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La San Felice Band 12

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Dumas (père), Alexandre
La San Felice B12

Zwölfter Theil

Erstes Capitel.
Eine letzte Warnung

Während der Nacht, welche auf die Rückkehr der beiden Backer in ihr Gefängniß folgte, schrieb Salvato in einem der Gemächer des Palastes Angri, welchen er immer noch bewohnte, an einem Tische sitzend und die Stirn in die linke Hand stützend, mit jener festen, leserlichen Hand, welche das Symbol seines Charakters war, den folgenden Brief:

»An den Bruder Joseph im Kloster del Monte Cassino.

»Am 12. Juni 1799.

»Geliebter Vater!

»Der Tag des letzten Kampfes ist da. Ich habe von dem General Macdonald die Erlaubniß erhalten, in Neapel zu bleiben, weil ich der Ansicht war, meine erste Pflicht als Neapolitaner sei, mein Vaterland zu vertheidigen. Ich werde Alles, was in meinen Kräften steht, thun, um es zu retten, und wenn ich es nicht retten kann, so werde ich Alles, was in meinen Kräften steht, thun, um zu sterben. Und wenn ich sterbe, dann werden zwei geliebte Namen mit meinem letzten Seufzer auf meinem Munde schweben und meiner Seele als Schwingen dienen, um sie in den Himmel emporzutragen, – der deinige und der Luisa’s.

»Obschon ich deine innige Liebe zu mir kenne, so verlange ich doch nichts für mich, mein Vater. Meine Pflicht ist mir vorgezeichnet und ich habe Dir schon gesagt, daß ich sie erfüllen werde. Wenn ich aber sterbe, mein geliebter Vater, dann ist Luisa allein, und da sie die unschuldige Ursache des Todes zweier gestern zum Erschießen verurtheilten Männer ist, so kann man nicht wissen; ob nicht, trotz ihrer Unschuld, die Rache des Königs sie verfolgt. Sind wir Sieger, so hat sie diese Rache nicht zu fürchten, und dieser Brief ist nur ein Zeugniß mehr von der großen Liebe, die ich zu Dir hege und von der ewigen Hoffnung, welche ich auf Dich setze.

»Werden wir dagegen besiegt und bin ich außer Stande, Luisa beizustehen, dann wirst Du mein Vater, mich ersetzen.

»Du wirst, lieber Vater, die Höhen deines heiligen Berges verlassen, und in dass Leben herabsteigen. Du hast Dir die Lebensaufgabe gestellt, den Menschen dem Tode streitig zu machen. Du wirst Dich nicht von diesem Ziele entfernen, wenn Du diesen Engel rettest, dessen Namen ich Dir genannt, und dessen Tugenden ich Dir erzählt.

»Da in Neapel das Geld das sicherste Hilfsmittel ist welches man haben kann, so habe ich auf einer Reise nach Molisa fünfzigtausend Ducati zusammengebracht, von welchen ich allerdings einige hundert wieder ausgegeben, die aber fast noch in ganzer Summe in einer eisernen Casse auf dem Pausilippo neben den Statuen des Grabmals Virgils am Fuße des ewigen Lorbeerbaumes vergraben sind; dort wirst Du sie finden.

»Wir sind hier nicht blos von Feinden, was nichts zu bedeuten hätte, sondern auch von Verräthern umringt, und dies ist entsetzlich. Das Volk ist so verblendet, unwissend und in seinen Aberglauben verrannt, daß es die, welche es frei machen wollen, für seine größten Feinde hält, und Jedem, der den Ketten, die es schon trägt, noch eine neue hinzufügt, einen förmlichen Cultus widmet. O, mein Vater, wer wie Du sich dem Wohl des Körpers widmet, erwirbt vor Gott ein großes Verdienst. Noch weit größer aber, glaube mir, wird das Verdienst dessen sein, der sich der Erziehung dieser Geister, der Aufklärung dieser Seelen widmet.

»Leb wohl, mein Vater! Der Herr hält das Leben dieser Nation in seinen Händen. Du hältst in deinen Händen mehr als mein Leben – meine Seele. Es grüßt Dich