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Leben lebt

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Klabund
Leben lebt

Ich bin und war und werde sein Klabund

Widmung

Das Es der Dinge, dem ich mich verschrieben,
Es mildert sich zum Du der Träumerei.
Ich werde ewig meine Seele lieben
In ihrer Ruh, in ihrer Raserei.
Geliebte, Ewige an meinen Mund:
Ich bin und war und werde sein Klabund.

Lebenslauf

Geboren ward Klabund,
Da war er achtzehn Jahre
Und hatte blonde Haare
Und war gesund.

Doch als er starb, ein Trott,
War er zwei Jahre älter,
Ein morscher Lustbehälter,
So stieg er aufs Schafott.

Er bracht ein Zwilling um …
(Das Mädchen war vom Lande
Und kam dadurch in Schande
Und ins Delirium.)

Der arme Kaspar

Ich geh – wohin?
Ich kam – woher?
Bin außen und inn,
Bin voll und leer.
Geboren – wo?
Erkoren – wann?
Ich schlief im Stroh
Bei Weib und Mann.
Ich liebe dich,
Und liebst du mich?
Ich trübe dich,
Betrübst du mich?
Ich steh und fall,
Ich werde sein.
Ich bin ein All
Und bin allein.
Ich war. Ich bin.
Viel leicht. Viel schwer.
Ich geh – wohin?
Ich kam – woher?

Schatten

Einem dumpfen Geiste
Bin ich untertan,
Oft fällt die verwaiste
Lust er gierig an.

Hellen Auges steh ich
In der lieben Welt,
Bis der fremde Schatten
Wieder in mich fällt.

Es hat ein Gott

Es hat ein Gott mich ausgekotzt,
Nun lieg ich da, ein Haufen Dreck,
Und komm und komme nicht vom Fleck.

Doch hat er es noch gut gemeint,
Er warf mich auf ein Wiesenland,
Mit Blumen selig bunt bespannt.

Ich bin ja noch so tatenjung.
Ihr Blumen sagt, ach, liebt ihr mich?
Gedeiht ihr nicht so reich durch mich?
Ich bin der Dung! Ich bin der Dung!

Im Spiegel

Ich sehe in den Spiegel.
Was für ein unverschämter Blick mustert mich?
Jetzt zieht er sich schon in sich selbst zurück –
Pardon: ich habe mich fixiert.
Ich will mir nicht zu nahe treten.

Meine Freunde kann ich mir an den Fingern einer Hand abzählen.
Für meine Feinde brauche ich schon eine Rechenmaschine.
Was bedeuten diese tiefen Furchen auf meiner Stirn?
Ich werde Kresse und Vergißmeinnicht drein säen.

Im Berliner botanischen Garten sah ich einen Negerschädel,
Aus dem eine Orchidee sproß.
So vornehm wollen wir's gar nicht machen.
Bei uns genügt auch ein schlichtes deutsches Feldgewächs.

Wir wollen durch die Blume zu den Ueberlebenden sprechen,
Wie wir so oft zu den nunmehr verwesten sprachen.
Also, meine liebe Leibfüchsin:
Du kommst mir deine Blume – Prost! Blume!

Ich stehe nicht mehr ganz fest auf den Füßen.
Der Spiegel zittert.
Seine Oberfläche kräuselt sich, weil ich lache.
Da ist der Mond – er tritt aus dem Spiegel in feuriger Rüstung
Und legt seine weiße kühle Hand auf meine fieberheiße Stirn.

Resignation

Ja, so geht es in der Welt,
Alles fühlt man sich entgleiten,
Jahre, Haare, Liebe, Geld
Und die großen Trunkenheiten.

Ach, bald ist man Doktor juris
Und Assessor und verehlicht,
Und was eine rechte Hur is,
Das verlernt man so allmählicht.

Nüchtern wurde man und schlecht.
Herz, du stumpfer, dumpfer Hammer!
Ist man jetzt einmal bezecht,
Hat man gleich den Katzenjammer.

Es ist genug

Es ist genug. Mein trübes Licht
Bereit' sich zu erlöschen.
Ich hab' vertan mein
Recht und Pflicht
Und meiner Seel' vergessen.

Es ist genug. Es weht ein Wind,
Weht nicht von Ost noch Norden.
Auf der Milchstraße wandert ein weißes Kind,
Ist nicht geboren worden.

Du über den Häusern heller Schein,
Wovon bist du so helle?
Stehst du um die Stirn einer Jungfrau rein
Oder brennt ein Sünder zur Hölle?

Der Schnapphans

Woher?
Vom Meer.
Wohin?
Zum Sinn.
Wozu?
Zur Ruh.
Warum?
Bin stumm.

Mein name klabund

Das heißt: Wandlung.
Mein Vater hieß
Schemen.
Meine Mutter: Schau.
Schritt im Schatten
Lenkte mich löblich.
Birke im Winde
Deuchte verwandt.
Aus dem Tal
Stieg ich zu Berge.
Über Schroffen
Klimm ich zu dir.
An den Lippen
Silberner Quelle
Hing ich verdurstet,
Hing ich verdorrt.
Unter der Sonne
Stand ich erfroren.
In den Nächten
Starb ich den Schlaf.
Vogel Anmut
Blinkte bedeutend
Durch die Zweige,
Zeigte empor.
Vogel Wehmut
Donnerte dunkel
Zwischen den Felsen,
Zeigte empor.
Vogel Demut,
Scham und Schleier,
Schwebte unhörbar,
Zeigte empor.
Siehe, da neigte sich,
Gastlich mir winkend,
Abendlich schluchzend,
Schwärmender Stern.
Einsames Wesen!
Gossest mit Funken
Flüchtiger Ferne
Feuer in mich!
Ich erfaßte
Lichtes Verlocken;
Griff nach der guten
Funkelnden Hand.
Ach mich ermatteten
Mutigen Wanderer
Zog sie zum Herde,
Wies sie zur Ruh.
In der ersehnten,
In der ertönten Eremitage
Schlug ich die Augen
Himmlisch empor.

Lied des Landstreichers

Ich werde wieder gut vor dir –
Woher mir das geschieht?
Ich fluchte, soff und stahl für vier,
Ich war ein Fuchs, ich war ein Tier –
Nun bin ich nur ein stilles Lied.

Du singst es dir in Träumen vor,
Wenn blaß der Mond am Himmel steht.
Der Wächter tutet unterm Tor.
Der Wind weht rauschend durch das Rohr –
Ich bin im Winde längst verweht …

Du und ich und dies und das

O gieb

O gieb mir deine Hände,
Der Frühling brennt im Hag,
Verschwende dich, verschwende
Diesen Tag.

Ich liege dir im Schoße
Und suche deinen Blick.
Er wirft gedämpft den Himmel,
Der Himmel dich zurück.

O glutend über Borden
Verrinnt ihr ohne Ruh:
Du bist Himmel geworden,
Der Himmel wurde du.

Auf ein Mädchen in der Dämmerung warten

Auf ein Mädchen in der Dämmerung warten –
Krähen fliegen über goldnem Garten.

Menschen streifen wie erloschne Sterne
Durch das gläsern hingegossne Ferne.

Wenn ein Kind aus einem Hause schreitet,
Ist es wie Musik, die uns geleitet.

In den Fenstern, die wir leicht erraten,
Tanzen Ladenmädchen mit Soldaten.

Auf ein Mädchen in der Dämmerung warten –
Sybil geht in einem fremden Garten.

Marietta

Kabarett zum roten Strich.
Leise flog der bunte Vogel
Über Busch und über Kogel
Unabänderlich.

Du und ich und dies und das
Unter Buchen auf dem Moose –
Eine kleine weiße Rose
Nahmst du aus dem Wasserglas.

Einmal fand ich deinen Schenkel
Kleine Rose milder Gier.
Große Mutter warst du mir,
Und ich war dir wie ein Enkel.

So wie wenn ich sterben müßte,
Dreizehn Jahre alt und jung,
Nebel und Erinnerung
Fiel ich zwischen deine Brüste.

Das Mädchen

Man wacht des Morgens hold eratmend auf.
Die Sonne blinkt durch blasse Fensterscheiben.
Man wird in dieser Welt ein wenig bleiben.
Für Leben nimmt man manches Leid in Kauf.

Man zieht sich an. Man setzt sich zum Frühstück.
Dann geht man fröhlich in den Tag spazieren.
Nebel fällt. Und Schnee. Und es wird frieren.
Fröstelnd kehrt man in sein Haus zurück.

Am Kamin sitzt man im Dämmerschein.
Ein Mann ist plötzlich da und viele Kinder.
Eins ist schon Sekretär. So wird das Leben linder.
Dann kommt die Nacht und man schläft ein.

Glück! O Schmerz!

Glück, so in den Tag hineinzusprühn,
Ich lasse mich bald hier- bald dorthin glühn
Von einem Mädchenblick, von einer Hand,
Die, weiß nicht wie, die meine fand
Und mich nun einen Augenblick umspannt,
Vielleicht auch zwei, vielleicht auch eine Nacht …
Schmerz, wenn schmerzlich dann die Früh erwacht!
Das Zimmer ist so blaß, die Luft so kalt,
Das Herz so müde – und das Weib so alt.
Und jene Hand, die Licht in Nacht geblößt,
Hängt steif am Bettrand, irgendleidbeschwert,
Ist nur gefaßt noch, nicht begehrt,
Hat mutlos sich und stumm und wie ein weißer Traum
Von uns gelöst.

Als du gestern von mir gingst

Als du gestern von mir gingst,
Glaubte ich,
Die Nacht verschlänge dich auf ewig.
Heut, da ich dich nicht sah:
Wie leer war mein Herz.
Die Welt
Ohne dich.
Aber jetzt
Bist du wieder da –

Die Luft ist voll von deinem Duft

Die Luft ist voll von deinem Duft,
O süßer Leib du von Jasmin!
Die Uhr schlägt drei.
Am Horizont
Die ersten rosa Wolken ziehn.

Die ersten rosa Wolken ziehn
Am Horizont.
Die Uhr schlägt drei.
O süßer Leib du von Jasmin,
Die Luft ist voll von deinem Duft!

Zwiegespräch

"Du gabst mir immer wieder
Dein Herz und deine Lieder,
Ich nahm sie sorglos hin.
Nun muß ich dich betrüben:
Ich darf dich nicht mehr lieben,
Weil ich nicht dein mehr bin."

"Und liebst du einen andern,
Will ich ins Weite wandern,
Mir wird so enge hier.
Wie schmerzlich blüht der Flieder!
Mein Herz und meine Lieder,
Ich lasse sie bei dir."

Die Mondsüchtige

Wandelnd auf des Daches First,
Auf der Mauer schmalem Rande,
Schreitet sie, die Hohe, Milde,
In des Mondes sanftem Licht.

Wie Musik ertönt ihr Schweben,
Ihre Füße gleiten gläsern.
Ihre Hände klingen leise,
Ihre Augen sind geschlossen.

Hinter ihr der treue Diener
Achtet ihrer Schritte, daß sie
Über einen Strahl nicht strauchle,
Sorglich hütet sie: ihr Schatten.

Gottgeheimnis, Götzenzauber,
Weiße Statue der Sehnsucht
Schreitet sie: ich streck' vergeblich
Meine Hände nach ihr aus.

O wie halt ich die Entschreitende,
O wie bann ich die Entgleitende,
Aber ruf' ich: stürzt sie nieder.
Aber schrei ich: ists ihr Tod.

Und so schreitet sie vorüber,
Ist auf ewig mir verloren.
Eine Wolke löscht den Mond aus.
Einsam stehe ich im Dunkeln.

Mond und Mädchen

Es kriecht der kahle Mond durch Zweiggeäder,
Ob wo im Haus ein Mädchen wohnt,
Ein warmes Bett, ein daunenweicher Leib,
Es wärmt zur Winternacht sich gern ein jeder …
O Mädel, bleib, du schlanke Zeder!

Der Mond tastet am Fensterglase
Und zittert vor Begier und Frost …
Das Mädel schlägt ihm vor der Nase
Die Läden zu und höhnt: Gib Ruh!
Alten Gliedern ziemt nicht junger Most!

Er aber hat den Finger in der Fensterspalte,
Ob ihrer Kissen eine Falte er nicht erspähe,
Er ihre Blicke, braune Rehe,
Über der Brüste Sommerhügel
Zärtlich schreiten sehe.

Kukuli
(Für Carola Neher)

Kleiner Vogel Kukuli,
Flieh den grauen Norden, flieh,
Flieg nach Indien, nach Aegypten
Über Gräber, über Krypten,
Über Länder, über Meere,
Kleiner Vogel,
Laß die schwere Erde unter dir
Und wiege dich im Himmelsäther –
Fliege zwischen Monden, zwischen Sternen
Bis zum Sonnenthron, dem fernen,
Flieg zum Flammengott der Schmerzen
Und verbrenn' in seinem Herzen!

Als sie die ihr geschenkte Kristallflasche in der Hand hielt

Brechen sich im Glas die Strahlen,
Bricht das Glas sich in den Strahlen?
Glänzt dein Auge in der Sonne,
Glänzt die Sonn' in deinem Auge?
Liebt dein Herz mich?
Herzt mich deine Liebe?
Seliges Verdämmern:
Denn wir sterben unser Leben
Und wir leben unsren Tod.

Als sie zur Mittagszeit noch schlief
(Für Carola Neher)

Zwar es ist schon Mittagszeit,
Sonne steht schon hell am Himmel –
In den Straßen: welch Gewimmel,
In den Herzen: welches Leid –
Manches Segel bauscht der Wind,
Mancher Kutter bleibt im Hafen –
Du sollst schlafen, du sollst schlafen,
Du sollst schlafen, liebes Kind.

Siebzigmal littst du Haitang,
Fünfzigmal starbst du Johanna –
Schmecktest Süßigkeit und Manna,
Wenn der Quell der Qualen sprang.
Süßes, junges Blut – es rinnt – Küsse,
Dolche flammten, trafen –
Du sollst schlafen, du sollst schlafen,
Du sollst schlafen, liebes Kind.

Einmal endet sich das Spiel,
Einmal endet sich das Grausen,
Und die Ewigkeit wird kühl
Dir um Brust und Schläfen sausen.
Sand deckt dich wie Wolle lind,
Und der Hirte bläst den Schafen –
Du sollst schlafen, du sollst schlafen,
Du sollst schlafen, liebes Kind.

Der südliche Herbst
Für Anny

Noch sind voll grünem Laube die Platanen.
Die Reben hängen an den Stöcken schwer.
Die Menschen frieren in den Eisenbahnen
Voll Ahnung frühen Winters allzusehr.

Ja: morgen ist die letzte Traubenlesung;
Dann gibt der Winter uns den milden Wein
Und schenkt uns Wehmut und Verzweiflung ein.
Ich rieche dich im Laube der Verwesung …

Nacht im Coupe

Sternschnuppen in der Nebelnacht?
Die Funken der Lokomotive,
Sie haben der Seele Reisig entfacht,
Der Liebe verstaubte Briefe.

Briefe, die ich lange trug,
Sie flammten im Funkenregen.
Da war ich frei – mein Herz, es schlug
Dem Morgenrot entgegen.

Liebeslied

Dein Mund, der schön geschweifte,
Dein Lächeln, das mich streifte,
Dein Blick, der mich umarmte,
Dein Schoß, der mich erwarmte,
Dein Arm, der mich umschlungen,
Dein Wort, das mich umsungen,
Dein Haar, darein ich tauchte,
Dein Atem, der mich hauchte,
Dein Herz, das wilde Fohlen,
Die Seele unverhohlen,
Die Füße, welche liefen,
Als meine Lippen riefen –:
Gehört wohl mir, ist alles meins,
Wüßt' nicht, was mir das liebste wär',
Und gäb nicht Höll' noch Himmel her:
Eines und alles, all und eins.

Nachts

Ich bin erwacht in weißer Nacht,
Der weiße Mond, der weiße Schnee,
Und habe sacht an dich gedacht,
Du Höllenkind, du Himmelsfee.

In welchem Traum, in welchem Raum,
Schwebst du wohl jetzt, du Herzliche,
Und führst im Zaum am Erdensaum
Die Seele, ach, die schmerzliche –?

Du warst doch eben noch bei mir

Du warst doch eben noch bei mir,
Ich war doch eben noch bei dir –
Ging denn die Tür? Sprang auf das Haus?
Und gingst du ohne Gruß hinaus?

Es ist so dunkel. Dämmert es?
Hier klopft ja was. Was hämmert es?
Klopft denn die Wand? Tropft denn die Kerz'?
Es klopft und tropft und klopft mein Herz.

Die Liebe ein Traum

Ein letzter Kuß streift ihre Wimpern, und
Ermattet von der Lust schließt sie die schönen,
Die müden Augen, atmet tief – und schläft.
Schon hebt sich leicht die Brust,
Senkt leicht sich
Dem Traum entgegen
Wie Mond dem Meer,
Wie Welle sich an Welle schmiegt
Und fällt
Und steigt.
Ich rühr mich kaum, damit ich sie nicht wecke,
Doch wie ihr leiser Atem mich
Wie Mohnduft trifft,
Bin ich entzündet und vom stummen
Glanz der Glieder
Entflammt.
Ich neige mich zu ihr und liebe sanft
Die Schlafende, die einmal nur im Traum
Wie eine Taube
Verschlafen gurrt
Und seufzt. –
Sie träumt
Vielleicht,
Daß ich sie liebe…

Ich liege auf dem Grunde alles Seins

Alles, was geschieht

Alles, was geschieht,
Ist nur Leid und Lied.
Gott spielt auf der Harfe Trost sich zu.
Welle fällt und steigt.
Ach wie bald schon neigt
Sich dein Haupt im Tod. Dann lächle du.

Der weisse schnee

Der braune Baum.
Die Wand: wie nah.
Blau: blauer Raum.

Die Matte schmilzt
Im Februar.
O Licht, du stillst,
O Licht, du willst,
Was willig war.

Gegeben ganz
Dem goldenen Geist,
Grüß ich den Kranz,
Der mich umkreist.

Die Glocke

Die Glocke dröhnt
Und stöhnt
Die Stunden in die Welt.
O, wer sie dieses Zwangs entbände!
Sie ist bis an ihr Ende
Bestellt,
Daß klingend sie ihr Herz ins Nichts verschwende.

Die Sonnenuhr

Wie bist du doch in eine Welt
Von Tag und Glanz hineingestellt!
Dich treibt der Strahlen Her und Hin
Erst zur Besinnung und zu Sinn.
Auf deines Bilds besonntem Runde
Zeigt grau der Zeiger Stund um Stunde.
Wie golden früh- und spätre Stunde funkelt!
Die gegenwärtige allein ist schattenschwarz umdunkelt.

Der Springbrunn

Im Stadtpark wird der Springbrunn angedreht.
Der Strahl schießt auf, tönt, steigt und steht
Für einen Augenblick,
Gehalten von der Sonnenfaust.

Und wie der Strahl dann in die Tiefe saust:
Wasser stieg auf, Glanz fällt zurück.

Wanderung

Ich bin so alleine,
Wer ist denn bei mir?
Es sprechen die Steine;
Es lächelt das Tier.

Ihr Vögel habt Flügel;
Es drückt mich der Schuh.
Ihr Bäume, ihr Hügel,
O kommt auf mich zu!

Umarme mich, Tanne!
Ich sinke so hold.
O, tränke mich, Kanne
Des Mondes, mit Gold!

Wo werden wir rasten?
Das Dunkel weht kalt.
Wir liebten, wir haßten,
Nun wurden wir Wald.

Uns ist gegeben

Uns ist gegeben:
Ein wolkiges Lächeln,
Ein stürmisches Segel,
Ein waldiger Schatten,
Ein mildes Gestirn.

Wir binden die Blüten
Im Frühling. Wir heben
Die Früchte vom Baume
Und keltern den Herbst.

Und winket der Winter
Mit schwingenden Tänzen,
Und locken die Nächte
Mit tönendem Wein:

Uns zittern die Füße,
Uns dämmern die Augen,
Uns sinken die Hände
Die leeren, die schweren –
Verschüttet am Boden
Rollt spielendes Blut.

Die Kinder verlachen
Die Tränen der Alten.
Sie deuten das Läuten
Verdunkelter Glocken
Am Abend als Hoffnung,
Am Morgen als Sieg.

Ich hab am lichten Tag geschlafen

Ich hab am lichten Tag geschlafen.
Es weint das Kind. Es blökt das Rind.
In meinem Weidentraume trafen
Sich Leiseklug und Lockenlind.

Kaum weiß ich noch, warum ich lebe.
Vereist mein Blick. Mein Blut verstürmt.
Wenn ich die Brust im Atmen hebe,
Sind Felsen über sie getürmt.

Die Schwester auch am Nebelhafen,
Sie bietet süße Brust dem Wind.
Vor klingender Taverne trafen Sie
Leiseklug und Lockenlind.

Den Sternen, die am Himmel pochten,
Warf Köcher ich und Becher hin.
Ich bin mit Mohn und Tod verflochten
Und weiß nicht mehr, ob ich noch bin.

Frühlingsgewölk

Frühlingsgewölk. Die Stare
Singen schön.
Die ersten Regentropfen trillern
Am Dach.

Die Wetterfahne weht
Nach Süden.
Die kleine Wiese
Weiß viel.

Träum ich die Tanne?
Träumt die Tanne mich?
Es lebt und stirbt
Sich leicht.

Am Luganer See

Durchs Fenster strömt der See zu mir herein,
Der Himmel auch mit seinem Mondenschein.
Die Wogen ziehen über mir dahin,
Ich träume, daß ich längst gestorben bin.
Ich liege auf dem Grunde alles Seins
Und bin mit Kiesel, Hecht und Muschel eins.

Irene: Du bist bei mir. Ich bin bei dir

Liebst du ewig?
Ich liebe heute.
Heute ist unsere Ewigkeit.
Heute ist unser Kometensturz.
Heute rollt der Schollenschwung
Indischer Eiszeit
Über uns liebendes Land hinweg.

Möge der Sterne
Springbrunn zerstäuben,
Möge der Sonne
Strahlender Pfirsich
Schmelzend zergehn!
Heute liebte ich
Deine Liebe,
Heute lächeltest
Du mein Lächeln.
Heute liebten wir Ewig uns.
Eine stürmische Stunde war
Alle Ewigkeit unser.

Noch spüre ich den ruch

Noch spüre ich den ruch
Von deinem Schoß
An meinen Fingerspitzen.
Noch schwebe ich,
Ein seliges Schiff,
Auf blondem Flusse
Ganz bekränzt.
Um meine Stirne
Schwirren Bienen bunt.
Die Blüte rauscht:
Lupinen! Fernes Feld!
Weit offen
Steht das Tor der nächsten Nacht.
Mein Herz:
Ja, tausendfach erglüht im Dunkeln
Herz neben Herz im milden Morgenwind.

Gott hat uns leicht und schwer gemacht

Gott hat uns leicht und schwer gemacht.
Du hast geweint. Ich hab gelacht.
Du hast gelacht. Ich hab geweint.
So Sonn und Mond am Himmel scheint.

Die stunde steht, die wunde brennt,

Die stunde steht, die wunde brennt,
Die Sonne sinkt vom Firmament.
Du bist bei mir. Ich bin bei dir.
Das Zimmer ist voll Goldgetier.

Hier kriecht es schwer, dort fliegt es leicht –
Wie ist die Wand so bald erreicht!

Dein kühler Mund auf meiner Stirn –
Die himmlischen Raketen schwirrn.
Die Seele stürzt. Ich weiß es nicht,
Warum mein Aug in Tränen spricht.

Eine nacht wie diese

Eine nacht wie diese
Will ich nun nicht mehr
Auf der weißen Wiese
Liegt der Schnee so schwer.

Auf dem blauen Himmel
Lasten Mond und Stern.
Auf dem roten Herzen
Ruht dein Herz so gern.

Tausend seufzer gehen

Tausend seufzer gehen
Hin und her.
Keiner konnt verwehen,
Stürmt es noch so sehr.

Liebesblicke viel
Sprangen hin und wieder.
Keiner fiel
Je zu Boden nieder.

Küsse haben wir gesogen,
Tausendfältig, ich und du.
Alle sind verflogen –
Liebste, warum zögerst du?

Einmal muss das leid doch enden

Einmal muss das leid doch enden
Und der Tränenstrom versiegen.
Einmal muß der Stein sich wenden
Und entbrannt zum Lichte fliegen!

Kein brief heute morgen

Kein brief heute morgen.
Alle Postboten Sind erfroren.
In den Lawinen Stecken die Züge.
Alle Briefkästen in Basel
Barsten.
Die Briefe, die an mich bestimmt,
Flatterten,
Weiße Möwen,
Ueber den Rhein.
Eine, hoch schon am Himmel,
Schreit.
Irene!

Wenn ich in Nächten wandre

Wenn ich in Nächten wandre
Ein Stern wie viele andre,
So folgen meiner Reise
Die goldnen Brüder leise.

Der erste sagts dem zweiten,
Mich zärtlich zu geleiten,
Der zweite sagts den vielen,
Mich strahlend zu umspielen.

So schreit ich im Gewimmel
Der Sterne durch den Himmel.
Ich lächle, leuchte, wandre
Ein Stern wie viele andre.

Passauer Distichen

Unter blühenden Kirschen im mächtig sprossenden Grase
Liegen die Liebste und ich. Schatten breitet der Baum
Über das grüne Bett mit weißen Blüten durchmustert.
Blüten mit leichter Hand schüttelt der Frühling herab.
Doch von des Mädchens Lippe pflück ich die süßesten
Früchte,
Fällt ihr ein Blatt auf den Mund, küß ich es zärtlich hinweg.
Also ein gütig Geschick uns Herbst und Frühling vereinte:
Schwebt die Blüte vom Baum, reift auf dem Mund sie zur Frucht.

Wiegenlied für mich

O ich liege weit
Außer Raum und Zeit,
In der Sonne lieg ich still und weiß.
Schnee bekränzt mich licht,
Himmel mein Gedicht,
Und die Wälder läuten laut und leis.

Aus der Tiefe steigt
Blond ein Haupt und neigt
Seiner Locken liebliches Gespenst,
Seele du der See, Seele du der Schnee,
Seele, Seele, Sonne wie du brennst!

So setz ich ohne ruh

So setz ich ohne ruh
Schlaflos hier Strich um Strich.
War nichts so gut wie du,
War nichts so bös wie ich.

Nichts war so schwarz wie ich,
Nichts war so blond wie du.
O bleibe, ewiglich,
Ruhlose, meine Ruh!

Wiegenlied für Irene

Einen Sommer lang
Goldne Glocke schwang,
Rief zu immer holderem Tag.
Schlugst das Aug du auf,
Lag mein Kuß darauf,
Und dein Herz in meinen Händen lag.

Einen Sommer lang
Lied und Lachen klang,
Und wir waren ganz vor
Glück entbrannt.
Schlang und Eidechs kam,
Und gezähmt sie nahm
Süßigkeit aus deiner guten Hand.

Einen Sommer lang
Mit dem Engel rang
Ich, daß ewig dieser Sommer sei.
Ach, ich war zu schwach,
Und im Herbste brach
Sensenmann das Ährenglück entzwei.

Dieser Sommer war
Voll wie hundert Jahr,
Die des Gottes Gnadenblut durchdrang.
Schenke sein Geschick
Unsrem Kind ein Glück
Viele, viele, viele Sommer lang.

Du nahmst in deinen händen

Du nahmst in deinen händen
Mein Herz mit in den Katafalk.
Ich bröckle aller Enden
Wie Kalk.

Bald werd ich nicht mehr ich sein,
Nur immer du.
Und Friede wird für mich sein
In deiner Ruh.

Mein Schmerz, er wird verschmerzt sein
Von mir.
Mein Herz, es wird geherzt sein
Von dir.

Ich seh's an deinem bilde, auch du leidest,

Ich seh's an deinem bilde, auch du leidest,
So himmelweit von mir entfernt zu sein.
Ich fühl, wie du die Engelspiele meidest
Und wie du traurig bist, besternt zu sein.

Ich bin nur deines Schattens schmaler Schatten.
Du bist so hell. Ich bin so dunkel ganz.
O wirf den goldnen Käscher nach dem Gatten
Und zieh hinüber ihn in deinen Glanz!

Wie mancher vor des fürsten strengem schein

Wie mancher vor des fürsten strengem schein
In knabenhafter Niederkeit erstirbt:
So sterbe ich vor dir. Die Grille zirpt.
Und dieser Tag wird wohl der letzte sein.

Ach, daß ich dennoch übers Grab hinaus
Die Arme ewig nach dir breiten werde!
Ich kehre nie zu meinem Vaterhaus,
Und fremde Erde ist wie keine Erde.

Komm zur stunde der gespenster,

Komm zur stunde der gespenster,
Daß kein Blick dich mehr berühre.
Komm mit einem Stern durchs Fenster,
Mit dem Windstoß durch die Türe.

Leg zu mir dich in die Kissen,
Laß uns Wang an Wange schweigen,
Bis in flammenderen Küssen
Wir uns zueinander neigen.

Nimm mich mit dir, wenn du scheidest
Beim Gesang der Philomele.
Leiden will ich, was du leidest,
Selig sein in deiner Seele.

Umhalse mich. ich friere

Umhalse mich. ich friere.
Ich liege so allein in deinem Bett.
Mein Mund sucht deine Lippen,
Meine Hand deine Hüfte.

Ich sah zwei Liebende am See.
Ich sank am Boden hin.
Ich sah ein blondes Kind;
Ich starb den ersten Tod.

Nie wieder wärmt mich deine Wange,
Nie wieder lächelt deine Stirn.
Nie wieder werden wir nach Rosenkäfern haschen.
Nie wieder weinen einer in des andern Aug.

Meine kleine schwester

Meine kleine schwester
Hat der Wind begraben.
Meine kleine Schwester
Ist verweht.

Nachts am Fenster
Rüttelt sie und flüstert.
Möchte stürmisch
In die Welt zurück …

Gaukle, gestade,

Gaukle, gestade,
Mir doch kein Gold vor!
Keinen hellen Tag mir,
Sonne!
Winselt, Wolken!
Schluchze, Obstverkäufer!
Knarrt, Platanen –
An den Ästen ächzen
Die Gehängten.
Welcher Vogel dort
Überm Berge schreit?
Schon seit Wochen zieht er seine Kreise
Überm Felsen,
Wo der Jäger ihm sein Weibchen schoß.

Die birnen läuten im chorgestühl

Der baumkirchen

Der baumkirchen.
Hangend am Gesträuch des Westwindes glaubte ich ewig
dem silbernen Geräusch.
Der Mond umarmt die sanfte Hyazinthe.
Ich weiß, was mir bestimmt ist,
Und wie die Stimmen der kleinen Gaukler nur tönen im
Turm und wie die Wasserrinnen klopfen so trostlos.
Singe doch, Wand!
Rausche doch, Vorhang!
Und ihr Tassen und Teller, die sie in ihren Händen hielt,
Klappert, klappert!
Es singen am Fenster immer ein Mann und ein Mädchen,
Zwei Töne nur,
Und des Tages finde ich sie nicht, wenn ich singen
will.
Mein Zimmer ist voll Wind und meine Stirn voller
Stürme.
Du rufst mich immer
Wie aus dem Stein hervor,
Du lächelst immer
Wie ganz vergangen.
Ich grabe mich in dein Gedächtnis,
Ich streichle deinen Schuh,
Ich schlafe in deinen seidnen Kleidern auf deinem Bett,
Ich weine nächtelang vor deinem Spiegel.
So oft umschlang er dich;
Ach, warum hielt der Glänzende dich nicht,
Dich nicht die Liebe?

Sonne scheint und mond versinkt,

Sonne scheint und mond versinkt,
Ziegen klettern an den Hügeln.
Mädchen sind mit bunten Flügeln
Wie die Sittiche beschwingt.

Berg steht veilchenviolett.
Die Kastanienblätter knistern,
Und von ihren Kindern flüstern
Liebende im goldnen Bett.

Bin ich Echo? Bin ich Ruf?
Schimmernd fühl ich Tränen steigen;
Und ich muß die Kniee neigen
Vor dem Grabmal, das ich schuf.

Du wehst um meine wangen,

Du wehst um meine wangen,
Du lächelst aus dem Licht.
Ich bin von dir umfangen
Im herbstlichen Gedicht.

Ich bin von dir umründet,
Ich bin von dir umhallt.
Ich bin mit dir verbündet:
Gestalter und Gestalt.

Ich bin von dir umgeben,
Ich bin von dir umkreist.
Mein Sterben und mein Leben
Sind Geist von deinem Geist.

Einmal noch den Abend halten

Einmal noch den Abend halten
Im versinkenden Gefühl!
Der Gestalten, der Gewalten
Sind zu viel.

Sie umbrausen den verwegnen Leuchter,
Der die Nacht erhellt.
Fiebriger und feuchter
Glänzt das Angesicht der Welt.

Erste Sterne, erste Tropfen regnen,
Immer süßer singt das Blatt am Baum.
Und die brüderlichen Blitze segnen
Blau wie Veilchen den erwachten Traum.

Jeden tag muss ich gewöhnen

Jeden tag muss ich gewöhnen
Mich aufs neu an dieses Leben.
Glocken hin und wieder dröhnen,
Wolken auf und nieder schweben.

Und ein Strom von Tränen fließ ich
Aufwärts wie ein Regenbogen.
In den Himmel schon ergieß ich
Meine Wellen, meine Wogen.

Engel neigen ihre Wangen,
Kühlen ihrer Augen Brände.
Und der schönste kommt gegangen,
Und er netzt sich seine Hände.

Nun bin ich ohn Beschwerde

Nun bin ich ohn Beschwerde,
Nun bin ich ohne Leid;
Tief unter mir die Erde
Liegt wie ein Stern so weit.

Und was ich je gelitten
Um dich und deinen Tod,
Ist von mir abgeglitten
Wie Rauch im Abendrot.

Gesühnt ist meine Fehle.
Gott will mir Gutes tun.
Ich darf bei meiner Seele
Noch heut im Brautbett ruhn.

Das Leben lebt – Irene, die mich aufwärts hebt

Die Sonette auf Irene

I
Ich traf den Engel von der Mondkohorte
Am Friedhofstor. Er führte mich die Pfade.
Er badete in meinem Tränenbade
Die Trauerweide, die am Grabe dorrte.

Ihr toter Leib ist noch wie Sonnengnade.
Die Blumen sprießen hell in seinem Horte.
Aus seiner weit emporgerissnen Pforte
Treten Kamelie, Rose, Dahlie, Rade.

Pflück eine Blume dir von ihrem Haupte,
Das so voll blonder Sonne war wie keines,
Das nur dem Licht und nur dem Lichten glaubte,

Und flüchte in die Einsamkeit des Haines,
Der euch so oft zu zweit dem Werktag raubte.
Und auf die Blume hin: dein Herz verwein es …

III
Und immer, wenn die Türe ging, du lauschtest,
Ob ich nicht käme. Und ich war so weit
Und wußte nichts von deinem letzten Leid,
Und daß du mit dem Tod schon Blicke tauschtest.

Wie eine Fledermaus im Dunkel rauschtest
Du zaubrisch zwischen Zeit und Ewigkeit.
Du schriest nach mir wie eine Eule schreit,
Und immer, wenn die Türe ging, du lauschtest …

Die Totenglocke hat um eins gebimmelt.
Ich bin verschlafen aus dem Traum geschreckt.
Ich sah mein Haupt wie einen Pilz verschimmelt

Und meine Brust mit Messern ganz besteckt.
Mit Sternen war die Nacht wie nie behimmelt.
Ich schlief, bis mich ein Donnerschlag geweckt.

IV
Es war November. Draußen stob der Föhn.
Das Lob der Heimat schien dich zu beglücken.
Wir mußten näher aneinanderrücken,
Um Donau, Inn und Oberhaus zu sehn.

Und unsre Wangen streifen sich und wehn.
Blut klopft an Blut. Wir sehn in unsren Blicken
Erfüllung glänzen, lächeln, jubeln, nicken.
Und Lippe sank auf Lippe engelschön.

Nicht suchte Hand nach Hand. Es klang kein Wort.
Die Uhr im Zimmer tickte unverdrossen.
Und unsre Herzen schlugen fort und fort

Wie Wellen, die ins große Meer geflossen.
Du standest auf. Das Buch lag noch am Ort.
Leis hast du hinter dir die Tür geschlossen.

VII
Schon sieben Tag und Nächte muß ich weinen,
Und immer wieder fließt der Fluß der Tränen.
Und immer wieder will das Herz sich dehnen,
Sich flügelnd mit dem Ewigen zu vereinen.

Entflög es doch und fänd sich bei der Einen
Als Kissen ihrem Fuß, darauf zu lehnen,
Wenn die Schalmein der schönen Engel tönen,
Zum Lob gestimmt der Einen ganz All-Einen.

O wär mein Herz ihr Schemel, drauf zu ruhn,
Wenn sich das Haupt in Wolkenkissen schmiegt.
Ich will nichts wissen, wollen oder tun.

Ich will nur bei ihr sein, und leicht gewiegt
Von ihren himmlisch zarten Silberschuhn
Erbebt mein Herz, das ihr zu Füßen liegt.

VIII
Kämst du doch eine Nacht, wie ich dich kannte,
Im leichten Hemd zu mir ins Bett geschlüpft!
Die goldne Schnur der Küsse war geknüpft
Aus Sternenfäden, die Urania sandte.

Der Mond sein Licht auf unser Spiel verwandte,
Das er mit kleinem Heiligenschein getüpft.
Er zitterte, wenn ich das Hemd gelüpft
Und deine Brüste rot mit Küssen brannte.

In einer Nacht wie dieser ward das Kind.
Du weißt es noch und fühltest, daß es werde.
Im Schneewald sang des Februares Wind.

An Schlitten klang Geläut der Nebel-Pferde.
Du sprachst: Weil wir nun eins geworden sind,
So steigt im Kind der Himmel auf die Erde.

XVII
Nachts steige ich mit Lampe, Hammer, Schippe
In Sturm und Regen übern Friedhofszaun.
Ich taste glücklich mich und ohne Graun
Durch alle Gräber zu der heiligen Krippe.

Ich schaufle und zerbrech den Sarg. Die Lippe
Seh ich im Scheine der Laterne blaun.
Und deine halbgeschlossnen Augen schaun
Nach innen auf den Tanz der Engelsippe.

Und meine Lippen küssen dein Skelett.
Sie neiden dem Gewürm die schönsten Brüste.

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