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Es ist ein freundliches, Wohlhabenheit verratendes Wohnzimmer, in welches uns dieses Vorwort führt.
Der in der Mitte stehende Tisch war ganz mit Blumentöpfen und Sträußen in Gläsern besetzt, ferner lagen einige geöffnete Briefe darauf, ein paar Strümpfe, eine Briefmappe und andere Sachen – also war es wohl ein Geburtstagstisch, den man bis jetzt, bis zum späten Abend, noch nicht abgeräumt hatte.
Neben dem Seitentischchen, auf dem die Petroleumlampe brannte, stand ein verstellbarer Krankenwagen, und in demselben saß mit verhüllten Füßen ein vierzehnjähriger Knabe. Sein Gesicht mit der hohen Stirn und den großen, klugen Augen war leidend und farblos, und an dem Wagen lehnten zwei Krücken.
Bis vor zwei Jahren war Richard L**, der einzige Sohn sehr vermögender Eltern, ein fröhliches Kind gewesen, der fleißigste Schüler eines Gymnasiums, der beste Turner in seiner Klasse, die Freude von Eltern und Lehrern, und jedermann hielt ihn wegen seiner geistigen und körperlichen Gaben für berechtigt zu den größten Hoffnungen.
An einem einzigen Tage war alles vernichtet worden. Ein auf der Ferienreise erlebtes Eisenbahnunglück beraubte ihn der Eltern, lähmte ihn an beiden Beinen, und als er endlich aus dem Hospital entlassen werden konnte, war er siech für immer.
Richard besaß nur noch einen einzigen Verwandten, eine ältere, alleinstehende Witwe, und diese kam zu ihm in das Haus, das ihm gehörte, um ihn bis an ihr Lebensende zu pflegen. Es wurden auch Hauslehrer besorgt, und so vergingen die Tage des Gelähmten mit Lernen, Spazierenfahren und Träumen, die nur ab und zu einmal von dem Besuch eines ehemaligen Schulfreundes unterbrochen wurden.
Heute war er vierzehn Jahre alt, und obwohl er sich an sein Unglück gewöhnt hatte und manchmal auch wieder lachen und scherzen konnte, so war er dennoch ein Träumer geworden, dessen junger Geist zwar durch einsames Nachdenken ungemein schnell reifte, der aber sein Innerstes keinem Menschen offenbarte.
Und heute, an seinem Geburtstage, war wieder einmal solch’ ein Tag, an dem der Knabe keinen Menschen sehen wollte. Vierzehn Jahre! Das ist der Termin, an dem die meisten die Kinderschuhe ablegen und zur ernsten Arbeit ins öffentliche Leben treten. Ach, welche hochfliegenden Pläne hatten er und seine Freunde gehabt, und wenn sie auch in kindlichen Köpfen entsprangen, in denen noch Indianerhäuptlinge, Seeräuber und Robinson eine Hauptrolle spielten, so waren sie doch auch mit ernsten Idealen vermischt gewesen. Wie gern wollte er heute der Sohn des ärmsten Tagelöhners sein und sich sein Brot mit der schwersten Arbeit verdienen, wenn er nur den Gebrauch seiner gesunden Glieder gehabt hätte! Doch das war vorbei, vorbei!