Brüder Grimm
Die deutschen Lieblingsmärchen
© Матвеев С.А., адаптация текста, комментарии, словарь
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Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Da saß eine Königin an einem Fenster und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und dachte sie bei sich[1]:
„Ich will ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz“.
Bald darauf bekam sie eine Tochter. Die Tochter war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie das Holz und darum war sie Schneewittchen genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin.
Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Frau. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:
„Spieglein, Spieglein
an der Wand,
wer ist die schönste
im ganzen Land?“
So antwortete der Spiegel:
„Frau Königin, Ihr seid die schönste im Land“.
Da war sie zufrieden; denn sie wußte, daß der Spiegel die Wahrheit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran[2] und wurde immer schöner. Als es sieben Jahr alt war, war es schöner als die Königin selbst. Als fragte die Königin ihren Spiegel:
„Spieglein, Spieglein
an der Wand,
wer ist die schönste
im ganzen Land?“
So antwortete er:
„Frau Königin,
Ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen
ist tausendmal schöner als Ihr.“
Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid[3]. Und wenn sie Schneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmut wuchsen in ihrem Herzen immer höher. Sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte.