsteller, Geschichtsschreiber und Redner erklärten, daß jetzt unsre Lage jedenfalls eine verzweifelte sei. Die Zeichen zunehmenden Wohlstandes, Zeichen, die weder gefälscht noch verborgen werden konnten, mußten jedoch jeden aufmerksamen und nachdenkenden Beobachter überzeugen, daß eine Schuld von achtzig Millionen für das von Pelham regierte England weniger war, als eine Schuld von funfzig Millionen für das von Oxford regierte England gewesen war. Bald brach von neuem Krieg aus, und unter der energischen und verschwenderischen Verwaltung des ersten Wilhelm Pitt schwoll die Schuld rasch auf hundertvierzig Millionen an. Sobald der erste Siegesrausch verflogen war, erklärten Männer der Theorie und Männer der Praxis einstimmig, daß der verhängnißvolle Tag nun wirklich gekommen sei. Der einzige unter allen praktischen und theoretischen Staatsmännern, der die allgemeine Verblendung nicht theilte, war Edmund Burke. David Hume, ohne Widerrede einer der gründlichsten Staatsökonomen seiner Zeit, erklärte, unser Wahnsinn übertreffe noch den Wahnsinn der Kreuzfahrer. Richard Löwenherz und Ludwig der Heilige hätten nicht mathematischen Beweisen Hohn gesprochen. Es sei unmöglich, mit Ziffern zu beweisen, daß der Weg zum Paradiese nicht durch das gelobte Land gehe, aber es sei möglich mit Ziffern zu beweisen, daß der Weg zum Nationalruin durch die Nationalschuld führe. Es sei jedoch überflüssig noch von dem Wege zu sprechen, denn mit dem Wege hätten wir es nicht mehr zu thun, wir seien bereits am Ziele angelangt und Alles sei vorbei: alle Einkünfte der Insel nördlich vom Trent und westlich vom Reading seien verpfändet. Es würde besser für uns gewesen sein, wenn Preußen oder Oesterreich uns besiegt hätte, als daß wir die Zinsenlast für hundertvierzig Millionen tragen müßten.87 Dieser große Gelehrte – denn das war er – hätte indessen nur die Augen zu öffnen gebraucht, um überall um sich her Fortschritt und Verbesserung zu erblicken: sich vergrößernde Städte, sich immer weiter ausbreitende Bebauung des Bodens, Märkte, zu klein für die Masse der Käufer und Verkäufer, Häfen, nicht mehr genügend zur Aufnahme der Schiffe, künstliche Flüsse, welche die Hauptbinnensitze der Industrie mit den wichtigsten Seehäfen verbanden, besser erleuchtete Straßen, besser eingerichtete Häuser, kostbarere Waaren, in eleganteren Läden zum Verkauf gestellt, leichtere Wagen, die auf ebeneren Wegen dahinrollten. Er hätte in der That nur das Edinburg seiner Kindheit mit dem Edinburg seines Mannesalters zu vergleichen gebraucht. Seine Prophezeiung bleibt für die Nachwelt ein denkwürdiges Beispiel der Schwäche, von der auch die stärksten Geister nicht frei sind. Adam Smith sah ein wenig, aber auch nur ein wenig weiter. Er gab zu, daß die Nation die Schuldenlast trotz ihrer ungeheuren Größe doch trage und unter ihr in einer Weise gedeihe, die Niemand habe voraussehen können. Aber er warnte seine Landsleute, ein so gewagtes Experiment zu wiederholen. Die Grenze sei erreicht, selbst eine geringe Vermehrung könne verderblich werden.88 Nicht minder schwarz war das Licht, in welchem Georg Grenville, ein ausgezeichnet fleißiger und praktischer Minister, unsre finanzielle Lage erblickte. Er meinte die Nation müsse unter einer Schuldenlast von hundertvierzig Millionen erliegen, wenn nicht ein Theil derselben von den amerikanischen Colonien getragen würde. Der Versuch, einen Theil der Last auf die amerikanischen Colonien zu übertragen, rief einen neuen Krieg hervor. Nach diesem Kriege hatten wir hundert Millionen Schulden mehr und die Colonien verloren, deren Beistand als unerläßlich dargestellt worden war. Wieder wurde England aufgegeben, und wieder beharrte der sonderbare Patient darin, trotz aller Diagnosen und Prognosen der Staatsärzte immer kräftiger und blühender zu werden. Wie es mit einer Schuld von hundertvierzig Millionen sichtlich besser gediehen war als mit einer Schuld von funfzig Millionen, so gedieh es wieder mit einer Schuld von zweihundertvierzig Millionen besser als mit einer Schuld von einhundertvierzig Millionen. Bald jedoch stellten die Kosten der aus der französischen Revolution hervorgehenden Kriege, welche an Kostspieligkeit alle übertrafen, die die Welt je gesehen, die Kräfte des öffentlichen Credits auf die äußerste Probe. Als die Welt wieder ruhig geworden war, betrug die fundirte Schuld England’s achthundert Millionen. Wenn man dem aufgeklärtesten Manne im Jahre 1792 gesagt hätte, daß im Jahre 1815 die Zinsen von achthundert Millionen auf den Tag von der Bank ausgezahlt werden würden, so würde er dies eben so wenig geglaubt haben, als wenn man ihm gesagt hätte, die Regierung werde im Besitz der Aladinslampe oder des Fortunatusbeutels sein. Es war in der That eine riesige, eine fabelhafte Schuld, und wir dürfen uns kaum darüber wundern, daß das Geschrei der Verzweiflung lauter war als je. Doch abermals überzeugte man sich, daß das Geschrei eben so grundlos gewesen war als je. Nach einigen Jahren der Erschöpfung erholte sich England wieder. Dennoch beklagte es sich, wie Addison’s eingebildeter Kranker, der beständig wimmert, er müsse an der Schwindsucht sterben, bis er so fett wird, daß er beschämt schweigen muß, fortwährend, daß es in Armuth versunken sei, bis sein Reichthum sich durch Zeichen verrieth, die seine Klagen lächerlich machten. Die verarmte, die bankerotte Gesellschaft erwies sich nicht nur fähig, alle ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen, sondern wurde sogar, während sie ihre Verbindlichkeiten erfüllte, so schnell immer reicher und reicher, daß die Zunahme ihres Reichthums fast mit den Augen zu erkennen war. In jeder Grafschaft sahen wir seit kurzem Wüsteneien in Gärten verwandelt; in jeder Stadt sahen wir neue Straßen und Squares und Marktplätze, glänzendere Laternen, reichlichere Versorgung mit Wasser; in den Vorstädten jedes großen Sitzes der Industrie sahen wir die Villas, jede in ein reizendes kleines Paradies von Hollunder und Rosen gebettet, sich rasch vermehren. Während seichte Politiker beständig wiederholten, daß die Kräfte des Volks durch die Wucht der öffentlichen Lasten erdrückt würden, fand die erste Dampfwagenfahrt auf einer Eisenbahn statt. Bald war die Insel mit Schienenwegen überzogen. Eine Summe, größer als der Betrag der ganzen Nationalschuld zu Ende des amerikanischen Kriegs, wurde von diesem ruinirten Volke binnen wenigen Jahren freiwillig auf den Bau von Viaducten, Tunneln, Dämmen, Brücken, Bahnhöfen und Lokomotiven verwendet. Inzwischen wurde die Besteuerung fast beständig leichter und leichter und doch war die Staatskasse gefüllt. Man darf ohne Besorgniß vor Widerspruch behaupten, daß es uns eben so leicht wird, die Zinsen von achthundert Millionen zu bezahlen, als es vor hundert Jahren unseren Vorfahren wurde, die Zinsen von achtzig Millionen zu bezahlen.

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notes

1

London Gazette vom 14. März 1692.

2

Die Schweden kamen zwar noch, aber erst als der Feldzug zu Ende war. London Gazette vom 10. Sept. 1691.

3

Wilhelm an Heinsius, 14. (24.) März 1692.

4

Wilhelm an Heinsius, 2. (12.) Febr. 1692.

5

Wilhelm an Heinsius, 12. (22.) Jan. 1692.

6

Wilhelm an Heinsius, 19. (29.) Jan. 1692.

7

Burnet, II. 82, 83.; Correspondenz zwischen Wilhelm und Heinsius an mehreren Stellen.

8

Mémoires de Torcy.

9

Wilhelm an Heinsius, 28. Oct. (8. Nov.) 1691.

10

Wilhelm an Heinsius, 19. (29.) Jan. 1692.

11

Seine Briefe an Heinsius sind voll von diesem Gegenstande.

12

Siehe die Briefe aus Rom unter den Nairne Papers. Die von 1692 sind von Lytcott, die von 1693 vom Cardinal Howard, die von 1694 vom Bischof Ellis, die von 1695 vom Lord Perth. Sie alle sprechen sich übereinstimmend aus.

13

Wilhelm’s Correspondenz mit Heinsius; London Gazette vom 4. Febr. 1691. In einem 1693 erschienenen Pasquill, betitelt: „La Foire d’Ausbourg, Ballet Allégorique”, wird der Kurfürst von Sachsen folgendermaßen redend eingeführt:

„Moy, je diray naïvement,
Qu’une jartière d’Angleterre
Feroit tout mon empressement;
Et je ne vois rien sur la terre
Ou je trouve plus d’agrément.”

14

Wilhelm’s Correspondenz mit Heinsius. In den Memoiren des Grafen Dohna findet sich eine interessante Mittheilung über Schöning.

15

Burnet II. 84.

16

Narcissus Luttrell’s Diary.

17

Monthly Mercury vom Januar und April 1693; Burnet II. 84. In dem Burnet-Manuscript, Harl. 6584, findet sich eine feurige Lobrede auf den Kurfürsten von Baiern. Als das Manuscript geschrieben wurde, war er mit England gegen Frankreich verbündet. In der Geschichte, welche zum Druck vorbereitet wurde, als er mit Frankreich gegen England verbündet war, ist die Lobrede weggelassen.

18

„Nec pluribus impar.”

19

Mémoires de Saint-Simon; Dangeau; Racine’s Briefe und Erzählung betitelt: Relation de ce qui s’est passé au Siège de Namur; Monthly Mercury vom Mai 1692.

20

Mémoires de Saint-Simon; Racine an Boileau, 21. Mai 1692.

21

Monthly Mercury für Juni; Wilhelm an Heinsius, 26. Mai (5. Juni) 1692.

22

Wilhelm an Heinsius, 26. Mai (5. Juni) 1692.

23

Monthly Mercuries von Juni und Juli 1692; London Gazette vom Juni; Gazette de Paris; Mémoires de Saint-Simon; Journal de Dangeau; Wilhelm an Heinsius, 30. Mai (9. Juni), 2. (12.) Juni, 11. (21.) Juni; Vernon’s Briefe an Colt, abgedruckt in Tindal’s Geschichte; Racine’s Erzählungen und Briefe an Boileau vom 15. und 24. Juni.

24

Mémoires de Saint-Simon.

25

London Gazette vom 30. Mai 1692; Mémoires de Saint-Simon; Journal de Dangeau; Boyer’s History of William III.

26

Mémoires de Saint-Simon; Voltaire, Siècle de Louis XIV. Voltaire spricht mit einer wahrscheinlich gerechten Verachtung von der Darstellung dieser Angelegenheit in den Causes Célèbres. Siehe auch die Briefe der Frau von Sévigné während der Monate Januar und Februar 1680. In mehreren englischen Schmähschriften wird Luxemburg seiner Häßlichkeit wegen spottweise Aesop und in Anspielung auf seinen Verkehr mit La Voisin ein Hexenmeister genannt. In einer jakobitischen Allegorie heißt er der Nekromant Grandorsio. In Narcissus Luttrell’s Diary vom Juni 1692 wird er ein Geisterbeschwörer genannt. Ich habe einige englische Karrikaturen auf Luxemburg’s Gestalt gesehen.

27

Mémoires de Saint-Simon; Mémoires de Villars; Racine an Boileau, vom 21. Mai 1692.

28

London Gazette vom 4., 8., 11. August 1692; Gazette de Paris, 9., 16. Aug.; Voltaire Siècle de Louis XIV.; Burnet II., 97; Mémoires de Berwick; Dykvelt’s Brief an die Generalstaaten vom 4. Aug. 1692. Siehe auch die sehr interessante Debatte, welche am 21. Nov. 1692 im Hause der Gemeinen stattfand. Eine englische Uebersetzung von Luxemburg’s sehr sorgfältig ausgearbeiteter und gewandt geschriebener Depesche findet man im Monthly Mercury vom September 1692. Das Original ist unlängst in der neuen Ausgabe von Dangeau abgedruckt. Ludwig erklärte sie für die beste Depesche, die er je gelesen. Der Herausgeber des Monthly Mercury behauptet, sie sei in Paris fabricirt worden. „Etwas Andres zu glauben,” sagt er, „ist Thorheit; als ob Luxemburg so viel Zeit hätte haben können, einen so langen Brief zu schreiben, mehr wie ein Schulfuchs denn wie ein General, oder vielmehr wie der aufsichtführende Schüler in einer Schule, der seinem Lehrer über das Betragen der anderen Knaben Bericht erstattet.” In dem Monthly Mercury findet man auch die französische officielle Liste der Gefallenen und Verwundeten. Von allen Berichten über die Schlacht scheint mir der beste der in Feuquières’ Memoiren enthaltene. Er ist durch eine Karte erläutert. Feuquières theilt Lob und Tadel sehr unparteiisch zwischen den Generälen. Die Traditionen der englischen Soldatentische hat uns Sterne erhalten, der auf den Knien der alten Soldaten Wilhelm’s aufwuchs. „Die Regimenter Cutts’,” fuhr der Korporal fort, indem er den Zeigefinger der rechten Hand an den Daumen der linken legte und an den Fingern weiter zählte, „die Regimenter Cutts’, Mackay’s, Angus’, Graham’s und Leven’s, Alle wurden in Stücke gehauen, und den englischen Leibgarden wäre es nicht besser ergangen, wenn nicht einige Regimenter von der Rechten muthig zu ihrer Rettung herbeigeeilt wären, welche das Feuer des Feindes gerade ins Gesicht bekamen, noch ehe eines ihrer Pelotons nur einen Schuß abgefeuert hatte. Sie werden dafür in den Himmel kommen,” setzte Trim hinzu.

29

Voltaire, Siècle de Louis XIV.

30

Langhorne, der vornehmste Laienagent der Jesuiten in England, wählte seine Werkzeuge, wie er Tillotson bekannte, stets nach diesem Prinzip. Burnet I. 230.

31

Ich habe die Geschichte von Grandval’s Complot hauptsächlich seinem eignen Bekenntnisse entlehnt. Frau von Maintenon habe ich nicht erwähnt, weil Grandval sie in seinem Bekenntnisse nicht erwähnt. Die ihr zur Last gelegte Beschuldigung stützt sich einzig und allein auf Dumont’s Autorität. Siehe auch A True Account of the horrid Conspiracy against the Life of His most Sacred Majesty William III., 1692; Reflections upon the late horrid Conspiracy contrived by some of the French Court to murder His Majesty in Flanders, 1692; Burnet II. 92; Vernon’s Briefe aus dem Lager an Colt, veröffentlicht von Tindal; London Gazette vom 11. August. Die Gazette de Paris enthält kein Wort über den Gegenstand, – ein sehr bezeichnendes Stillschweigen.

32

London Gazette vom 20. und 24. October 1692.

33

Siehe seinen Rapport bei Burchett.

34

London Gazette vom 28. Juli 1692. Siehe die Beschlüsse des Kriegsraths bei Burchett. In einem vom 10. Juli datirten Briefe an Nottingham sagt Russell: „In sechs Wochen wird das was wir Sommer nennen, so ziemlich zu Ende sein.” Lords’ Journals, Dec. 19. 1692.

35

Monthly Mercury, Aug. und Sept. 1692.

36

Evelyn’s Diary, July 25. 1692; Burnet II. 94. 95., und Lord Dartmouth’s Note. Die Geschichte des Streits zwischen Russell und Nottingham ist am besten aus den Protokollen und Debatten des Parlaments von der Session 1692/93 zu ersehen.

37

Commons’ Journals, Nov. 19. 1692; Burnet II. 95; Grey’s Debates, Nov. 21. 1692; Pariser Gazette vom August und September; Narcissus Luttrell’s Diary, Sept.

38

Siehe Bart’s Letters of Nobility und die Pariser Gazette vom Herbst 1692.

39

Mémoires de Du Gay Trouin.

40

London Gazette vom 11. Aug. 1692; Evelyn’s Diary, Aug. 10; Monthly Mercury vom September; A Full Account of the late dreadful Earthquake at Port Royal in Jamaica, licensed Sept. 9. 1692.

41

Evelyn’s Diary, June 25., Oct. 1. 1690; Narcissus Luttrell’s Diary, June 1692, May 1693; Monthly Mercury, April, May, June 1693; Tom Brown’s Description of a Country Life, 1692.

42

Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 1692.

43

Siehe zum Beispiel die London Gazette vom 12. Jan. 1693.

44

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.

45

Ibid. Jan. 1693.

46

Ibid. July 1692.

47

Evelyn’s Diary, Nov. 20. 1692; Narcissus Luttrell’s Diary; London Gazette vom 24. Nov.; Hop an den Greffier der Generalstaaten, 18. (28.) Nov.

48

London Gazette vom 19. Dec. 1692.

49

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.

50

Ibid. Nov. 1692.

51

Ibid. Aug. 1692.

52

Hop an den Greffier der Generalstaaten, 23. Dec. (2. Jan.) 1692/93. Die holländischen Depeschen von diesem Jahre sind voll von Geschichten von Räubereien.

53

Hop an den Greffier der Generalstaaten, 23. Dec. (2. Jan.) 1692/93; Historical Records of the Queen’s Bays, published by authority; Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 15.

54

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 22.

55

Ibid. Dec. 1692; Hop, 3. (13.) Jan. Hop nennt Whitney „den befaamsten roover in Engelandt.”

56

London Gazette vom 2. Jan. 1692/93.

57

Narcissus Luttrell’s Diary, Jan. 1692/93.

58

Ibid. Dec. 1692

59

Ibid. January, February; Hop, 31. Jan. (10. Febr.) und 3. (13. Febr.) 1693; Brief an den Sekretär Trenchard, 1694; New Court Contrivances or more Sham Plots still, 1693.

60

Lords’ und Commons’ Journals, Nov. 4., Jan. 1692.

61

Commons’ Journals, Nov. 10. 1692.

62

Siehe die Lords’ Journals vom 7. bis 18. Nov. 1692; Burnet II. 102. Tindal’s Darstellung dieser Vorgänge ist Briefen des Unterstaatssekretärs Warre an Colt, Gesandten in Hannover, entnommen. Letter to Secretary Trenchard, 1694.

63

Lords’ Journals, Dec. 7.; Tindal, aus den Colt’schen Briefen; Burnet II. 105.

64

Grey’s Debates, Nov. 21. 23. 1692.

65

Grey’s Debates, Nov. 21. 1692; Colt’s Briefe in Tindal.

66

Tindal, Colt’s Briefe; Commons’ Journals, Jan. 11. 1692/93.

67

Colt’s Briefe bei Tindal; Lords’ Journals vom 6. bis 19. Dec. 1692.

68

Ueber die Vorgänge dieses Tages im Hause der Gemeinen sehe man die Protokolle vom 20. Dec. und den Brief von Robert Wilmot, Mitglied für Derby, an seinen Collegen, Anchitel Grey, in Grey’s Debates.

69

Commons’ Journals, Jan. 4. 1692/93.

70

Colt’s Briefe bei Tindal; Commons’ Journals, Dec. 16, 1692, Jan. 11. 1692/93. Burnet II. 104.

71

Die heftige Antipathie des englischen Adels gegen die holländischen Günstlinge wird in einer 1698 von Renaudot geschriebenen höchst interessanten Note erwähnt, die sich in den Archiven des französischen Ministeriums des Auswärtigen befindet.

72

Colt’s Briefe bei Tindal; Lords’ Journals, Nov. 28., 29. 1692, Feb. 18., 24. 1692/93.

73

Grey’s Debates, Nov. 18. 1692; Commons’ Journals Nov. 18., Dec. 1. 1692.

74

Siehe Cibbers’ Apologie und Mountford’s Greenwich Park.

75

Siehe Cibbers’ Apology, Tom Brown’s Werke und überhaupt die Werke jedes Schöngeistes und Humoristen der Stadt.

76

Das englische Wortspiel mit fair, was schön, aber auch unparteiisch, ehrlich bedeutet, läßt sich im Deutschen nicht wiedergeben. – D. Uebers.

77

Meine Hauptquelle für diesen Prozeß ist die in Howell’s Sammlung enthaltene Darstellung desselben. Man sehe ferner Evelyn’s Diary unterm 4. Febr. 1692/93. Auch habe ich einige Umstände aus N. Luttrell’s Diary, aus einem Briefe an Sancroft, der sich unter den Tanner-Manuscripten in der Bodlejanischen Bibliothek befindet, und aus zwei Briefen von Brewer an Wharton, ebenfalls in der Bodlejanischen Bibliothek, entnommen.

78

Commons’ Journals, Nov. 14. 1692.

79

Commons’ Journals von dieser Session, namentlich vom 17. Nov., 10. Dec., 25. Febr. und 3. März; Colt’s Briefe bei Tindal.

80

Commons’ Journals, Dec. 10.; Colt’s Briefe bei Tindal.

81

Siehe Coke’s Institutes, Theil II, Kap. 1. Im Jahre 1566 betrug eine Subsidie 120,000 l., im Jahre 1598 78,000 l.; als Coke seine Institutes schrieb, gegen das Ende der Regierung Jakob’s I. 70,000 l. Clarendon sagt uns, daß 1640 zwölf Subsidien auf ungefähr 600,000 l. geschätzt wurden.

82

Siehe die alten Grundsteueracten und die Debatten über die Grundsteuerablösungsbill von 1798.

83

Lord’s Journals, Jan. 16, 17, 18, 19. 20.; Commons’ Journals, Jan. 17, 18, 20. 1692; Tindal, aus den Colt’schen Briefen; Burnet II. 104, 105. Burnet hat sich eines unrichtigen Ausdrucks bedient, den Tindal, Ralph und Andere abgeschrieben haben. Er sagt, die Frage sei gewesen, ob die Lords sich selbst besteuern sollten. Die Lords machten in keiner Weise das Recht geltend, den Betrag, der ihnen durch die Bill, wie sie ihnen zugesandt wurde, aufgelegten Besteuerung abzuändern. Sie verlangten bloß, daß ihre Güter nicht durch die gewöhnlichen Commissare, sondern durch Specialcommissare höheren Ranges abgeschätzt werden sollten.

84

Commons’ Journals, Dec. 2. (12.) 1692.

85

Diese Darstellung des Ursprungs des Actienschwindels in der City von London habe ich hauptsächlich nach einer höchst interessanten periodischen Schrift, betitelt: „Collection for the Improvement of Husbandry and Trade, by J. Houghton, F. R. S.” entworfen. Sie ist thatsächlich eine wöchentliche Geschichte der Handelsspekulationen jener Zeit. Ich habe mehrere Jahrgänge durchgesehen. In Nr. 33, vom 17. März 1692/93, sagt Houghton: „Das Kaufen und Verkaufen von Actien ist einer der großen jetzt florirenden Handelszweige. Ich finde aber, daß sehr Viele nichts davon verstehen.” Unterm 13. und 22. Juni 1694 schildert er den ganzen Prozeß des Börsenspiels. Unterm 13. Juli des nämlichen Jahres spricht er zuerst von Zeitkäufen. Wer über die im Texte genannten Compagnien Näheres wissen will, der lese Houghton’s Sammlung und eine 1695 erschienene Flugschrift, betitelt: Angliae Tutamen.

86

Commons’ Journals; Stat. 4. W. & M. C. 3.

87

Siehe eine höchst bedeutsame Anmerkung in Hume’s History of England, Anhang III.

88

Wealth of Nations, Buch V. Kap. 3.