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John Jagos Geist

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Wilkie Collins
John Jagos Geist

Erstes Capitel.
Der kranke Mann

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Herz, Lungen, alles in Ordnung, – sagte der Arzt. »Ich vermag kein organisches Übel bei Ihnen zu entdecken, Philipp Lefrank. Beunruhigen Sie sich also nicht. Sie brauchen nicht sofort zu sterben. Die Krankheit, an der Sie leiden, ist – Überarbeitung, das Heilmittel – Ruhe.«

So sprach in meinem Bureau in dem Tempel (London) der Arzt, welcher etwa eine halbe Stunde später herbeigeholt worden war, nachdem ich meinen Schreiber durch eine plötzliche Ohnmacht an meinem Pult erschreckt hatte. Ich habe kein Verlangen, mich der Aufmerksamkeit bei des Lesers unnütz aufzudrängen, es ist aber doch vielleicht der Erklärung wegen notwendig hinzuzusetzen, daß ich ein junger Advokat mit guter Praxis bin. Ich stamme von der Insel Jersey. Die französische Schreibart meines Namens (Lefranc) wurde schon vor Generationen anglisiert, zu jener Zeit, als der Buchstabe »k« noch am Ende von Worten in Gebrauch war, die heute mit »c« endigen. Dennoch setzt unsere Familie einen besonderen Stolz darein, von Jersey herzustammen, und meinem Vater ist es bis auf den heutigen Tag noch schmerzlich, seinen Sohn in der englischen Justiz zu wissen. —

»Ruhe!« wiederholte ich, als mein ärztlicher Ratgeber ausgesprochen hatte. »Bedenken Sie auch, mein lieber Freund, daß wir uns mitten in den Gerichtssitzungen befinden? Der Gerichtshof ist versammelt. Sehen Sie dort die Akten auf dem Tisch, die meiner harren.Ruhe würde in meinem Falle soviel als Ruin bedeuten.«

»Und Arbeit soviel als der Tod,« fügte der Doktor kaltblütig hinzu.

Ich erschrak. Es war kein Versuch mich zu ängstigen; er sprach in vollem Ernst.

»Es ist nur eine Frage der Zeit,« fuhr er fort. »Sie haben eine gute Konstitution; Sie sind ein junger Mann, aber Sie dürfen Ihren Kopf nicht länger so anspannen und Ihr Nervensystem ruinieren. Machen Sie, daß Sie aus England fortkommen. Wenn Sie ein tüchtiger Seemann sind, so machen Sie eine Seereise. Die Luft aus dem Meere ist die beste, um Ihren Menschen von Grund auf zu erneuern. Nein, ich will kein Rezept schreiben. Mit Mediziniren ist hier nichts getan. Weiter habe ich nichts zu sagen.«

Mit diesen Worten verließ mein ärztlicher Freund das Büreau. Ich war eigensinnig und ging noch am nämlichen Tage in die Gerichtssitzung.

Der ältere Advokat, mit welchem ich in derselben Sache zusammen engagiert war, wandte sich wegen einiger Informationen an mich, die ihm zu erteilen meine Pflicht war. Zu meinem Schrecken und Erstaunen war ich vollkommen unfähig, meine Gedanken zu sammeln; Tatsachen und Daten, alles ging verworren in meinem Kopfe durcheinander. Erschreckt über mich selbst, wurde ich aus dem Gerichtssaal geführt. Den folgenden Tag schickte ich meine Akten zurück und befolgte den Rat meines Arztes, indem ich mich auf dem ersten Dampfer einschiffte, welcher nach New.York die Anker lichtete.

Ich hatte der Reise nach Amerika vor jeder andern Seereise den Vorzug gegeben, weil ich einen besonderen Zweck dabei im Auge hatte. Ein Verwandter meiner Mutter war vor mehreren Jahren nach den Vereinigten Staaten ausgewandert und hatte dort als Farmer sein Glück gemacht. Ich war von ihm ein für allemal eingeladen worden, ihn zu besuchen, wenn ich jemals über das atlantische Meer käme. Die lange Zeit der Untätigkeit, zu der mich der Arzt unter dem Namen der Ruhe verurteilt hatte, konnte ich, wie mich dünkte, nicht besser anwenden, als indem ich meinem Verwandten einen Besuch machte und dabei so viel von Amerika sah, als sich tun ließ. Nach einem kurzen Aufenthalt in New.York reiste ich mit der Eisenbahn nach dem Wohnort meines Gastfreundes Mr. Isaak Meadowcroft auf Morwick Farm ab.

Wenn Amerika einige der großartigsten Naturszenen der ganzen Erdoberfläche aufzuweisen hat, so gibt es doch in gewissen Staaten der Union, gleichsam als heilsamen Kontrast, so flache, einförmige und für den Touristen so uninteressante Landstriche, wie sie nur irgendwo auf der Erde vorkommen. Die Gegend, in welcher Mr. Meadowcrofts Farm lag, gehörte dieser letzteren Kategorie an. Als ich auf der Station Morwick aus dem Waggon stieg und mich umsah, sagte ich zu mir selbst: »Wenn in meinem Falle Genesung und Langeweile gleichbedeutend sind, so habe ich mir gerade den richtigen Ort auserlesen.«

Wenn ich nach meinen späteren Erlebnissen, an diese Worte zurückdenke, so muß ich sie, wie es der Leser auch tun wird, als übereilt bezeichnen, denn ich vergaß, welche Überraschungen das Zusammenwirken von Zeit und Umständen den Menschen oft bereiten kann.

Mr. Meadowcrofts ältester Sohn, Ambrosius, erwartete mich mit dem Wagen auf der Station, um mich nach der Farm zu fahren.

In der äußern Erscheinung von Ambrosius Meadowcroft lag nichts, woraus man auf die seltsamen, schrecklichen Ereignisse hätte schließen können, die sich gleich nach meiner Ankunft in Morwick zutragen sollten. Ein blühender hübscher junger Bursche, wie es Tausende gibt, redete mich an. »Wie gehts, Mr. Lefrank. Freue mich, Sie zu sehen, Sir. Steigen Sie ein. Der Kutscher wird nach Ihrem Koffer sehen.« Mit derselben konventionellen Höflichkeit antwortete ich: »Danke sehr. Wie befinden sich die Ihrigen zu Hause?« Damit fuhren wir nach der Farm ab.

Unsere Unterhaltung während der Fahrt begann mit einem Gespräch über Ackerbau und Viehzucht, aber ehe wir noch eine Viertelmeile zurückgelegt, hatte ich bereits meine vollständige Unwissenheit über diese Gegenstände verraten. Ambrosius Meadowcroft suchte nach einem andern Thema, fand jedoch keins; worauf ich meinerseits dies und jenes anschlug und unter anderem auch fragte, ob ich einen geeigneten Zeitpunkt für meinen Besuch getroffen hätte. Das ausdruckslose sonnen braune Gesicht des jungen Farmers strahlte augenblicklich über und über. Ich hatte offenbar einen guten Treffer gehabt und ein interessantes Thema angeschlagen.

»Sie hätten keine bessere Zeit wählen können,« sagte er. »Unser Haus ist niemals so heiter wie jetzt gewesen.«

»Haben Sie noch andern Besuch?«

»Es ist eigentlich kein Besuch. Es ist ein neues Familienmitglied, welches seit kurzem. bei uns lebt.«

»Ein neues Familienmitglied! Darf ich fragen, wer das ist?«

Ambrosius Meadowcroft überlegte, ehe er antwortete – berührte sein Pferd mit der Peitsche – sah mich mit einer gewissen einfältigen Unentschlossenheit an und platzte dann mit der Wahrheit in den möglich einfachsten Worten heraus.

»Es ist nämlich das hübscheste Mädchen, welches Sie in Ihrem Leben gesehen haben, Sir.«

»So, so! Vermutlich eine Freundin Ihrer Schwester.«

»Eure Freundin? Du lieber Himmel! Es ist unsere kleine amerikanische Cousine – Naomi Colebrook.«

Ich erinnerte mich dunkel, daß eine jüngere Schwester Mr. Meadowcrofts einen amerikanischen Kaufmann geheiratet und bei ihrem kürzlich erfolgten Tode ein einziges Kind hinterlassen hatte. Ich erfuhr nun, daß auch der Vater gestorben sei und auf seinem Sterbebette seine verwaiste Tochter dem Schutz und der Fürsorge der Verwandten seiner Frau auf Morwick übergeben habe.

»Er hatte immer den Kopf voll Spekulationen,« fuhr Ambrosius fort zu erzählen, »versuchte dies und jenes – es schlug aber alles fehl, und als er starb, reichte seine ganze Hinterlassenschaft nur gerade hin, um die Begräbniskosten zu bestreiten. Mein Vater hatte einige Bedenken in Betreff seiner amerikanischen Nichte, bevor sie zu uns kam. Wir sind Engländer, wie Sie wissen, und wenn wir auch in den Vereinigten Staaten leben, so halten wir doch an unseren englischen Sitten und Gewohnheiten fest. Wir mögen die amerikanischen Frauen im Allgemeinen nicht, kann ich Sie versichern. Aber sobald Naomi erschien, hatte sie uns auch Alle erobert. Ein wahres Prachtmädchen! Nahm ihren Platz im Hause sofort wie zur Familie gehörig ein; wußte sich in Zeit von einer Woche schon in der Milchkammer nützlich zu machen. Kurzum – sie ist noch nicht volle zwei Monate bei uns und wir begreifen schon nicht mehr, wie wir ohne sie haben leben können.«

Einmal auf dieses Thema gebracht, plauderte Ambrosius ohne Unterbrechung über Naomi Colebrook fort. Es gehörte kein großer Scharfsinn dazu, um zu entdecken, welchen Eindruck die amerikanische Cousine auf ihn gemacht hatte. Des jungen Burschen Enthusiasmus steckte mich förmlich an. Ich empfand in der Tat eine gewisse Aufregung und war auf den Anblick Naomis äußerst.gespannt, als wir gegen Abend vor dem Hofthor von Morwick Farm hielten.

Zweites Capitel.
Neue Gesichter

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Ich wurde gleich bei meiner Ankunft Mr. Meadowcroft, dem Vater, vorgestellt.

Der alte Mann litt an einem chronischen Rheumatismus, der ihn auf seinem Stuhle festgebannt hielt. Er empfing mich freundlich, wenn auch nicht gerade herzlich. Seine einzige, nicht verheiratete Tochter (er selbst war seit langen Jahren Witwer) war zu seiner Bedienung im Zimmer anwesend, eine melancholische Dame in mittleren Jahren, die jeder Spur weiblicher Anmut entbehrte. Sie gehörte zu jenen Wesen, welche nur unter stillem Protest die Bürde des Lebens zu tragen scheinen und dieselbe nie auf sich genommen haben würden, hätte man sie vorher darum befragt. Wir hatten eine kurze trockene Unterhaltung in einem Zimmer mit kahlen Wänden, worauf ich in mein Zimmer entlassen wurde, um meinen Koffer auszupacken.

»Das Abendbrot wird um neun Uhr fertig sein,« sagte Miß Meadowcroft und sprach das Wort »Abendbrot« in einem Tone aus, als ob es ein häusliches Attentat wäre, das von den Männern verübt und von den Frauen nur geduldet würde. Ich folgte dem Hausknecht nach meinem Zimmer, nicht allzu entzückt von meinen ersten Erfahrungen auf der Farm.

Keine Naomi und somit keine Romantik!

Mein Zimmer war sauber – beängstigend sauber. Ich hätte etwas dafür gegeben, irgendwo ein Stäubchen zu entdecken. Meine Bibliothek beschränkte sich auf die Bibel und das Gebetbuch. Die Aussicht aus meinem Fenster zeigte mir eine gleichmäßige, zum Teil kultivierte Ebene, welche sich in dem Dämmerlicht des Abends in der Ferne melancholisch verlor. Über meinem schneeweißen.Bett hing ein verdammender Bibelspruch in rot und schwarz gemalten Buchstaben. Miß Meadowcroft hatte den Stempel ihrer trübseligen Gegenwart diesem Zimmer aufgedrückt. Mir sank das Herz, als ich mich darin umblickte. Meine ganze Hoffnung war auf das Abendbrot gerichtet. Ich zündete die Kerzen an und nahm aus meinem Koffer, wie ich bestimmt glaube, den ersten französischen Roman, der jemals in Morwick Farm ans Licht gekommen. Es war eine der meisterhaften, reizenden Geschichten von Dumas, dem älteren. In fünf Minuten befand ich mich in einer andern Welt und mein melancholisches Zimmer war von der lebhaftesten französischen Gesellschaft erfüllt. Der scharfe, gebieterische Ton einer Glocke rief mich zu rechter Zeit in die Wirklichkeit zurück. Ich sah nach meiner Uhr. Punkt neun Uhr!«

Ambrosius empfing mich unten an der Treppe und führte mich nach dem Speisezimmer.

Mr. Meadowcrofts Krankenstuhl war an das obere Ende des Tisches gerollt. Rechts von ihm saß die traurige, schweigende Gestalt seiner Tochter. Sie winkte mir mit geisterhaft feierlicher Gebärde, den leeren Platz zur Linken ihres Vaters einzunehmen. In diesem Augenblick trat Silas Meadowcroft ins Zimmer und wurde mir durch seinen Bruder vorgestellt. Es war eine große Familienähnlichkeit zwischen Beiden, nur daß Ambrosius größer und hübscher war. In keinem der Gesichter prägte sich jedoch ein besonderer Charakter aus, und ich hielt Beide für noch unentwickelte Menschen, deren gute wie böse Eigenschaften erst durch Zeit und Umstände zu ihrer vollen Reife gelangen würden.

Während ich noch die Physiognomien der beiden Brüder studierte, ohne, wie ich ehrlich gestehe, von einer oder der andern sympathisch berührt zu werden, öffnete sich die Tür abermals, und ein neues Mitglied des Familienkreises, welches meine Aufmerksamkeit fesselte, trat in das Zimmer.

Es war ein kleiner, hagerer Mann, der für einen auf dem Lande und in der freien Luft Lebenden merkwürdig bleich war. Auch in anderer Hinsicht noch war sein Gesicht ein auffallendes. Den unteren Teil desselben bedeckte ein dichter, schwarzer Bart, zu einer Zeit, wo Bärte in Amerika zur Ausnahme gehörten. Was den oberen Teil betraf, so funkelten ein Paar wilder brauner Augen darin, deren Ausdruck mich unwillkürlich auf den Gedanken brachte, daß in dem geistigen Gleichgewicht des Mannes eine Störung vorhanden sein müßte, und daß er, obgleich in seinem Reden und tun vollkommen vernünftig, unter besonders provozierenden Umständen fähig wäre, die gewaltsamsten und tollsten Handlungen zu begehen. Kurz, der Eindruck, den er bei seinem Erscheinen im Speisezimmer sofort auf mich machte, war der, daß er, wie die volkstümliche Phrase lautet, »ein wenig verrückt« sei.

Mr. Meadowcroft, der Vater, der bis jetzt kein Wort gesprochen hatte, stellte mir selbst den neu Eingetretenen mit einem Seitenblick auf seine Söhne vor, in welchem etwas wie eine Herausforderung lag, und welcher, wie ich zu meinem Leidwesen bemerkte, mit gleichem Trotz von Seiten der beiden jungen Leute erwidert wurde.

»Philipp Lefrank, dies ist mein Oberaufseher, Mr. Jago,« sagte der alte Mann, uns in aller Form einander vorstellend. »John Jago, dies ist mein junger Anverwandten Mr. Lefrank. Er ist nicht gesund, und übers Meer gekommen, um sich in einer andern Umgebung auszuruhen. Mr. Jago ist Amerikaner, Philipp. Ich hoffe, Du hast kein Vorurteil gegen Amerikaner. Mache mit Mr. Jago Bekanntschaft und setzt Euch zusammen.« Abermals warf er seinen Söhnen einen hässlichen Blick zu, und die Söhne erwiderten ihn wie vorhin. Sie wichen mit Ostentation vor John Jago zurück, als er sich dem leeren Stuhl neben mir näherte und gingen nach der andern Seite des Tisches herum. Es war klar, daß der bärtige Mann beim Vater in hoher Gunst stand, währender aus diesem oder jenem Grunde von den Söhnen herzlich gehasst wurde.

Noch einmal öffnete sich die Tür und eine junge Dame schloß sich ruhig dem um die Abendtafel versammelten Kreise an. War die junge Dame Naomi Colebrook? Ich blickte Ambrosius fragend an und las die Antwort auf seinem Gesicht. Naomi Colebrook war endlich erschienen.

Sie war ein reizendes Mädchen und soviel ich nach dem äußeren Anschein urteilen konnte, auch ein gutes Mädchen. Sollte ich eine allgemeine Beschreibung von ihr geben, so würde ich sagen, sie hatte einen schmalen Kopf, der ihr reizend auf dem Halse saß und graziös von ihr getragen wurde; klare graue Augen. Die Einen ehrlich anschauten und durchaus das meinten, was sie ausdrückten; eine zierliche, schlanke kleine Gestalt – zu schlank für unsere englischen Begriffe von Schönheit; einen stark amerikanischen Akzent und, was in Amerika eine Seltenheit ist, ein angenehm klingendes Organ, welches das englische Ohr mit jenem Akzent aussöhnte. Der erste Eindruck, den wir von Personen empfangen, ist unter zehn Malen neun Mal der richtige. Ich hatte Naomi auf den ersten Blick gern. Ihr freundliches Lächeln, ihr herzlicher Händedruck, als wir einander vorgestellt wurden, alles gefiel mir an ihr. »Wenn ich hier im Hause auch sonst mit Niemandem Freundschaft schließe,« dachte ich bei mir selbst, »mit Dir werde ich es gewiss.«

Und einmal in meinem Leben habe ich mich als richtiger Prophet erwiesen, denn in der Atmosphäre heimlicher Feindschaft, welche über Morwick Farm lagerte, sind die hübsche Amerikanerin und ich von Anfang bis zu Ende treue Freunde geblieben.

Ambrosius machte zwischen sich und seinem Bruder für Naomi Platz. Sie errötete leicht und sah ihn einen Augenblick mit einer allerliebsten widerstrebenden Zärtlichkeit an, indem sie ihren Stuhl einnahm. Ich hatte den jungen Farmer stark im Verdacht, daß er ihr heimlich unter dem Tische die Hand drückte.

Das Mahl war kein heiteres. Die einzige fröhliche Unterhaltung war die, welche Naomi und ich über den Tisch hinüber führten.

John Jago schien sich aus irgend einem unbegreiflichen Grunde in der Gegenwart seiner jungen Landsmännin unbehaglich zu fühlen. Er sah öfters verstohlen zu ihr hinüber und dann wieder mit einem Stirnrunzeln auf seinen Teller. Wenn ich ihn anredete, antwortete er mir zerstreut. Selbst wenn er mit Mr. Meadowcroft sprach, schienen seine Gedanken mehr bei den jungen Leuten drüben als bei dem Gespräche zu sein, wenigstens wanderten seine Blicke unaufhörlich zu ihnen hinüber. Als wir zu essen begannen, bemerkte ich, daß Silas Meadowcrofts linke Hand mit Heftpflaster bedeckt war, und jetzt sah ich auch, daß John Jagos unstete braune Augen, nachdem sie alle rings um den Tisch flüchtig gestreift hatten, mit einem eigentümlich zynisch forschenden Blick auf der verletzten Hand des jungen Mannes haften blieben.

Um meinen ersten Abend auf der Farm vollends unbehaglich zu machen, bemerkte ich sehr bald, daß der Vater und die Söhne indirekt zu einander sprachen, indem sie Mr. Jago und mich als Medium benutzten. Tadelte Mr. Meadowcroft ein in der Ackerwirtschaft vorgekommenes Versehen gegen seinen Inspektor, so zeigte doch die Richtung seiner Blicke an, daß der Verweis direkt auf seine Söhne gemünzt war. Benutzten die beiden Söhne eine gelegentliche Bemerkung über Viehzucht von meiner Seite, um ironische Glossen über schlecht gehaltene Schafe und Rinder zumachen, so sahen sie John Jago an, während ihre Worte an mich gerichtet waren. Bei solchen Gelegenheiten, die häufig wiederkehrten, mischte sich Naomi resolut im rechten Moment ins Gespräch und gab ihm eine ungefährliche Wendung. Jedes Mal, wenn sie in dieser Weise für die Aufrechterhaltung des Friedens eintrat, beugte die melancholische Tochter des Hauses sich langsam vor und sah sie zum Dank für diese Intervention mit einem strengen verweisenden Blicke an. Mit einem traurigeren und uneinigeren Familienkreise hatte ich niemals zu Tische gesessen. Neid., Haß, Bosheit und Lieblosigkeit sind um so verabscheuungswürdiger, wenn sie unter dem Schein des äußern Anstands ihr Wesen treiben, und ohne mein Interesse für Naomi und die raschen, zwischen ihr und Ambrosius ausgetauschten Liebesblicke, bei denen ich sie dann und wann ertappte, hätte ich das Ende dieses Mahles kaum abzuwarten vermocht. Ich wäre sicher nach meinem Zimmer und zu meinem französischen Roman geflüchtet.

Endlich war das mit prahlerischer Opulenz servierte Mahl zu Ende. Miß Meadowcroft erhob sich in ihrer feierlichen Art und kündigte mir meine Entlassung in folgenden Worten an:

»Wir gehen hier früh zu Bett, Mr. Lefrank. Ich wünsche Ihnen gute Nacht.«

Sie legte ihre knöchernen Hände auf die Lehne von Mr. Meadowcrofts Krankenstuhl, machte seinen Worten, mit denen er sich von mir verabschiedete, kurz ein Ende und rollte ihn hinaus nach seinem Bett, als ob er schon ein Häuflein Erde in einem Karren gewesen wäre..

»Gehen Sie gleich nach Ihrem Zimmer, Sir, oder darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten – vorausgesetzt, daß die jungen Herren nichts.dagegen haben?«

Mit diesen absichtlich verletzenden Worten und indem er den »jungen Herren.« mit einem höhnischen Seitenblick eine Verbeugung machte, erfüllte Mr. John Jago die Pflichten der Gastfreundschaft und präsentierte mir seine Zigarrentasche. Ich lehnte jedoch die Zigarre unter einem Vorwand ab und der Mann mit den blitzenden braunen Augen wünschte mir mit studierter Höflichkeit gute Nacht und verließ das Zimmer.

Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als Ambrosius und Silas gleichzeitig mit ihren geöffneten Zigarrentaschen gastfreundlich auf mich zukamen.

»Sie haben recht getan, seine Zigarre abzulehnen,« sagte Ambrosius. »Rauchen Sie niemals mit John Jago. Seine Zigarren könnten vergiftet sein.«

»Und glauben Sie kein Wort, was John Jago Ihnen sagt,« fügte Silas hinzu.. »Er ist der größte Lügner in Amerika.«

Naomi drohte ihnen vorwurfsvoll mit dem.Finger, als ob die beiden stämmigen jungen Farmer zwei Kinder gewesen wären.

»Was wird Mr. Lefrank denken.« sagte sie, »wenn Ihr so von Jemand sprecht, den Euer Vater mit Achtung und Vertrauen behandelt? Geht und raucht. Ich muß mich Eurer wirklich schämen.«

Silas schlenderte ohne ein Wort der Entgegnung davon. Ambrosius aber räumte nicht das Feld, denn es war ihm augenscheinlich darum zu tun, vorher seinen Frieden mit Naomi zu machen.

Da ich sah, daß ich zu viel war, ging ich nach einer Glastüre im Hintergrunde des Zimmers, welche in einen eigen gehaltenen kleinen Garten führte, der in diesem Augenblick vom klarsten Mondschein übergossen war. Ich schritt hinaus, um den lieblichen Abend zu genießen und gelangte zu einer Ruhebank unter einem mächtigen Eibenbaum. Der großartige Frieden der Natur war mir nie so unaussprechlich feierlich und köstlich erschienen, als nach dem, was ich in dem Innern dieses Hauses gehört und gesehen hatte. Ich verstand, oder glaubte in diesem Augenblick zu verstehen, wie es früher so viele Menschen gegeben, welche die Verzweiflung an ihrem eigenen Geschlecht in die Klöster getrieben hatte. Die menschenfeindliche Seite meiner Natur, – und welcher Kranke wird sich dieser Seite nicht bewusst? – gewann schnell die Oberhand, als ich meine Schulter leicht berührt fühlte und durch den Anblick Naomi Colebrooks mit der Menschheit wieder versöhnt wurde.

Drittes Capitel.
Rendezvous im Mondschein

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Ich möchte mit Ihnen sprechen, – begann Naomi. »Denken Sie nicht schlimm von mir, weil ich Ihnen hierher gefolgt bin. Wir halten nicht viel auf Zeremoniell in Amerika.«

»Da haben Sie ganz Recht in Amerika..Wollen Sie sich nicht setzen?« Sie nahm an meiner Seite Platz, indem sie mir frei und unbefangen beim Lichte des Mondes ins Gesicht sah.

»Sie sind mit der Familie verwandt, fuhr sie fort, »und ich auch, und daher meine ich zu Ihnen sagen zu können, was ich einem Fremden nicht sagen dürfte. Ich bin recht froh, daß Sie gekommen sind, Mr. Lefrank, und aus einem Grunde, den Sie schwerlich vermuten.«

»Haben Sie Dank für das Kompliment, welches Sie mir machen, Miß Colebrook, welches auch der erwähnte Grund sein möge.«

Sie nahm keine Notiz von meiner Antwort, sondern verfolgte ihren Gedankengang

»Ich glaube nämlich, Sir, Sie könnten in diesem beklagenswerten Hause Gutes wirken,« sagte sie, indem sie mich noch immer mit ernsten Augen anschaute. »Es herrscht in Morwick Farm weder Liebe, noch Vertrauen, noch Frieden. Sie brauchen hier Jemand – Ambrosius ausgenommen; denken Sie nicht schlecht von ihm, er ist nur gedankenlos – aber die Andern brauchen Jemand, der ihnen mal so recht ins Gewissen redet, damit sie sich ihrer Verstocktheit und ihres hässlichen, herzlosen und neidischen Wesens schämen. Sie sind ein Gentleman Sie sind ihnen an Bildung überlegen und ob sie wollen oder nicht, sie müssen zu Ihnen hinauf sehen. Wenn Sie daher Gelegenheit haben, Mr. Lefrank, bitte, versuchen Sie, Frieden unter ihnen zu stiften. Sie haben gehört und gesehen, wie es bei Tische herging, und waren degoutirt davon. O ja, leugnen Sie nicht, Sie waren es. Ich habe wohl gesehen, wie Sie die Stirn runzelten, und ich weiß, was dies bei Euch Engländern zu bedeuten hat.«

Es blieb mir nichts übrig, als mich offen gegen Naomi auszusprechen Ich sagte ihr ganz unumwunden, welchen Eindruck die Vorgänge während des Abendessens auf mich gemacht hätten, und das Mädchen nickte mir wiederholt ihren Beifall über meine Aufrichtigkeit zu.

»So, das ist recht, das ist offen gesprochen, « sagte sie. »Aber Sie drücken es viel zu gelinde aus, wenn Sie sagen, die Männer scheinen nicht auf freundschaftlichem Fuße zu stehen.Sie hassen einander. Das ist das richtige Wort, Mr. Lefrank. Es ist Haß – tödlicher Haß.« Und dabei ballte sie ihre Hände und schüttelte die kleinen Fäuste heftig, um ihren letzten Worten mehr Nachdruck zu geben. Dann fiel ihr aber plötzlich Ambrosius ein und sie, öffnete ihre Hände wieder und setzte hinzu, indem sie eine derselben ernst auf meinen Arm legte: »Ambrosius ausgenommen, Sir. Beurteilen Sie Ambrosius nicht falsch. Er ist die Harmlosigkeit selbst.«

Des Mädchens unbefangene Offenheit war wirklich unwiderstehlich.

»Sollte ich wohl ganz und gar im Irrtum sein,« fragte ich, »wenn ich Sie für etwas zu parteiisch zu Gunsten dieses Ambrosius halte?«

Eine Engländerin würde bei meiner Frage ein wenig verlegen geworden sein, oder sich wenigstens so gestellt haben. Naomi aber zögerte keinen Augenblick mit der Antwort.

»Sie haben ganz Recht, Sir,« sagte sie voll.kommen ruhig. »Wenn alles gut geht, so gedenke ich mich mit Ambrosius zu verheiraten.«

»Wenn alles gut geht?« wiederholte ich.

»Was meinen Sie damit? In pekuniärer Hinsicht?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich meine, wenn die Dinge hier zwischen den Männern, den schlechten, gefühllosen, selbstsüchtigen Männern, keinen schlimmen Ausgang nehmen, was ich beständig fürchte. Ich meine nicht Ambrosius, Sir, sondern seinen Bruder Silas und John Jago. Haben Sie Silas’ Hand bemerkt? Das hat John Jago getan mit einem Messer.«

»Zufällig?« fragte ich.

»Absichtlich,« entgegnete sie, »es war die Antwort auf einen Schlag.«

Diese nackte Enthüllung der Zustände auf Morwick Farm machte mich doch ein wenig stutzig. Schläge und Messer unter dem reichen, respektablen Dach des alten Mr. Meadowcroft! Schläge und blanke Klingen, nicht unter den Arbeitern, nein unter der Herrschaft! Ich konnte es im ersten Augenblicke kaum glauben, wie es manchem meiner Leser ebenso gehen wird.

»Sind Sie dessen ganz gewiss?« fragte ich.

»Ich habe es von Ambrosius; Ambrosius würde mir nichts Unwahres sagen; er kennt die Geschichte ganz genau.«

Meine Neugierde war mächtig erregt. Nach welcher Art von Haushalt hatte ich mich voreilig über den Ozean begeben, um Stille und Ruhe zu suchen?

»Dürfte ich die Geschichte auch erfahren?« fragte ich.

»Ja, ich will Ihnen so gut ich kann wieder.erzählen, was Ambrosius mir erzählt hat. Aber Sie müssen mir erst eins versprechen, Sir, nämlich, daß Sie nicht auf und davongehen, sobald Sie die ganze Wahrheit erfahren haben. Geben Sie mir die Hand darauf, Mr. Lefrank. So, geben Sie mir die Hand.«

Vor ihrer unbefangenen Offenheit war an kein Ausweichen zu denken. Ich gab ihr die Hand darauf, und sobald sie dieses Unterpfand erhalten, begann sie, ohne sich mit einem Wort der Vorrede aufzuhalten, ihre Erzählung.

»Wenn man Sie auf der Farm herumführen wird,« hub sie an, »so werden Sie bemerken, daß sie eigentlich aus zwei verschiedenen Teilen besteht. Auf dieser Seite, die hier vor uns liegt, wird Ackerwirtschaft getrieben; auf der andern und zwar der größeren Hälfte des Landes, Viehzucht. Als Mr. Meadowcroft zu alt und hinfällig wurde, um selbst seine Farm zu bewirtschaften, teilten die Jungen – ich meine Ambrosius und Silas – die Arbeit zwischen sich. Ambrosius übernahm die Felder und Silas das Vieh. Es ging aber unter ihrem Regiment nicht alles, wie es sollte; woran es lag, weiß ich nicht. Ich bin aber überzeugt, daß es nicht Ambrosius Schuld war. Der alte Mann wurde je länger je unzufriedener, besonders mit seinem Viehstand, worin er seinen Stolz setzt. Ohne ein Wort seinen Söhnen zu sagen – und das war meiner Ansicht nach sehr unrecht von ihm, nicht wahr? – sah er sich unter der Hand nach einem Oberaufseher um, und traf in einer bösen Stunde auf John Jago. Mögen Sie John Jago leiden, Mr. Lefrank?«

»Bis jetzt kann ich nicht sagen, daß er mir gefiele.«

»Gerade so geht es mir. Aber ich weiß nicht, es ist möglich, daß wir ihm Unrecht tun. Man kann eigentlich nichts gegen John Jago einwenden, als daß er ein absonderlicher Mensch ist. Man sagt, er trüge den großen hässlichen Bart, und für mich ist ein Bart etwas Schreckliches, weil er beim Tode einer Frau ein Gelübde getan hätte. Aber glauben Sie nicht, Mr. Lefrank, daß der Mann – etwas verrückt sein muß, der seinem Kummer über den Tod seiner Frau dadurch Ausdruck gibt, daß er gelobt, sich nie wieder zu rasieren? Nun, und dies Gelübde soll John Jago getan haben. Es mag nicht wahr sein. Die Leute lügen hier fürchterlich. Wie dem auch sei, eines bezeugen selbst die jungen Leute, nämlich, daß John Jago, als er auf die Farm kam, die besten Empfehlungen besaß. Es ist schwer, dem alten Vater zu gefallen und es ihm recht zumachen, und beides gelang John Jago. Mr. Meadowcroft mag meine Landsleute im Allgemeinen nicht. Er ist wie seine Söhne Engländer bis in das innerste Mark hinein, aber trotzdem gewann John Jago sehr bald seine Gunst – vielleicht weil dieser sein Geschäft gründlich versteht. Denn das ist der Fall. Seit er die Oberaussicht führt, gedeihen Felder und Vieh ganz anders, als zur Zeit der jungen Leute. Ambrosius hat mir das selbst zugegeben. Aber dennoch ist es hart, eines Fremden wegen bei Seite gesetzt zu werden, nicht wahr, Sir? John befiehlt jetzt und die Beiden müssen gehorchen und haben keine Stimmen, wenn John und der Alte die Köpfe über die Angelegenheiten der Farm zusammen stecken. Ich habe Ihnen dies ein wenig ausführlich erzählt; aber nun wissen Sie auch, wie der Neid und der Haß vor meiner Zeit hier unter den Männern entstanden ist. Seit ich hier bin, scheint es immer schlimmer zu werden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht harte Worte setzt zwischen den Söhnen und John, oder zwischen dem Vater und den Söhnen. Der alte Mann hat eine aufreizende Art, – eine abscheuliche Art, wie wir es nennen – John Jagos Partei zu nehmen. Sprechen Sie mit ihm darüber, wenn Sie Gelegenheit dazu finden, denn ich glaube er trägt die Hauptschuld bei den neuerlichen Händeln zwischen Silas und John. Ich will Silas keineswegs freisprechen von Schuld, obgleich er Ambrosius Bruder ist. Es war brutal von ihm, nach John zu schlagen, der der Kleinere und Schwächere von Beiden ist. Aber es war noch schlimmer als brutal von John, das Messer zu ziehen und nach Silas zu stechen. Ja, das tat er! Wenn Silas das Messer nicht gepackt hätte – und er schnitt sich die Hand dabei furchtbar, kann ich Ihnen sagen, ich habe sie selbst verbunden – so hätte die Sache leicht mit einem Morde enden können.«

Als das Wort über ihre Lippen war, hielt sie inne, sah über ihre Schulter und fuhr erschreckt zurück.

Ich blickte nach derselben Richtung wie meine Gefährtin und sah die dunkle Gestalt eines Mannes im Schatten des Eibenbaumes stehen, und uns beobachten. Ich erhob mich sofort, um ihm entgegen zu treten, aber Naomi, die ihre Kaltblütigkeit bereits wiedergewonnen hatte, hielt mich zurück.

»Wer sind Sie?« fragte sie, indem sie sich scharf nach dem Unbekannten umdrehte. »Was suchen Sie hier?«

Der Mann trat aus dem Schatten des Baumes in das volle Mondlicht, und wir sahen John Jago vor uns stehen.

»Ich hoffe, daß ich nicht störe,« sagte er, indem er mich scharf anblickte.

»Was wollen Sie?« fragte Naomi abermals.

»Ich will Sie nicht stören, noch diesen Herrn,« erwiderte er. »Wenn Sie ganz frei sind, Miß Naomi, würden Sie mir eine Gunst erweisen, wenn Sie mir gestatteten, mit Ihnen einige Worte allein zu sprechen?«

Er sprach mit der ausgesuchtesten Höflichkeit, während er sich zugleich vergeblich bemühte, die heftige Aufregung, in der er sich befand, zu bemeistern. Seine wilden braunen Augen, die im Mondschein noch unheimlicher aussahen, hingen flehend und mit einem seltsamen Aus.druck von Verzweiflung an Naomis Antlitz. Seine Hände, die er leicht gefaltet herunterfallen ließ, zitterten beständig. So wenig Sympathie mir der Mann einflößte, so erschien er mir doch in dem Augenblick beklagenswert

»Sie meinen doch nicht, daß es noch heute Abend sein müßte?« fragte Naomi mit unverhohlener Überraschung.

»Ja, Miß, wenn Sie so gütig sein wollen – sobald es Ihnen und Mr. Lefrank passen wird.«

Naomi zögerte.

»Kann es nicht bis morgen bleiben.?« fragte sie.

»Ich bin morgen den ganzen Tag von der Farm abwesend. Bitte, haben Sie die Güte, mir heute Abend einige Augenblicke zu schenken.« Er trat einen Schritt näher auf sie zu, seine Stimme bebte, und schüchtern und leiser fuhr.er fort: »Ich habe Ihnen wirklich etwas zusagen, Miß Naomi. Es wäre von Ihnen eine Güte – eine sehr, sehr große Güte – wenn Sie es mir zu sagen erlaubten, bevor ich mich heute zur Ruhe begebe.«

Ich stand abermals auf um ihm meinen Platz zu räumen; aber Naomi hielt mich wieder zurück.

»Nein, bleiben Sie,« sagte sie und fuhr dann gegen John gewendet mit innerem Widerstreben fort: »Wenn Sie so großes Gewicht darauf legen, Mr. Jago, so wird es wohl sein müssen. Ich begreife freilich nicht, was Sie mir zu sagen haben können, was nicht vor einem Dritten gesagt werden kann; aber es «wäre vielleicht nicht höflich von mir, wenn ich es Ihnen abschlüge. Sie wissen, daß ich jeden Abend um Zehn die große Uhr in der Halle aufziehe. Wenn es Ihnen passt, mir dabei zu helfen, so werden wir wahrscheinlich allein.in der Halle sein. Sind Sie damit zufrieden?«

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